Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
richtige Begeisterung klang anders. Er legte den Kopf schräg. »Und was ist mit dem Fall Fielmeister? Gehe ich recht in der Annahme, dass du mit dieser Story immer noch keinen Schritt weitergekommen bist?«
Sackowitz verdrückte den letzten Dönerhappen und wischte sich mit einer Serviette über Nase, Mund und Kinn, bevor er ein Fax aus seiner Tasche zauberte. Seine Finger hinterließen auf dem Papier Fettflecken, aber das kümmerte ihn nicht. Noch immer lag ein überhebliches Grinsen auf seinem Gesicht. »Hier. Lesen!«
»Was ist das?«
»Eine Agenturmeldung: Demnach hat die Polizei Marten Peglar zur Fahndung ausgeschrieben. Peglar ist der Stiefbruder von Rudolph Fielmeister, offiziell haben sie den Betrieb gemeinsam geführt.«
»Und er wird des Mordes verdächtigt?«
»Davon steht natürlich nichts in der Meldung, nur dass Peglar im Zusammenhang mit dem Mord an Fielmeister gesucht wird.«
Bodkema schnalzte mit der Zunge. Jetzt war er hundertprozentig bei der Sache. »Das klingt nach einer Familientragödie.«
»Wie wäre es mit der Überschrift:
Missratener Stiefbruder dreht durch
?«
»Missraten? Ist da noch etwas, was ich nicht weiß?«
Beherzt holte Sackowitz einen Stapel Archivmaterial aus seiner Tasche. »Ich habe da ein wenig recherchiert.«
Den Großteil der Arbeit hatte zwar Lothar erledigt, aber erstens war der Praktikant dafür da, und zweitens brauchte Bodkema nichts davon zu wissen, zumindest nicht im Moment.
Flüchtig blätterte der Chefredakteur durch die alten Zeitungsartikel über mal mehr, mal weniger berühmte Berliner Celebrities. Auf den Fotos, welche die Meldungen illustrierten, drängelte sich immer wieder Marten Peglar vor die Kameralinse. Auffallend viele der abgedruckten Bilder waren im
Café Hermano
aufgenommen worden, einem berüchtigten Treff für die High Society und alle, die sich dafür hielten: Politiker, Unternehmer, Eintagsfliegen aus den Charts, Soap-Starlets, Models und Gigolos. Sogar Zuhälter und ihre Nutten waren des Öfteren unter den Gästen gesichtet worden. Erst vor einem Vierteljahr war der Laden einem Brandanschlag aus dem Rotlichtmilieu zum Opfer gefallen.
»Peglar ist bei Weitem kein Unbekannter«, erklärte Sackowitz. »Es gab allerhand Skandale, in die er verwickelt war. Auch Drogengeschichten.«
»Hm«, machte Bodkema.
Wieder hätte sich Sackowitz ein bisschen mehr Freude über seine spektakulären Enthüllungen gewünscht. »Behauptest du jetzt immer noch, ich wäre keinen Schritt weitergekommen?«
Der Chefredakteur schaute ernst von den Unterlagen auf. »Hardy, sei mir nicht böse, dass ich das so sage, aber im Endeffekt hast du einfach nur Glück gehabt. Ohne diese Agenturmeldung hättest du nichts …«
»Ja, ja, ist schon gut«, pflaumte Sackowitz seinen Chef beleidigt an. »Aber das kannst du mir schwerlich zum Vorwurf machen, Stan. Immerhin wurde ich vorhin entführt.«
»Ach? Jetzt war es also doch eine Entführung?«
Sackowitz ersparte sich eine Antwort und stapfte verstimmt aus dem Büro.
»Aber falls es dich tröstet«, tönte Bodkemas Stimme ihm durch das Vorzimmer hinterher, während die blondierte Sekretärin ungerührt an ihren pinkfarbenen Fingernägeln feilte, »beide Storys bringen wir morgen auf Seite eins. Schreib mir zwei knackige Teaser für die Aufmacher, die Fortsetzungen laufen dann im Innenteil.«
Für Sackowitz währte der Trost nur wenige Sekunden. Als er seinen Schreibtisch erreichte, waberte ihm bereits eine Wolke erbärmlichen Gestanks entgegen.
»Das stinkt schon seit ein paar Stunden so«, informierte ihn Lothar.
»Und warum lüftest du nicht?« Sackowitz zog das Fenster auf. Sofort blies ihm eisiger, feuchter Wind ins Gesicht.
»Deshalb«, meinte Lothar und grinste gehässig.
Schwere Wolken umhüllten die Kuppel des Fernsehturms, das Restaurant war nur noch schwer zu erkennen. Alle Zeichen standen auf Schnee. Sackowitz griff nach dem Telefon, um endlich einen Anruf zu erledigen, den er bis jetzt hatte aufschieben müssen. »Till, es tut mir wirklich leid, dass ich mich jetzt erst melde. Ich war kurzfristig verhindert.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, erwiderte sein Sohn. Es klang nicht, als sei er allzu sauer. »Aber wann können wir dann das Interview nachholen?«
»Am besten morgen früh vor dem Turnierstart. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Frühstück?«
»Einverstanden. Bis dann.«
Ein heftige Böe wirbelte Zettel, Papiere und Notizen auf Sackowitz’ Schreibtisch durcheinander. Schnell
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