Trinity (German Edition)
»Wenn Sie mir das Blatt hierlassen, lese ich es. Ich verspreche es Ihnen.«
Die Frau machte keinen sehr glücklichen Eindruck, kaufte aber einen kleinen Nambe-Topf, ehe sie wieder ging. Elizabeth erlaubte ihr, ein paar Flugblätter auf die Theke zu legen. Sie lächelte und dankte ihr, ehe sie in der kleinen Ladenstraße weiterging.
Heutzutage gab es hier nicht mehr sehr viele Touristen. Elizabeth dachte selten an ihre alte Zeitlinie, aber wenn sie es tat, dann erinnerte sie sich, wie die Touristen in Scharen über die Plaza schlenderten, ihr Mittagessen in der Stierkampfarena einnahmen und dann die Galerien besuchten, ehe sie nach Los Alamos oder Taos weiterfuhren.
Aber Los Alamos war seit Jahren geschlossen. Außer einer verlassenen alten Militäransiedlung mit einer Anzahl zerfallender Gebäude war dort nichts geblieben. Das Projekt hatte seine Arbeit erledigt und konnte jetzt in Frieden ruhen.
Franklin D. Roosevelt hatte als eine seiner letzten Maßnahmen als Präsident die Uranbombe eingesetzt. Die Konstruktion vom Kanonentyp brauchte nicht erprobt zu werden, sobald das gereinigte Uran-235 aus den Fabriken von Oak Ridge eingetroffen war. Auch ohne dass Oppenheimer und Groves ihn dazu zu drängen brauchten, hatte Roosevelt die Bombe auf die deutsche Insel Usedom abwerfen lassen, wo die Nazis die Geschosse mit radioaktivem Staub entwickelt hatten, die New York unbewohnbar gemacht hatten.
Der künftige Präsident Dewey hatte in einer enthusiastischen Propagandakampagne Millionen von Flugblättern über deutschen Städten abwerfen lassen, die Fotos von Tod und Verwüstung in New York und Peenemünde zeigten, unter der Überschrift »Sorgt dafür, dass das nicht so weitergeht!«
Dewey hatte eine Liste deutscher Städte bekanntgegeben, die vernichtet werden würden, falls die Nazis nicht sofort kapitulierten. Seine erste Maßnahme als neuer US-Präsident würde darin bestehen, Berlin zu vernichten, falls Hitler nicht bedingungslos kapitulierte. Von den unbekannten Maßnahmen eines neuen Präsidenten in Angst versetzt, hatte Hitler an dem Tag kapituliert, an dem Dewey seinen Amtseid abgelegt hatte. Anschließend hatte er sich mit einer Giftkapsel das Leben genommen, ehe die Alliierten anfangen konnten, sein Reich aufzuteilen …
Die gegenwärtigen Ereignisse machten Elizabeth immer Angst. Sie sah sich die Zeitungen nur noch selten an, weil sie den Zusammenhang, zwischen dem, was bereits geschehen war und was vielleicht noch kommen würde, verloren hatte. Sie fühlte sich für jede Katastrophe verantwortlich, von der sie las.
Hatte sie etwas getan, um all das auszulösen? Was wäre geschehen, wenn sie Oppenheimer ermordet hätte? War die Welt jetzt besser oder schlechter? Oder nur anders?
Eine Weile hatte sie sich an der Börse betätigt, hatte in Fernsehgerätehersteller investiert und in John von Neumanns Firma, die »Kalkulationsmaschinen« produzierte – aber die Weltwirtschaft hatte sich enorm verändert, und sie hatte keinen besonderen Vorteil gegenüber anderen. Es war wie das, was mit ihrem Augenlicht passiert war – sie konnte zwar etwas gerade anstarren, sah aber nichts.
Nachdem sie ihre Kunstgalerie eröffnet hatte, in der sie Arbeiten ortsansässiger indianischer Künstler ausstellte, hatte sie beschlossen, einfach ihr Leben zu leben und die Welt sich selbst zu überlassen. Die Geschichte hatte sich für einen anderen Weg entschieden, und den musste sie jetzt verfolgen, ohne Hilfe und ohne Einmischung ihrerseits.
Sie würde zusehen, wie die Zukunft geschah, während sie in der Vergangenheit lebte. Du musst tun, was du tun musst. Wenn die Dinge sich zu schlecht entwickelten, würde sie sich wieder einschalten müssen und versuchen, ihnen einen anderen Lauf zu geben. Und zum Teufel mit den Folgen. Für irgendjemanden.
Ende
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