Trixie Belden sucht den weißen Geisterfisch
Fische ab und
kassiert die Belohnung ein, und dann beginnen friedliche Zeiten — wir essen,
schlafen, erholen uns von allen Aufregungen, angeln im See...“ Trixie fand, daß
das äußerst langweilig klang, doch sie behielt ihre Meinung wohlweislich für
sich. Martin ging etwas anderes durch den Sinn. Seiner Ansicht nach kannte Herr
Garland Trixie noch immer schlecht, sonst hätte er wissen müssen, daß Trixie
und friedliche Zeiten Begriffe waren, die nicht zusammenpaßten .
Aber ausnahmsweise sprach auch er einmal nicht aus, was er dachte.
Die erste Person, der sie in White Hole
Springs begegneten, war Sheriff Owens. Er winkte ihnen schon von weitem zu und
rief mit schallender Stimme: „ Slim hat ein Geständnis
abgelegt! Ich habe ihn in den Nachbarort gebracht — ein Gefängnis gibt es ja in
unserem Nest nicht.“ Lachend fügte er hinzu: „So bequem hätte ich es gern öfter
— daß man mir die Gauner schon fertig gefesselt vor die Tür liefert!“
Der Redakteur des Magazins der
Wissenschaft stand gerade in der Hotelhalle und unterhielt sich mit einem
älteren Herrn, als die „Rotkehlchen“ mit ihrem Eimer durch die Schwingtür
traten, gefolgt von Onkel Tony und Linnie .
„Wir kommen, um unsere fünfhundert
Dollar abzuholen“, sagte Martin mit breitem Grinsen. Der Redakteur hob den Kopf
und wechselte einen aufgeregten Blick mit dem Herrn an seiner Seite.
„Habt ihr wirklich Exemplare des Amplyopsis spelaeus gefunden?“
rief er, zog ein Vergrößerungsglas aus der Tasche und hielt es über den Eimer,
den Trixie vor ihm auf einen Tisch gestellt hatte. „Bisher hat man uns leider
nie die richtigen Fische gebracht.“
„ Amply ... wie
war das?“ fragte Trixie mißtrauisch. „Sie wollten doch Geisterfische, und die
haben wir gefangen!“
Der Redakteur hörte kaum zu. „Werfen
Sie doch mal einen Blick darauf, Doktor Miller“, bat er.
Die „Rotkehlchen“ warteten mit
angehaltenem Atem, während die beiden Männer die Fische einer genauen Prüfung
unterzogen. Schließlich hob der Redakteur den Kopf und sagte langsam: „Ich
fürchte, wir haben etwas Unmögliches erwartet. Der Amplyopsis spelaeus ist bisher nur in der Mammuthöhle von
Kentucky vorgefunden worden. Wir hofften, ihn auch hier in der Nähe des Wamatosa-Sees zu entdecken. Das wäre vielleicht der Beweis
dafür gewesen, daß es zwischen Kentucky und Missouri eine Art unterirdischen
Wasserweg gibt. Aber das Experiment ist mißglückt —
tut mir wirklich leid für euch.“
Trixie war blaß geworden. Sie versuchte
etwas zu sagen, brachte jedoch kein Wort heraus.
„Nimm dir’s nicht so zu Herzen“, sagte Brigitte, der selbst Tränen der Enttäuschung in die
Augen stiegen. „Wir werden das Geld auf irgendeine andere Weise
zusammenbekommen, wenn wir wieder zu Hause sind — du findest bestimmt einen
Weg, Trixie!“
Währenddessen hatte Doktor Miller die
„Geisterfische“ noch einmal geprüft. Nun zog er den Redakteur beiseite und
flüsterte ihm rasch etwas zu.
„Das kann doch nicht sein!“ erwiderte
der junge Mann mit lauter, erstaunter Stimme.
„Ich sage Ihnen aber, daß es so ist!“
beharrte Doktor Miller, ging zum Eimer zurück und hielt das Vergrößerungsglas
dicht an die Wasseroberfläche. „Sehen Sie nicht die Papillen ,
die in Reihen auf dem Kopf und dem Maul angeordnet sind?“
„Guter Gott im Himmel!“ stieß der
Redakteur hervor. „Das sind doch nicht etwa Exemplare des Troglichthys rosae ?!“
„ So wahr ich hier stehe!“ bestätigte Doktor Miller
verzückt, während die „Rotkehlchen“, Linnie und Onkel
Tony verwirrt danebenstanden. „Ein Wissenschaftler hat diese Fischart vor
fünfzig Jahren in Missouri gefunden, aber seitdem war sie wie vom Erdboden
verschwunden — ein wirklich passender Vergleich!“ Doktor Miller lachte laut und
fuhr fort: „Professor Carl Eigenmann behauptet, die Troglichthys rosae hätten länger in Höhlen gelebt als jedes
andere lebende Wirbeltier.“
Trixie starrte ihn mit offenem Mund an,
Brigitte runzelte verständnislos die Stirn, und Martin holte tief Luft, um eine
Frage zu stellen, doch Onkel Tony kam ihm zuvor.
„Und was bedeutet das alles für diese
jungen Leute hier?“ fragte er.
„Tja, das will ich Ihnen sagen“, erwiderte
der Redakteur. „Sie haben zwar nicht die Fischart gefunden, für die ein Preis
ausgesetzt ist, dafür aber eine viel seltenere. Ich werde noch mit den
Herausgebern meiner Zeitschrift sprechen müssen, aber etwas kann ich schon
jetzt
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