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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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1.
    Atlan
     
    »Wieso geht es nicht los?«, fragte Iwan Goratschin nicht zum ersten Mal. »Das dauert ja ewig!« Ishy Matsu trat hinter ihn und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
    »Wir wissen es ebenso wenig wie du, Iwan«, erwiderte Belinkhar betont ruhig, ohne den Blick von der phantastischen Flotte zu wenden, die sich vor, über und unter uns in die Ferne erstreckte. »Wieso gehst du dir nicht ein wenig die Beine vertreten? Wir rufen dich schon, wenn's so weit ist.«
    Es war enger denn je in der Zentrale der TIA'IR, denn jeder von uns verspürte den Impuls, sich irgendwie nützlich zu machen, irgendeine Anzeige zu überwachen oder wenigstens die nervöse Energie mit ein paar Schritten hierhin oder dorthin abzubauen. Doch der uns zur Verfügung stehende Platz ließ dies nicht zu, sodass wir nichts tun konnten, außer abzuwarten. Es war ein Gefühl wie in den Minuten vor einer Schlacht.
    Perry Rhodan war von allen wahrscheinlich noch am gelassensten. Er saß neben Belinkhar in einem der vier Sitze und verfolgte aufmerksam jeden Handgriff der Mehandor. Ich wusste, er hatte den Ehrgeiz, die Bedienung der TIA'IR in- und auswendig zu lernen, und er war auf dem besten Weg dahin. In dieser Hinsicht war er das Musterbeispiel eines Menschen: Er sog neues Wissen in sich auf wie ein Schwamm. Diese Anpassungsgabe nötigte mir immer noch Bewunderung ab, auch nach so vielen tausend Jahren.
    »Du hast recht«, murmelte Goratschin, stand auf und löste sich aus Matsus Griff. »Ich bin unten im Lagerraum.« Er strich seiner Gefährtin kurz durchs Haar und schwang sich dann in den Leiterschacht nach unten. Er hatte davon gesprochen, einen Sandsack oder vielleicht sogar einen Punchingball dort unten zu montieren. Wahrscheinlich wäre jetzt eine gute Gelegenheit dazu. Ich schätzte seine ehrliche, geradlinige Art, aber manchmal fehlte es ihm einfach an der nötigen Geduld.
    »Wenn du Chabalh triffst, richte ihm aus, dass sich das Essen heute verzögert!«, rief die Japanerin ihm nach. »Oder du machst ihm was.«
    »Ich richte es ihm aus«, brummte Iwan aus dem Stockwerk unter uns. Der Purrer kam nur selten in die Zentrale, weil er Schwierigkeiten mit dem Leiterschacht hatte, auch wenn er es nicht gerne zugab. Und das Einzige, womit der große Panther noch mehr auf Kriegsfuß stand als mit den Leitern, war die Essenausgabe der TIA'IR.
    »Es scheint irgendein Problem mit der Startgenehmigung zu geben«, murmelte Belinkhar, sobald Goratschin außer Hörweite war.
    »Keine Flotte dieser Größe ist jemals pünktlich gestartet«, behauptete Rhodan, als spräche er aus eigener Erfahrung. »In neunzig Prozent der Fälle ist es die Bürokratie, die nicht mitspielt. Oder jemand will demonstrieren, dass er es nicht eilig hat.«
    Ich ließ mich in Goratschins Sitz gleiten und studierte das Meer der funkelnden Schiffe. Hela Ariela stand in unserem Rücken, sodass die metallischen Leiber wie Juwelen in der Nacht erstrahlten. Es war ein erhebender Anblick. So viele verschiedene Typen: Kugelraumer, Walzen, Disken, stromlinienförmige Kreuzer und klobige Frachter, silbern, geschwärzt, lackiert, Vergnügungsschiffe mit eleganten Fensterfronten, gepanzerte, waffenstarrende Festungen. Das da draußen war keine Flotte, es war ein fliegendes Museum aus Jahrtausenden arkonidischer Kolonialgeschichte.
    Wir hatten die uns zugewiesene Position in diesem einzigartigen Konvoi eingenommen und versucht, uns so unauffällig wie möglich zu verhalten. Doch zwei Stunden war es nun schon her, dass der Befehl an alle Schiffe ergangen war, jeden unnötigen Shuttleverkehr einzustellen und sich für den ersten Sprung bereitzuhalten.
    »Wo ist er?«, fragte ich und ließ den Blick über die Schiffe schweifen. »Wo hält er sich versteckt?«
    Belinkhar wandte fragend den Kopf, doch Rhodan erriet meine Gedanken.
    »Niemand weiß, auf welchem Schiff sich der Regent befindet. In dem öffentlich einsehbaren Verzeichnis sind mehrere Schlachtschiffe gelistet, die seinem persönlichen Befehl unterstehen. Interessanterweise scheint die VAREK'ARK nicht dazuzugehören.«
    »Ein alter Trick«, sagte Belinkhar. »Wenn man nicht weiß, wo er sich aufhält, kann man ihn auch nicht angreifen.«
    »Soll ja durchaus vorkommen, dass das jemand versucht«, entgegnete ich trocken. Ich war nach wie vor nicht davon überzeugt, dass der Regent noch am Leben war. Nach allem, was ich wusste, hatte ich ihn auf Artekh-17 erschossen. Rhodan und die anderen glaubten mittlerweile, dass

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