TS 01: Attentat auf Sol
Sonnensatellit tatsächlich nicht mehr strahlte.
Während die Sonnenscheibe größer und größer wurde, dachte er an die Funkmeldung, die sie vor sieben Monaten empfangen hatten:
„Hallo, TERRA! Meldung empfangen. Gratulieren! Erwarten Sie in einem Jahr – also in neun Monaten – zurück! Weltregierung.“
Sie hatten sieben Monate gemeint, aber sie hatten die fast zwei Monate währende Reise der Funkzeichen vergessen. Mehr hatten sie nicht benötigt, da sich das Schiff indessen weiter der Erde genähert hatte.
Seit Stunden stand die TERRA in reger Funkverbindung mit Nordafrika. Allerdings benötigten die Funkzeichen immer noch lange Minuten, ehe sie ihr jeweiliges Ziel erreichten, aber man hatte in den vergangenen Monaten das Warten gelernt.
Der Merkur zog an der TERRA vorbei, und Harrel suchte nach dem Satelliten. Unaufhörlich stellte er Berechnungen an, und ständig war er mit einem Auge am Okular. Bis kein Zweifel mehr bestehen konnte.
Er sprang auf und eilte in die Zentrale.
„Per, ich kann den Satelliten nicht mehr finden. Er ist nicht mehr da.“
Anderson sah auf den Bildschirm, auf dem das flammende Abbild der Sonne fast zur Hälfte zu sehen war. Immer noch kletterten gewaltige Protuberanzen in das All, und vereinzelte Sonnenflecken gruppierten sich um den Äquator.
„Ich habe es mir gedacht“, sagte der Kommandant. „Der Leitstrahl erlosch – er war gleichzeitig eine Art magnetische Verankerung. Als sie unterbrochen wurde, fiel der Satellit einfach in die Sonne.“
„Aber das ist unmöglich. Der Satellit hatte die richtige Kreisbahngeschwindigkeit, um die Schwerkraft der Sonne zu kompensieren.“
Anderson schüttelte den Kopf.
„Und wenn schon, mein lieber Harrel. Darf ich auch mal eine Vermutung aussprechen? Du hast es während der ganzen Reise getan und dich nie geirrt. Vielleicht irre ich mich auch nicht.“
„Bitte“, sagte Harrel einfach.
„Der Leitstrahl und damit die Funkzeichen wurden unterbrochen, der Pararaum verschwand. Automatisch wurden bei dem Satelliten Bremsdüsen ausgelöst, die entgegen der Flugrichtung wirkten. Die Geschwindigkeit der Satelliten verlangsamte sich, und er näherte sich immer mehr der Sonne, bis er schließlich in sie hineinstürzte. Das ist – meiner Meinung nach – die einfachste Lösung. Eine automatische Entschärfung.“
Der Astronom nickte langsam vor sich hin.
„So könnte es gewesen sein. Darauf hätte ich eigentlich auch kommen können. Tut mir leid, daß ich versagt habe.“
„Aber, wer spricht denn hier von Versagen? Ich bin direkt froh, auch einmal einen wenigstens theoretischen Beitrag geleistet zu haben, nachdem Fraud und du die Hauptarbeit getan habt. Ich danke dir direkt für deine Freundlichkeit.“
Dabei grinste er so unverschämt, wie Harrel es an ihm gar nicht kannte. Der Ärger verschwand sofort und machte tiefer Bewunderung Platz.
„Ohne deine praktische Hilfe hätten wir die TERRA niemals zur Erde zurückgebracht“, sagte er und machte eine leichte Verbeugung. „Wir haben alle unser Teil dazu beigetragen: Iwanow, Kattowitz, Halley, Fraud, Mi Fang – ja, und auch Fred Holt. – Wo mag er jetzt sein?“
„Irgendwo zwischen Sol und Sirius – vielleicht auch schon auf Sirius zwei – wer weiß?“
Sie schwiegen.
Sie schwiegen immer noch, als die TERRA in großem Bogen herumschwang und sich mit erneut ansteigender Geschwindigkeit der Erde näherte.
Weit vor ihnen auf der Bildscheibe stand ein kleiner, grünlich schimmernder Stern.
9. Kapitel
Der Astronomische Kongreß des Jahres 1975 fand wieder in Genf statt, der Welthauptstadt. Die Fernsehsender der ganzen Erde waren angeschlossen, so daß jeder Mensch die Eröffnung miterleben konnte.
Vor einigen Wochen war die TERRA in Nordafrika gelandet, nachdem sie vorher auf dem Mond frisch aufgetankt war und Anderson einige Berechnungen hatte nachprüfen lassen.
Eine Direktlandung auf der Erde war absolut möglich.
Viel war nicht bekanntgegeben worden, und man hatte die Weltöffentlichkeit auf den Astronomischen Kongreß vertröstet. Der Hinweis, die Forschungsergebnisse müßten erst ausgewertet werden, wirkte überzeugend.
Und so kam es, daß es auf der ganzen Erde kaum einen Menschen gab, der an diesem denkwürdigen Sommertag 1975 nicht vor dem Bildschirm gesessen hätte. Alle spürten die Bedeutung der kommenden Ereignisse.
Wieder war Harrel der Sprecher, nur sprach er diesmal im Namen der ersten interplanetarischen Raumexpedition, die von Menschen
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