TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland
noch nicht gefunden. Ich bin auch davon unterrichtet worden. Da mein Vertrag mit ihm auf 10 Millionen Dollar für geleistete Dienste lautet, werde ich sie bezahlen müssen.“
„Aber er hat es nicht verhindern können, daß ich –“
„Ich kann nicht über diese Sache sprechen, Alaric! Aber höre, mein Sohn: Wenn du dahin gehst, dann wirst du wohl auch deinen Doppelgänger finden. Wenn du ihn dazu bringen kannst, seinen Preis auf die Hälfte zu reduzieren auf Grund dessen, was geschehen ist, dann wäre ich sehr froh darüber. Wenn es dir irgendwie gelingt, ihm den Kragen umzudrehen, dann würde ich mich darüber noch mehr freuen. 10 Millionen Dollar für nichts!“
*
„Ich bin so erregt“, murmelte Mrs. Draper. Stephanie beobachtete sie über den Televisor, der erst kürzlich statt des Telefons installiert worden war.
„Was ist denn?“
„Unser Gesetz ist in beiden Häusern des Kongresses durchgegangen.“
„Oh“, schrie Stephanie.
„Ja, meine Liebe. In zwei Wochen wird eine Sonderfahrt ins Niemandsland unternommen, und unter den Passagieren wird auch eine Frau sein.“
„Aber die Untersuchung –“
„Ist bereits erledigt. Soweit ich erfahren konnte, ist man damit nicht sehr weit gekommen. Die meisten ihrer Schlüsse basieren auf Vermutungen. Aber das Wichtigste ist dies: Eine Frau wird geschickt werden, eine Frau, die all den Anforderungen entspricht, denen auch die jungen Männer genügen müssen.“
„Ja“, sagte Stephanie, „natürlich. Ich hatte gerade daran gedacht, daß ich diejenige –“
„Erinnern Sie sich, was ich Ihnen wegen Ihrer hochgespannten Hoffnungen gesagt habe?“ dämpfte Mrs. Draper ihre Begeisterung.
„Wir haben bereits 177 Freiwillige, die sich gegenseitig die Augen auskratzen würden, um mitgehen zu können.“
„Falsch“, erwiderte Stephanie lächelnd. „Sie haben jetzt 178!“
„Jedoch nur Raum für eine einzige, meine Liebe, verstehen Sie?“
„Dann streichen Sie die anderen von Ihrer Liste. Ich packe bereits mein Bündel“, erklärte Stephanie mit Bestimmtheit.
*
Als Temple wieder das Bewußtsein erlangte, hatte er das Gefühl, daß kaum mehr als der Bruchteil einer Sekunde seit seinem Betreten der Kabine vergangen war. Soviel war in der kurzen Zeit geschehen, daß er bis jetzt noch gar nicht dazu gekommen war, darüber nachzudenken.
Arkalion war verschwunden.
Verschwunden. Er konnte einfach kein anderes Wort verwenden. Er war dagewesen, hatte in der Kabine gestanden, und dann war er nicht mehr drinnen.
Aber auch er, Temple, war verschwunden. Denn hatte nicht auch er die gleiche Kabine betreten und nur eine Sekunde gewartet, bis Arkalion den Mechanismus am anderen Ende betätigte? Und jetzt stand er auf einem weiten Feld. Die Grashalme reichten ihm bis an die Knie und waren von ebenso leuchtendem Purpur, wie Gras sonst grün ist. In der Ferne erhoben sich Hügelkämme in einen Himmel von malvenfarbener Tönung. Eine düstere, rote Sonne, die zweimal so groß wie die Scheibe der Erdensonne schien, jedoch nur deren halbe Helligkeit hatte, hing auf halbem Wege zwischen Zenit und Horizont und vervollständigte das Bild einer friedlichen, anderen Welt.
Wo immer er hier auch sein mochte, es war weder Erde – noch Mars.
Niemandsland?
Temple zuckte die Achseln und setzte sich in Bewegung. Er wählte aufs Geratewohl die Richtung. Die warme Sonne lag angenehm auf seinem Rücken, und der sanfte Wind koste seine Wangen. Von Arkalion sah er keine Spur.
Zwei Stunden später erreichte Temple die Hügel und begann, die sanften Hänge emporzusteigen. Erst da bemerkte er die Gestalt, die sich ihm näherte.
*
Nach Monaten schwereloser Untätigkeit begannen bei Sophia endlich wieder, sich Dinge zu ereignen. Das Gefühl der Schwere kehrte zurück. Es war jedoch eine Schwere, die sie nie zuvor verspürt hatte.
Es war, als ob jemand auf jedem Zoll ihres Körpers säße und sie niederdrücke. Sie verlor das Bewußtsein und wachte erst lange Zeit später mit einem entsetzlichen Gefühl der Mattigkeit wieder auf. Verschwommen tauchte jemand vor ihr auf und stieß ihr schnell eine Nadel in den Arm. Sie schlief.
Sie lag ausgestreckt auf einem Tisch, und Lichter strahlten auf sie herab. Sie hörte Stimmen.
„Das neue System ist weit besser als die Tests, Genosse.“
„Weit wirksamer, weit objektiver.“
„Das Gehirn strahlt elektromagnetische Schwingungen aus. Sonderbar, nicht wahr, daß niemand früher auf den Gedanken gekommen ist,
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