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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milton Lesser
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daß man daraus etwas schließen kann. Es ist eine völlig genaue Lebensgeschichte der Testperson, wie man sie in zwei Jahren von Tests nicht erhalten könnte.“
    „In Rußland haben wir die biologischen und psychologischen Wissenschaften weit vorangebracht. Der Westen ist weit voran in der Physik. Laßt ihnen doch den Mars; bah, sie können den Mars haben.“
    „Richtig, Genosse. Die Reise zum Jupiter ist weiter, die benötigte Zeit viel länger, und auch die Kosten sind höher. Aber hier auf dem Jupiter können wir etwas tun, was auf dem Mars nicht möglich wäre.“
    „Ich weiß.“
    „Wir können Supermenschen machen. Supermenschen, Genosse, eine Verschmelzung von Nietzsche und Marx.“
    „Vorsichtig, das sind sehr gefährliche Gedanken!“
    „Lediglich eine Anspielung, Genosse, lediglich eine harmlose Anspielung. Aber nehmen Sie ein gewöhnliches menschliches Wesen und bilden Sie es auf dem Jupiter aus, wobei Sie sein Zeitgefühl und seinen metabolischen Rhythmus mit einer gewissen Dosis endokriner Sekretion beschleunigen, so daß ein Tag für ihn wie ein Monat ist. Nehmen Sie dann diesen Menschen und setzen Sie ihn Jupiters gewaltiger Schwerkraft aus, die zweimal größer ist als die der Erde – und in drei Wochen haben Sie dann, ja – haben Sie einen Supermenschen.“
    „Die Frau erwacht.“
    „Pst! Erschrecken Sie sie nicht!“
    Sophia streckte sich, und jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte. Langsam setzte sie sich auf. Es erforderte eine gewaltige Anstrengung, um allein den Oberkörper aufzurichten.
    „Was haben Sie mit mir gemacht?“ schrie sie und richtete ihren noch immer trüben Blick auf die beiden Männer.
    „Nichts, Genossin. Entspannen Sie sich!“
    Sophia drehte sich langsam auf dem Tisch um und ließ ein Bein über den Rand gleiten.
    „Vorsichtig, Genossin!“
    Wovor warnten sie sie eigentlich? Sie wollte doch nur aufstehen und sich strecken. Vielleicht würde sie sich dann besser fühlen. Ihre Zehen berührten den Boden. Sie schwang das andere Bein über die Tischkante, war sich dabei wohl ihrer Nacktheit bewußt, ignorierte sie jedoch.
    „Ein schönes Exemplar!“
    „O ja, Genosse. Sie haben also diesmal mit den anderen eine Frau geschickt. Nun, wir werden unsere Arbeit tun. Ihre Schönheit wird sie behalten, Genosse. Aber der Jupiter wird eine Amazone aus ihr machen.“
    Sophia stand jetzt mit beiden Beinen auf dem Boden. Sie atmete schwer, und plötzlich stieg vom Magen her ein Übelkeitsgefühl in ihr auf. Sie legte beide Hände auf den Tischrand, stieß sich ab und taumelte. Dann sank sie in sich zusammen, wobei sie zuerst in den Knien und dann in den Hüften nachgab und schließlich auf den Boden fiel.
    „Heben Sie sie auf!“
    Hände zerrten an ihren Armen. Sie kam leicht vom Boden ab und wurde benommen gewahr, daß jemand ihre 130 Pfund ohne jede Anstrengung trug. „Lassen Sie mich hinunter!“ rief sie. „Ich möchte es nochmals versuchen. Ich bin verkrüppelt, verkrüppelt! Sie haben mich zum Krüppel gemacht!“
    „Nichts Derartiges, Genossin. Sie sind müde und schwach, und die Schwerkraft des Jupiter ist noch zu stark für Sie. Ganz allmählich jedoch werden sich Ihre Muskeln den Anforderungen des Jupiter anpassen. Die Schwerkraft wird verhindern, daß sie sich ausdehnen und hervorspringen. Aber jede Muskelfaser in Ihnen wird die zwei- bis dreifache ursprüngliche Stärke haben. Sind Sie erregt?“
    „Ich bin müde und fühle mich übel. Ich möchte schlafen. Was ist der Jupiter?“
    „Der Jupiter ist ein Planet, der die Sonne umkreist in – denken Sie nicht weiter darüber nach! Sie müssen viel lernen, aber Sie können es mit weit weniger Anstrengung im Schlaf assimilieren. Schlafen Sie jetzt!“
    Sophia weinte. Es waren Jahre her, seit sie zum letzten Male geweint hatte. Aber müde und nackt, wie sie war, weinte sie sich jetzt in den Schlaf.
    Während sie schlief, geschahen viele Dinge. Gewisse endoktrineExtrakte beschleunigten ihren metabolischen Turnus auf erstaunliche Weise. Innerhalb einer halben Stunde pulste ihr Herz mit zweihundert Schlägen in der Minute durch den Körper. Eine Stunde später erreichte es eintausend Kontraktionen alle sechzig Sekunden. Alle ihre anderen metabolischen Funktionen steigerten sich entsprechend, und Sophia schlief eine Woche in Stunden. Die gleiche Maschine, die alles aus ihren Gedanken weit genauer aufgenommen hatte als eine ganze Reihe von Tests, eine Verfeinerung des Elektro-Enzephalogramms, wirkte jetzt umgekehrt

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