Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 29: Die Zeitbombe

TS 29: Die Zeitbombe

Titel: TS 29: Die Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
er verlangte eine gerechte Rache,.
    Es wurden keine förmlichen Noten vom Staat ausgearbeitet und von einem ebenso förmlichen Botschafter überreicht, keine fruchtlosen Vergeltungsmaßnahmen ergriffen und keine internationalen Beziehungen abgebrochen. Ebensowenig wurden Entschuldigungen oder Entschädigungen gefordert. Ben hielt nichts von Diplomatie.
    Eine Kompanie Truppen stieg vor der Botschaft von ihren Lastwagen. Sie rannten das Tor ein, marschierten über den Rasen und brachen die Türen auf. Und dann durchsuchten sie die Botschaft systematisch vom Keller bis zum Dach und töteten jeden Mann, jede Frau und jedes Kind, die sie darin fanden. Das, eröffnete Ben seinen verblüfften Mitbürgern, sei die gerechte Rache für die Ermordung ihres geliebten Präsidenten.
    Gegenmaßnahmen wurden erwartet, blieben aber seltsamerweise aus. Der umsichtige Ben hatte sich auch darum gekümmert.
    Natürlich gab es einige Gegenschläge; aber die Bombenabwürfe waren nicht annähernd so genau, wie es wünschenswert gewesen wäre.
    Die Bombardierungen nach einem bestimmten Plan begannen am östlichen Ende von Finnland, Deutschland und Österreich und fegten weiter gegen die sibirischen Ebenen zu; von in Alaska gelegenen Stationen erhob sich eine weitere Flotte in die Luft, um Sibirien zu bombardieren. Die Arsenale waren überfüllt. Es gab gelenkte und freifliegende Geschosse, Stratosphärenraketen ähnlich den alten V-2, Langstreckenflugzeuge und Atomunterseeboote, Bomben und Landminen jeglicher Beschreibung. Und die Raumstation zeigte plötzlich, daß sie nicht nur Beobachtungsstation war. Alle diese Todesboten waren mit Atomgeschossen beladen und trugen zudem chemische und bakteriologische Vernichtungswaffen mit sich. Sie wurden über einem überraschten und völlig überrumpelten Feind abgeworfen, der sich seit langem auf ein solches Ereignis vorbereitete, aber nie damit rechnete, daß es eines Tages eintreffen könnte.
    Natürlich entschuldigte sich Ben!
    Er bedauerte den unerwarteten Schaden an Finnland; der Wind hatte plötzlich gewechselt und Giftgase in eine Grenzstadt getragen, aber derartige Fehler können im Krieg vorkommen. In Wirklichkeit schulde ihm die Welt Dank.
    Ben wurde für eine zweite Regierungsperiode wiedergewählt, und das war die letzte Wahl für nahezu dreißig Jahre. Er widmete den Rest seines Lebens der Aufgabe, Amerika für die loyalen Amerikaner sicher zu machen.
    Selbstverständlich definierte er den Begriff „Loyalität“.
    Eine neue Liste von Staatsverbrechen wurde aufgestellt. Sie wuchs auf vier enggeschriebene Seiten an.
     
    *
     
    Exleutnant Danforth saß auf den Stufen vor dem Haus, seinen Kopf zum Himmel emporgerichtet. Seine Augen suchten nach jenen vertrauten Sternen, die er kannte und aufzufinden vermochte; sie waren treue Gefährten und schon seit undenklichen Zeiten dort oben und unveränderlich leuchtend.
    „Ich will nicht in einer solchen Welt leben“, erklärte er fest.
    Hinter ihm knarrte der Schaukelstuhl.
    „Ich schätze mich glücklich, mein Sohn. Ich entkam dieser Welt!“ Pfeifenrauch schwebte langsam durch die schweigende Nachtluft. „Ich bin zu alt und zu müde, um dorthin zurückzukehren. Was dort auch geschehen mag, ich will nicht zurück!“ Er schaukelte eine Zeitlang in Schweigen und fügte dann bei: „Ob wir nun hier verlieren oder gewinnen, ich gehe nicht zurück. Ich will den November nicht wieder erleben.“
    „November“, sann Danforth vor sich hin. „Noch etwa vier Monate …“
    „Ich wollte, es wären vier Millionen Jahre! Und das wäre noch zu wenig, wenn dann noch Menschen lebten. Mein Wort darauf, mein Sohn. Es ist höllisch, an jenem ersten Mittwochmorgen im November aufzuwachen und den Namen des nächsten Präsidenten zu vernehmen. Lassen Sie es nicht geschehen!“
    „Aber Sie sagten, es sei bereits geschehen – und geschehe immer weiter bis ins nächste Jahrhundert hinein?“
    „In meinem Leben. Aber es kann anders werden im Ihrigen. Wir können es von heute an in wenigen Tagen ändern – wenn Sie den Mut dazu haben. Meine Brüder wußten, was sie taten.“
    „Ja, Ihre Brüder, was ist mit ihnen? Wie konstruierten sie die Zeitmaschine? Wie bauten sie sie?“
    „Jahre …“ erwiderte die alte Stimme bitter. „Es kostete sie Jahre, während derer sie flüchteten, sich verbargen und in Löchern lebten; Jahre, in denen sie Fragen ausweichen und neugierige Spitzel überlisten mußten. Die Wälder sind voll von Leuten, die einen für einen

Weitere Kostenlose Bücher