TS 45: Forschungskreuzer Saumarez
diesem Planeten zu erfüllen haben.“
Jefferies nahm einen Schluck Whisky.
„Sie brauchen mir nichts zu sagen, was meine Pflicht ist, Erster.“ Seine Hände zitterten merklich. „Ich werde zu den Leuten dann sprechen, wenn es mir notwendig erscheint. Im Augenblick – nicht.“
„Verstehe, Sir. Ich dachte nur, es wäre besser, die Leute zu ermutigen. Auch sollte man ihnen klarmachen …“
„Ich habe bereits entschieden, daß wir in einer Stunde starten werden. Sagen Sie das den Leuten. Und lassen Sie das Schiff startklar machen.“
Zuerst war die Tatsache, daß er Paddy nicht helfen durfte – dem guten, stets froh aufgelegten Paddy, der keine Feinde hatte – nicht recht zu seinem Bewußtsein vorgedrungen. Jetzt aber, als er den Befehl erhielt, die GLADIUS startklar zu machen, traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag.
Tait beherrschte sich, als er sagte:
„Aber – Sie können doch Paddy nicht einfach im Stich lassen, Sir. Das ist – Mord.“
„Sie weigern sich also, einen Befehl auszuführen?“
Tait spürte die Ernüchterung.
„Ich habe noch nie in meinem Leben einen Befehl verweigert, Sir.“
„Na also! Dann tun Sie Ihre Pflicht.“
„Aber – dort draußen ist eine Ruinenstadt, Sir. Eine Stadt, die vielleicht älter als die Erde ist. Sie wartet darauf, von uns erforscht zu werden. Das ist unsere Arbeit. Wir können doch nicht wegen ein paar verrückter Maschinen aufgeben.“
„Sie weigern sich also doch, meine Anordnung auszuführen?“
Tait starrte Jefferies in tiefster Verzweiflung an. Er hatte den Eid geleistet, die Befehle seiner Vorgesetzten auszuführen, aber er hatte damals nicht geahnt, jemals den Anordnungen eines Wahnsinnigen Folge leisten zu müssen.
„Ich möchte darum bitten, Sir, daß wir …“
Jefferies sagte langsam:
„Unser Korps hat seine Disziplin, das wissen Sie. Wir sind im allgemeinen nachsichtiger und lockerer als die eigentliche Flotte, aber wenn Sie nicht sofort gehen, Erster, lasse ich Sie in Eisen legen.“
Der Unterton hätte Tait warnen sollen.
„Aber …“
„Wir starten in genau einer Stunde. Hören Sie, wir starten …“
Tait sah, wie die Augäpfel des Kommandanten plötzlich nach oben rollten, dann sank der Mann langsam zu Boden und streckte sich. Tait bückte sich sofort. Jefferies hatte das Bewußtsein verloren. Seine Haut fühlte sich trocken und eiskalt an. Seine Krankheit hatte ihn wieder erwischt. Das bedeutete, daß er mindestens für eine Woche an sein Bett gefesselt sein würde.
Tait rief den Steward, der wiederum den Arzt herbeiholte. Im Innern des jungen Leutnants tobte der Aufruhr.
Doc Barttlet sah auf, als er Jefferies untersucht hatte.
„Steht nicht gut um ihn, Loftus. Ich würde sagen: eine Woche.“
„Dachte ich mir, Doc.“ Er sah Barttlet an. Der Arzt fuhr fort:
„Ich kam eben an der Kabine vorbei und hörte Sie mit dem Kommandanten sprechen. Er schrie ja laut genug. Ohne daß es meine Absicht war, hörte ich einiges. In einer Stunde also sollen wir starten.“
Er schüttelte den Kopf und sah an dem Ersten vorbei.
„Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Doc, wenn Sie das vergessen würden.“
Doc Barttlet war mehr als nur Arzt, er war der einzige wahre Freund, den Tait hier an Bord besaß. Als Stellvertreter des Kommandanten saß man stets irgendwie in der Klemme. Übernahm man das Kommando, war man doch niemals der Kommandant – und sollte doch die gleiche Autorität besitzen.
Immerhin – Barttlet war sein Freund.
„Sie übernehmen von jetzt ab das Kommando, Loftus.“
„Ja, das stimmt. Bis Jefferies wieder bei Besinnung ist. Und was dann?“
„Er wird erwarten, daß Sie seinen letzten Befehl ausführen. Man nennt das Disziplin.“
„Disziplin!“ schnaubte Tait verächtlich. Er schloß für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, war in ihnen ein fanatisches Glühen. „Ich bin jetzt der Kommandant. Und ich weiß ganz genau, welches meine Pflicht ist. Ich weiß es! Und ich weiß auch, wie mein erster Befehl lauten wird.“
Steif schritt er aus der Kabine.
*
Als Tait den Leuten seine Anweisungen gab, erfüllte ihn die hinter sich gebrachte Entscheidung mit Kraft und Zuversicht. Er entschuldigte seine Handlungsweise damit, daß die Ehre des Korps’ es nicht zulassen konnte, einen Kameraden hilflos im Stich zu lassen. Das war eines echten Raumfahrers nicht würdig.
Er unterschätzte das Risiko seiner Handlungsweise keineswegs. Wenn sein Unternehmen nicht gelang, war seine Laufbahn als
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