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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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die Lippen. Die letzten Fäden rissen, und er ging weiter. Hinter ihm kroch die Spinne in den Resten ihres Netzes herum und blickte ihm nach. Der Mann sah sich um.
    „Unsinn“, sagte er. „Ich riskiere doch nicht, hier stehenzubleiben.“
    Er ging weiter. Jedesmal, wenn er an ein Gebüsch kam, machte er einen weiten Bogen darum. Vor seiner Haustür holte er den Schlüssel aus der Tasche und schob ihn ins Schloß.
    Er blieb stehen. Drinnen? Besser als draußen jedenfalls, besonders in der Nacht. Die Nacht ist gefährlich. Soviel Bewegung zwischen den Büschen. Nicht gut. Er öffnete die Tür und trat ein. Der Teppich lag vor ihm. Dahinter erkannte er den dunklen Umriß der Lampe.
    Vier Schritte bis zur Lampe. Er hob den Fuß. Dann hielt er inne. Was hatte die Spinne gesagt? Warten? Er wartete und lauschte.
    Er nahm sein Feuerzeug und knipste es an.
    Der Teppich von Ameisen quoll auf ihn zu, erhob sich wie eine Flut. Er sprang zur Seite und hinaus auf die Terrasse. Die Ameisen rannten hinter ihm drein, verfolgten ihn im Zwielicht.
    Der Mann sprang die Treppe mit einem Satz hinunter und rannte um das Haus herum. Als die ersten Ameisen über die Terrasse fluteten, drehte er bereits wie besessen am Wasserhahn und griff nach dem Schlauch. Der plötzliche Wasserstrahl hob die Ameisen hoch und schleuderte sie nach allen Seiten davon. Der Mann stellte die Düseein. Dann ging er langsam vorwärts, wobei er den Wasserstrahl von links nach rechts streichen ließ.
    „Der Teufel soll euch holen“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. „In meinem Haus zu warten …“
    Er hatte Angst. Im Haus – das war noch nie gewesen! Trotz der Kühle der Nacht brach ihm der Schweiß auf der Stirn aus. Im Haus. Sie hatten es bisher noch nie betreten. Vielleicht ein oder zwei Motten und Fliegen natürlich, aber die waren harmlos –
    Eine Armee Ameisen!
    Wütend richtete er den Wasserstrahl auf sie, bis ihre Schlachtordnung zusammenbrach und sie in die Büsche flohen.
    Er setzte sich auf den Kiesweg, ohne den Schlauch aus der Hand zu lassen. Er zitterte vom Kopf bis zu den Füßen.
    Sie meinten es wirklich ernst. Sie hatten auf ihn gewartet. Ein Schritt weiter und –
    Wenn die Spinne nicht gewesen wäre!
    Er schaltete das Wasser ab und erhob sich. Kein Geräusch; überall Schweigen. Plötzlich raschelte es im Gebüsch. Ein Käfer? Etwas Schwarzes huschte vorbei – er zertrat es. Ein Bote vielleicht. Ein schneller Läufer. Er trat ins Haus und ertastete sich im spärlichen Licht des Feuerzeugs den Weg in sein Zimmer.
     
    *
     
    Später saß er an seinem Schreibtisch. Neben ihm lag die Sprühpistole, eine schwere Waffe aus Stahl und Kupfer. Er strich mit der Hand über ihre etwas beschlagene Oberfläche.
    Er zündete sich eine Zigarette an und nahm sich ein Blatt Papier und seinen Füllhalter. Er hielt inne und überlegte.
    Sie hatten es also wirklich auf ihn abgesehen. So sehr auf ihn abgesehen, daß sie sogar einen wahren Feldzugsplan gegen ihn aufgestellt hatten. Verzweiflung überkam ihn. Was konnte er tun? Zu wem konnte er gehen? Wen ins Vertrauen ziehen? Er ballte die Fäuste und richtete sich im Stuhl auf.
    Die Spinne glitt neben ihm auf die Schreibtischplatte.
    „Entschuldigung. Ich hoffe, du bist nicht erschrocken.“
    Der Mann riß die Augen auf. „Bist du dieselbe? Die an der Ecke? Die mich gewarnt hat?“
    „Nein, das ist jemand anderer. Ein Spinner. Ich bin ein Beißer. Sieh meine Kiefer an.“ Er klappte den Mund auf und zu. „Ich zerbeiße alles.“
    Der Mann lächelte. „Großartig.“
    „Natürlich. Weißt du, wie viele von uns auf einem – nun, sagen wir auf einem Morgen Land leben? Rate mal.“
    „Tausend?“
    „Nein. Zweieinhalb Millionen. Alle Arten. Beißer wie ich oder Spinner oder Stecher.“
    „Stecher?“
    „Die besten. Augenblick mal.“ Die Spinne überlegte. „Zum Beispiel die Schwarze Witwe, wie ihr sie nennt. Sehr wertvoll.“ Er hielt inne. „Nur eines.“
    „Was denn?“
    „Wir haben unsere Probleme. Die Götter …“
    „Götter?“
    „Ameisen nennt ihr sie. Die Führer. Sie sind uns überlegen. Sehr bedauerlich. Sie haben einen schrecklichen Geschmack – es kann einem schlecht dabei werden. Wir müssen sie für die Vögel übriglassen.“
    Der Mann stand auf. „Vögel? Sind sie …“
    „Nun, wir haben einen Vertrag. Das geht seit Ewigkeiten so. Ich will es dir erzählen. Wir haben noch etwas Zeit.“
    Der Mann spürte, wie sein Herz sich zusammenzog. „Noch etwas Zeit? Was soll

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