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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Bartimäus
Teil Eins Alexandria, 125 v. Chr.
1
    Die Zeiten ändern sich. Einstmals, lang ist’s her, konnte mir keiner das Wasser reichen. Da fegte ich auf einem Wolkenstreif durch die Lüfte und entfesselte im Vorüberfliegen ausgewachsene Sandstürme. Ich spaltete Gebirge, errichtete Burgen auf gläsernen Säulen, fällte ganze Wälder mit einem Atemhauch. Ich stampfte Tempel aus dem Erdboden und führte Heere gegen die Legionen der Toten in die Schlacht, auf dass die Harfenspieler aller Herren Länder in die Saiten griffen, um mich zu preisen, und die Chronisten meine Heldentaten mit ehrfürchtiger Feder niederschrieben. O ja! Ich war Bartimäus – schnell wie ein Gepard, stark wie ein Elefantenbulle, todbringend wie eine Kobra!
    Aber das war einmal.
    Und jetzt… Jetzt gerade eben lag ich mitten in der Nacht mitten auf der Straße platt auf dem Rücken und wurde immer platter. Wie das? Weil ein Gebäude auf mir drauflag. Ganz schön schwer, das Ding. Ich nahm alle Kraft zusammen, doch wie sehr ich mich auch anstrengte, es rührte und rückte sich nicht.
    An sich braucht es einem nicht peinlich zu sein, wenn man Mühe hat, ein Gebäude von sich runterzuwälzen, das auf einen drauffällt. So etwas widerfuhr mir nicht zum ersten Mal und gehörte letztlich zum Beruf. 1
( Einmal zum Beispiel stürzte im fünfzehnten Jahr der Bauarbeiten an der Cheopspyramide ein Teil derselben über mir ein. In einer mondlosen Nacht bewachte ich den Abschnitt, wo meine Truppe arbeitete, als von der Spitze ein paar Kalksteinblöcke gepoltert kamen und eine meiner Gliedmaßen einklemmten. Die eigentliche Ursache ist bis heute ungeklärt, allerdings habe ich meinen alten Spezi Faquarl in Verdacht, der gegenüber mit einem Konkurrenztrupp zugange war. Ich behielt meine Vermutung für mich und wartete ab, bis sich meine Substanz erholt hatte. Als Faquarl irgendwann mit einer Ladung nubischen Goldes aus der Wüste zurückkehrte, beschwor ich einen mittelstarken Sandsturm herauf, sodass er den Schatz einbüßte und den Zorn des Pharao auf sich zog. Es dauerte ein paar Jährchen, bis er das ganze Gold wieder aus den Dünen gesiebt hatte. )
Es ist jedoch wesentlich erträglicher, wenn das betreffende Bauwerk groß und prächtig ist. In diesem Fall jedoch war das Bauwerk, das jemand von seinem Fundament gerupft und von hoch oben auf mich fallen gelassen hatte, weder prächtig noch groß. Es war weder eine Tempelmauer noch ein Granitobelisk und auch nicht das Marmordach eines Kaiserpalastes.
    Nein. Das blöde Ding, das mich wie einen aufgespießten Schmetterling am Boden festnagelte, stammte aus dem 20. Jahrhundert und diente einem ganz speziellen Zweck.
    Ach, was soll’s – es war ein Klohäuschen. Ein ziemlich großes zwar, aber trotzdem. Ich war jedenfalls froh, dass in diesem Augenblick weder Harfenspieler noch Chronisten des Weges kamen.
    Zu meiner Ehrenrettung möchte ich anmerken, dass mein Klohäuschen Betonwände und ein schweres Eisendach hatte, dessen peinigende Aura meine ohnehin ermatteten Kräfte zusätzlich schwächte. Außerdem war es innen drin garantiert mit diversen Leitungen, Wassertanks und klotzigen Armaturen ausgestattet. Dessen ungeachtet war es für einen Dschinn meines Formats eine ziemlich schlappe Leistung, sich von dergleichen platt drücken zu lassen. Offen gestanden machte mir die erlittene Demütigung mehr zu schaffen als das auf mir lastende Gewicht.
    Um mich herum tröpfelte Wasser aus den geknickten und geborstenen Rohren melancholisch in den Rinnstein. Nur mein Kopf schaute noch unter dem Beton hervor, sonst war ich darunter begraben. 2
(Es wäre nahe liegend gewesen, die Gestalt zu wechseln, sich zum Beispiel in ein Spukgespenst oder eine Rauchwolke zu verwandeln und einfach davonzuwehen. Zweierlei sprach dagegen: Zum einen strengten mich Gestaltwandlungen in letzter Zeit furchtbar an, auch wenn es mir sonst prima ging, zum anderen musste ich meine Substanz, um den Wandel zu vollziehen, ein wenig nachgiebig machen, und dabei wäre sie unter der schweren Last in alle Himmelsrichtungen gespritzt. )
    So weit die Nachteile meiner Lage. Der Vorteil war, dass sie mich daran hinderte, mich wieder in die Schlacht zu stürzen, die immer noch in der Vorortstraße tobte.
    Es war eine ziemlich diskrete Schlacht, vor allem auf der ersten Ebene. Dort war kaum etwas davon zu merken. In den Häusern brannte kein Licht, die Straßenlaternen waren miteinander verknotet, die ganze Straße war schwarz wie chinesische

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