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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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scharfen Gegenstand daran.
    „Woher kommen Sie?“ sagte er schließlich.
    „Amerika.“
    „Nie gehört.“
    „Das ist weit von hier.“
    „Hmhm. Woraus sind die? Zinn?“ Der Geldwechsler deutete auf vier Fünfzig-Lire-Stücke aus Nickel.
    „Nickel.“
    „Was ist das? Ein neumodisches Metall aus Ihrem Land?“
    „Hoc ille.“
    „Was ist es wert?“
    Padway spielte einen Augenblick mit dem Gedanken, diesen Münzen einen phantastisch hohen Wert zuzuschreiben. Während er gerade dafür Mut sammelte, unterbrach S. Dentatus seine Gedanken:
    „Hat nichts zu sagen, weil ich das Zeug sowieso nicht anrühre. Dafür wäre kein Markt da. Aber diese anderen Stücke – wollen sehen …“
    Er holte eine Waage heraus und wog zuerst die Bronze– und dann die Silbermünzen ab. Dann schob er auf einem Rechenbrett Kugeln hin und her.
    „Zusammen einen Solidus, würde ich sagen. Etwas weniger vielleicht, aber ich gebe Ihnen einen Solidus.“
    Padway antwortete nicht gleich. Am Ende würde er nehmen müssen, was man ihm anbot, denn er haßte den Gedanken, feilschen zu müssen und wußte auch nicht, was das Geld hier wert war. Aber um sein Gesicht zu wahren, würde er so tun müssen, als überlegte er das Angebot.
    Ein Mann trat neben ihm an die Theke. Er war kräftig gebaut und trug einen auffallenden braunen Schnurrbart und langes, bis auf die Schultern fallendes Haar. Seine Kleidung bestand aus einer Leinenbluse und langen Lederhosen. Er grinste Padway zu und erklärte:
    „Ho frijond, habais faurthei. Alai skalljans sind waidedjans.“
    O, großer Gott, noch eine Sprache. Padway antwortete:
    „Ich … es tut mir leid, aber ich verstehe nicht.“
    Der Mann schob betrübt die Unterlippe vor. Dann sagte er auf Latein:
    „Tut mir leid, ich dachte, Sie kämen vom Chersones, Ihrer Kleidung nach, meine ich. Ich konnte einfach nicht zusehen, wie ein Gote beschwindelt wird, haha!“
    Das Gelächter des Goten ließ Padway unwillkürlich zusammenzucken, und er hoffte, daß niemand es bemerkt hatte.
    „Das ist sehr freundlich. Was ist das Zeug wert?“
    „Was hat er dir angeboten?“ Padway sagte es ihm. „Nun“, meinte der Mann, „selbst ich sehe, daß man dir das Fell über die Ohren ziehen möchte. Gib ihm einen anständigen Preis, Sextus, oder du kriegst es mit mir zu tun!“
    S. Dentatus seufzte resigniert.
    „Also meinetwegen, einen Solidus und einen halben. Wie soll ich denn leben, wenn ihr Leute euch die ganze Zeit in mein Geschäft mischt? Das sind also ein Solidus und einunddreißig Sesterzen.“
    Padway nickte. „Einverstanden.“
    Während Dentatus mürrisch dreiundneunzig Sesterzen aufzählte, sagte der Gote:
    „Woher kommst du? Irgendwo aus den Hunnenländern?“
    „Nein“, meinte Padway und schüttelte den Kopf, „von einem viel ferneren Ort. Amerika. Du hast noch nie davon gehört, oder?“
    „Nein. Nun, das ist aber interessant. Freut mich, daß ich dich getroffen habe, junger Mann. Davon kann ich meiner Frau erzählen. Die glaubt sowieso, daß ich immer ins nächste Wirtshaus renne, wenn ich in die Stadt komme, hahaha!“ Er suchte in seiner Handtasche herum und warf S. Dentatus einen Goldring und einen ungeschliffenen Stein zu. „Sextus, das Ding ist wieder aus der Fassung gerutscht. Du kannst es mir doch richten, nicht wahr? Und daß du mir ja nicht den Stein austauschst!“
    Als sie den Laden verließen, meinte der Gote, halblaut zu Padway gewandt:
    „Sag’ mal, was warst du eigentlich in deinem eigenen Land?“
    Padway überlegte schnell und erinnerte sich dann der paar Morgen Land, die ihm in Illinois gehörten.
    „Ich hatte eine Farm“, sagte er.
    „Das ist fein“, rief der Gote mit dröhnender Stimme und schlug Padway mit aller Kraft auf den Rücken. „Ich bin mit allen Menschen gut Freund, aber ich lasse mich nicht gerne mit Leuten ein, die zu hoch über oder zu tief unter mir stehen, haha! Mein Name ist Nevitta, Nevitta Gummunds Sohn. Wenn du mal die Via Flaminia entlangkommst, dann komm doch vorbei. Mein Haus liegt etwa acht Meilen nördlich von hier.“
    „Vielen Dank. Ich heiße Martin Padway. Wo kann ich wohl ein Zimmer mieten?“
    „Das kommt darauf an. Wenn du nicht zuviel Geld ausgeben möchtest, solltest du ein Haus weiter flußabwärts nehmen. Dort gibt’s eine Menge Pensionen, hinüber zum Viminalberg. Hör zu, ich hab’s nicht besonders eilig. Ich helfe dir beim Suchen.“ Er pfiff scharf und rief:
    „Herman, hiri her!“
    Herman, der ähnlich wie sein Herr und

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