TTB 114: Ultimatum von den Sternen
dem Geruch von Stahl einen wohligen Kitzel, und er machte sich gleich daran, die Ecken ein bißchen anzuknabbern. Doch John Thomas untersagte es ihm streng. Ihm war fast das Herz stehengeblieben, als er den schweren Stahlkäfig sah, denn bisher hatte er noch nicht den Mut gefunden, Dreiser zu gestehen, daß Stahl bei Lummox völlig verfehlt war.
Jetzt schien es zu spät, vor allem weil der Polizeichef so stolz auf den Bau war. Nun, dachte John Thomas, ich habe getan, was ich konnte. Ihre Schuld, wenn sie es nicht für nötig hielten, mich zu fragen. So begnügte er sich damit, Lummie das Naschen vom Stahl strikt zu verbieten.
Lummie war unzufrieden. Er erklärte, es sei Unfug, einen hungrigen Jungen inmitten von Kuchenbergen einzusperren und ihm verbieten, davon zu essen.
Einer der Arbeiter, die die letzten Gitter verschweißten, sah auf und schüttelte den Kopf. »Das hörte sich ja an, als würde das Biest reden.«
»Oh«, machte der Arbeiter nur und ging wieder an seine Arbeit.
Jetzt hatte John Thomas auch Zeit, etwas zu untersuchen, was ihm schon lange Sorgen machte. Nach Lummies verhängnisvollem Streifzug in die Stadt hatte er es zum erstenmal bemerkt. Da, wo sich Lummies Schulteransätze befanden, zeigten sich zwei Anschwellungen. Heute waren sie größer als sonst, und das beunruhigte ihn. Hoffentlich hatte sich Lummie damals nicht ernsthaft verletzt. Die Haut an diesen Stellen war dünner und empfindlicher als der übrige Panzer. Lummox war noch nie krank gewesen, soweit er sich erinnern konnte.
Heute abend würde er in den Tagebüchern seines Großvaters nachlesen. Vielleicht hatte er doch etwas falsch gemacht.
Er drückte mit dem Finger auf eine der Geschwülste. Lummox bewegte sich unruhig. »Tut das weh?« fragte John ängstlich.
»Nein«, antwortete Lummox mit seiner Mädchenstimme. »Es kitzelt.«
Die Antwort trug nicht dazu bei, ihn zu beruhigen. Er wußte, daß Lummox kitzlig war, aber im allgemeinen erst, wenn man ihn mit einem Gartenrechen bearbeitete. Er wollte die Verletzungen gerade noch einmal untersuchen, als ihn jemand anrief.
»John! Johnnie!«
Er drehte sich um. Vor dem Käfig stand Betty Sorensen. »Hallo, Partner«, rief er ihr zu. »Hast du meine Nachricht bekommen?«
»Ja, aber erst nach acht Uhr. Du kennst die Regeln in unserem Internat. Hallo, Lummox. Wie geht’s?«
»Danke, gut«, erklärte Lummox.
»Diese Idioten haben mich noch vor Tagesanbruch aus dem Bett geholt«, beschwerte sich John.
»Na, dann hast du wenigstens mal einen Sonnenaufgang erlebt. Aber warum denn plötzlich die Eile? Ich dachte, die Untersuchung sollte erst in ein paar Wochen stattfinden?«
»Dachte ich auch. Aber jetzt kommt so ein hohes Tier aus der Hauptstadt, das sich die Sache ansehen will.«
»Was?«
»Was ist denn los?«
»Da fragst du noch! Ich dachte, wir müßten nur mit Richter O’Farrell fertigwerden. Bei dem weiß ich, wie ich ihn um den Finger wickeln muß. Aber ein Fremder … Und außerdem sind mir Ideen gekommen, die ich noch nicht ausarbeiten konnte. Wir müssen einen Aufschub beantragen.«
»Weshalb denn?« wollte John Thomas wissen. »Warum sagen wir nicht einfach die Wahrheit?«
»Johnnie, du bist hoffnungslos. Wenn es so einfach ginge, brauchten wir überhaupt keine Gerichte.«
»Was ich übrigens gar nicht so übel fände.«
»Aber … Hör mal, Dickkopf, wir dürfen jetzt keine Zeit verschwenden. Wenn wir in einer Stunde vor Gericht erscheinen sollen …« Sie sah auf die Uhr. »In einer halben Stunde. Wir müssen noch schnell diese Verkaufsangelegenheit regeln.«
»Aber das ist doch Unsinn. Sie werden Lummie nicht ais Besitz anerkennen.«
»Weshalb nicht? Kühe, Pferde, Werkzeuge, ja sogar die Garderobe von Schauspielern – das fällt alles unter das Gesetz.«
»Das ist nicht das gleiche. Hör mal, ich habe den gleichen Rechtskurs wie du besucht. Man wird dich auslachen.«
»Keine Widerrede. Teil Zwei hast du nie gehört. Wenn du zum Beispiel Lummie in einer Schaubude ausstellen würdest, wäre er praktisch für deine Berufsausübung nötig. Es liegt an ihnen zu beweisen, daß du es nicht tust. Wir müssen Lummox sofort als unpfändbar registrieren lassen, sonst mußt du für den ganzen Schaden aufkommen.«
»Wenn sie das Geld nicht von mir holen, so holen sie es von meiner Mutter.«
»Nein. Ich habe das nachgesehen. Da dein Vater sein Geld als Treuhandvermögen angelegt hat, besitzt sie praktisch keinen Cent.«
»Bist du sicher?« fragte er
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