TTB 114: Ultimatum von den Sternen
bei uns ein paar Monate nach einem Verschollenen forschen würde. Man fand die Vermißte. Wieder war man weder ärgerlich noch dankbar. Wir Menschen zählten einfach nicht.
Die Hroshii hätten unser Land verlassen und wären nie wiedergekommen, hätte Lummox nicht gestreikt. Mit der Hartnäckigkeit eines Kindes verlangte sie, daß man ihr diesen entsetzlichen Freund brächte … ich spreche vom Standpunkt der Hroshii aus. Denn stellen Sie sich vor, wie ihnen zumute gewesen sein muß. Man brauchte Lummox dringend für dieses Vererbungsschema – und sie weigerte sich. Sie zeigt keinerlei Verantwortungsgefühl für die Gesellschaft – was man von einem Kind auch nicht verlangen kann.« Mister Kiku spreizte die Finger. »Verstehen Sie, in was für einer verzwickten Lage sich die Hroshii befinden?«
Mrs. Stuart preßte die Lippen zusammen. »Es tut mir leid, aber diese Angelegenheit geht mich nichts an.«
»Sicher. Die einfachste Lösung wäre es wohl, Lummox bei Ihnen zu lassen und zu warten, bis er erwachsen genug ist, um die Lage zu verstehen … «
»Was? Ich werde nicht dulden, daß die Bestie einen einzigen ihrer Füße über meine Schwelle setzt.«
Mister Kiku streichelte sein Kinn. »Ich verstehe Sie nicht, gnädige Frau. Lummox lebt in Ihrem Haus schon über hundert Jahre. Und wenn ich mich recht erinnere, ist er Eigentum Ihres Sohnes.«
»Das hat doch damit nichts zu tun! Sie können mir das nicht antun.«
»Ein Gericht würde wohl entscheiden, daß er Ihrem Sohn gehört. Aber warum wollen Sie es dazu kommen lassen? Ich verstehe einfach nicht, warum Sie sich so sträuben, den Lebenswunsch Ihres Sohnes zu erfüllen.«
Sie saß schweigend da und atmete erregt. Mister Kiku wartete. Schließlich sagte sie: »Mister Kiku, der Weltraum hat mir meinen Mann genommen. Ich möchte mir nicht auch noch den Sohn nehmen lassen.«
Er schüttelte traurig den Kopf. »Mistreß Stuart, Söhne sind von Anfang an verloren.«
Sie nahm ein Taschentuch heraus und tupfte sich die Augen ab. »Ich kann ihn nicht so weit fortlassen. Er ist ja noch ein Kind.«
»Er ist ein Mann, Mistreß Stuart. Schon Jüngere sind im Kampf gefallen.«
»Erkennen Sie daran den Mann?«
»Ich wüßte keine bessere Wertskala.«
Er sah sie an und fuhr dann langsam fort: »Sie haben moralisch kein Recht, ihn am Erwachsenwerden zu hindern.«
»Wie können Sie so etwas sagen? Ich versuche lediglich, ihm zu helfen und ihn zu leiten.«
Mister Kiku lächelte grimmig. »Madam, eine Schwäche, die charakteristisch für unsere Rasse ist. Wir verstehen es, eine Begründung für die eigensüchtigsten Handlungen zu finden. Ich wiederhole, daß Sie kein Recht haben, ihn in Ihr Schema zu pressen.«
»Ich habe mehr Rechte als Sie! Noch bin ich seine Mutter.«
»Ist ›Mutter‹ gleich ›Besitzer‹? Ich sehe, es hat keinen Sinn. Wir beide werden uns nie einigen. Aber ich werde Ihrem Sohn dazu verhelfen, daß er seinen Willen durchsetzt.«
»Aus niedrigsten Motiven!«
»Es geht nicht um meine und nicht um Ihre Motive.« Er erhob sich. »Es tut mir leid, daß wir zu keiner Einigung kommen konnten.«
»Ich werde mich wehren. Schließlich ist er noch minderjährig … Ich habe Rechte.«
»Beschränkte Rechte, Madam. Er könnte sich volljährig erklären lassen.«
Sie keuchte. »Das würde er mir nie antun! Seiner Mutter …«
»Vielleicht. Aber unsere Jugendgerichte sind oft anderer Meinung. Zwangsausübung bei der Berufswahl ist meist eine klare Sache. Aber Mistreß Stuart, wenn Sie so weit gehen, verlieren Sie ihn ganz.«
15
Als Mister Kiku in sein Büro zurückkehrte, spürte er, wie seine Magengeschwüre rebellierten. Aber er nahm keine Pille. Statt dessen beugte er sich über den Kommunikator. »Sergei! Sie können kommen.«
Greenberg trat ein und legte zwei Tonbandspulen auf den Tisch. »Uff! Ich bin froh, daß ich diese Dinger wieder loswerde.«
»Löschen Sie sie und vergessen Sie, daß Sie das Gespräch jemals gehört haben.«
»Mit Vergnügen. Boß, warum haben Sie ihm keine Narkose gegeben?«
Kiku zuckte die Achseln.
»Wes Robbins packte ihn ziemlich brutal an. Ich kam mir wie ein Horcher an der Wand vor. Warum gaben Sie mir die Aufzeichnungen überhaupt? Ich hatte mit der Sache nichts zu tun. Oder doch?«
»Nein. Aber eines Tages werden Sie wissen müssen, wie man mit solchen Dingen fertig wird.«
»Mmmmm … Boß, wollten Sie wirklich auf sich sitzenlassen, daß er sie feuerte?«
»Ach, stellen Sie doch keine dummen
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