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TTB 117: Lichter des Grauens

TTB 117: Lichter des Grauens

Titel: TTB 117: Lichter des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Herz. Jetzt fürchtete Escobar die Sterne – seine Sterne.
    »Virgen de Montserrat!« keuchte er. Der Ausbruch der Neurose war furchtbar und schwemmte alles hinweg. Die Selbstkontrolle, die im Fall dieser Situation vorsah, daß der Pilot schnellstens den Kontrollraum verließ, schmolz binnen einer Sekunde. Posthypnotische Befehle versickerten im Aufruhr des gequälten Hirns. Die Neurose wurde akut, Wahnsinn brach aus.
    Detektoren erfaßten, was vorging. Der hydraulische Arm, dessen Arbeitskopf eine Preßluftinjektion mit Anirrit enthielt, klappte aus und jagte zischend den Ampulleninhalt des Beruhigungsmittels in das Kunstleder des Sitzes, dorthin, wo sich die Schlagader des Piloten befunden hätte, säße er an seinem Platz. Escobar stand hinter dem Sitz und begann heftig zu zittern; sein gesamter Körper bebte. Das Syndrom der Kakonkrise enthielt viele Einzelheiten, und das Gefühl der unmittelbaren Lebensbedrohung, das den Anfall erzeugte, riß alles hinweg.
    Quälende Trockenheit ließ die Mundhöhle des Piloten verdorren. Er klammerte sich wie ein Kind, bebend und schluchzend, an die Sessellehne. Der Durst, der in ihm tobte, drohte ihn zu versengen; ein Druck auf die Augennerven ließ das Sehvermögen schwinden. Escobar, dessen aufgerissene Augen unmittelbar auf den Zentralschirm sahen, erblickte alles in Schwarzweißwerten – und wie ein Negativ. Die Sonnen waren dunkle Kreise einer häßlichen Graufarbe, der Raum war wie ein Leichentuch. Ein Laut brach aus der Kehle des Piloten; nichts Menschliches war mehr daran. Die Krise, die ihn zum verlassenen Wesen mitten im Universum machte, ließ ihn in Schweiß ausbrechen. Dann lösten sich seine Hände; wie ein gefällter Baum stürzte Escobar zu Boden und zerschmetterte sich das Nasenbein. Er spürte es nicht. Ein Schrei war in seinen Ohren, der sämtliche verborgenen Schrecknisse des Alls in sich trug.
    Innerhalb einer Sekunde verwandelte sich Escobar von einem Menschen in etwas, das einem tollwütigen Tier glich. Alles das, was den Kern des intelligenten Wesens ausmachte, war zerstört.
    Ein kleines, energiestarkes Gerät schaltete sich ein. Es beobachtete und zeichnete auf.
    Escobar heulte laut, stemmte sich auf die Arme und begann wie ein Hund durch die Kabine zu laufen. Das Gesicht war blutüberströmt, die silberne Uniform trug die gleichen Spuren. Magnetische Säume öffneten sich. Ein Satz trug das heulende Wesen hinauf auf das Paneel des Schaltpults.
    Ganz weit hinten in der letzten Reserve der Klarheit, spannte sich unter der Belastung etwas, das in Escobar wie eine Saite schwang. Ikarus kam der Sonne zu nahe; die Flügel schmolzen, er stürzte ins Meer. Der Faden riß mit widerwärtigem, physischem Schmerz. Rafael Escobar, sechsunddreißigjähriger Pilot des Schiffes CATALUÑA und vorgeschlagen zur Erhebung in den Adelsstand, hatte zu existieren aufgehört.
     
    *
     
    Gellend heulte das Wesen auf. Das Echo des Schreies kam als metallisches Summen aus dem Stück Korridor zurück. Das Wesen kicherte unnatürlich schrill und begann auf die Uhren einzuschlagen. Wahllos wurden Knöpfe hineingedrückt; Absätze bohrten sich gegen die Anker der Drehschalter und drehten Kontakte. Knie bohrten sich in die Paxoldeckel, die Abschirmungen zerbrachen. Die Scherben bohrten sich in die Haut. Im Schiff, hauptsächlich im mechanischen Teil des Antriebs, wurden Maschinen angefahren und Aktionen geschaltet, die absolut sinnlos waren und von tödlicher Gefahr für Schiff und Ladung.
    Eine Kakonkrise konnte zwischen zehn und fünfzig Minuten dauern.
    Fast augenblicklich fiel die CATALUÑA aus dem Pararaum zurück ins normale Kontinuum. Der Meiler, der die Energie schuf, wurde bis in den Bereich roter Werte belastet und begann sich zu erhitzen. Eine Sirene heulte auf.
    Wimmernd sprang das Wesen auf dem Schaltpult herum, schrie etwas, das wie »Wasser« klang, prallte blind auf einen Schirm und zerbrach ihn. Es leerte seine Blase, schwitzte und röchelte. Fiel wieder herunter und brach sich einen Arm, spürte auch diesmal nichts und fuhr fort, das Schiff zu zerstören.
    Das kleine Gerät, eine Kugel von dreißig Zentimetern Durchmesser, beobachtete und registrierte. Ein elektronischer Mechanismus begann bereits die magnetische Analyse der Vorgänge zu treffen und auf ein endloses Band mit vierzig Sekunden Laufzeit zu prägen.
    Das Schiff tobte. Chaos brach aus. Die Schirme zersplitterten, als aus dem Sockel der Calderröhre eine sengende Stichflamme fuhr und die Gläser

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