Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
– noch während seiner Zeit bei der Polizei - bei Ermittlungen um einen Überfall kennen gelernt. Seit zwei Monaten stand Mark Lange der Detektei nun nach Bedarf zur Verfügung, und Berringer war vollauf zufrieden mit dem jungen Mann. Gerade bei langwierigen Observationen war es eigentlich unumgänglich im Team zu arbeiten.
„ Was ist Ihr Anliegen, Herr Gerath?“, fragte Berringer.
Gerath blickte zur Seite, zunächst kurz zu Mark Lange hinüber und anschließend zu Vanessa, die ihn erwartungsvoll und interessiert ansah.
„ Ich dachte eigentlich, dass ich die Angelegenheit mit Ihnen persönlich besprechen könnte, Herr Berringer.“
„ Vor meinen Mitarbeitern sollten Sie keine Geheimnisse haben. Im Übrigen müsste ich sie hinterher ohnehin über die Sachlage in Kenntnis setzen, also stören Sie sich bitte nicht an ihrer Anwesenheit.“
Gerath räusperte sich. „Wie Sie meinen …“
„ Worum geht es also?“
„ Vor zwei Wochen ist ein Anschlag auf mein Leben verübt worden. Ich habe ein Pferd auf einem Reiterhof in Pension und widme mich jeden Sonntagmorgen einem ausführlichen Ausritt. Ich bin kein sportlicher Reiter, müssen Sie wissen. Oder sollte ich sagen: nicht mehr? Ab und an macht mein Rücken nämlich nicht mehr mit. Ich hatte ein ruhiges, gut zu lenkendes Pferd und nehme meistens denselben Rundweg, nördlich von Münchheide. Das Tier kannte diesen Weg schon. Offenbar hat jemand meine Gewohnheiten ausgekundschaftet und sich auf die Lauer gelegt.“
Die Maske der Selbstsicherheit war jetzt für in paar Augenblick völlig ihm abgefallen. Berringer spürte erneut und diesmal noch deutlicher, dass dieser Mann zutiefst erschüttert worden war.
„ Was ist geschehen?“
„ Mir wurde meine Island-Stute Laura förmlich unter dem Hintern weggeschossen, wenn Sie mir diese drastische Ausdrucksweise verzeihen!“
„ Natürlich.“
„ Ich hatte Glück mit dem Leben und einer Schulterprellung davongekommen zu sein. Der Kerl hatte es auf mich abgesehen, da bin ich mir hundertprozentig sicher.“
„ Sie haben gesehen, dass es ein ‚Kerl’ war?“, hakte Berringer sofort nach. Die alte Polizistenschule machte sich bemerkbar. Auf Kleinigkeiten achten. Die Details führten am Ende oft genug zur Lösung des Falls oder entlarvten falsche Aussagen.
Gerath reagierte genervt. „Nein, natürlich habe ich das nicht gesehen“, sagte er jetzt ziemlich unwirsch. Im nächsten Moment hatte er sich wieder unter Kontrolle, aber Berringer fand seinen anfänglichen Eindruck bestätigt, dass unter der kalten Granitfassade dieses Unternehmers etwas brodelte, das nun für Sekunden an die Oberfläche gekommen war. Die Nerven dieses Mannes waren bis zum Zerreißen gespannt. Aber nach dem, was er berichtet hatte, war das auch kein Wunder, fand Berringer. „Ich habe vom Täter überhaupt nichts gesehen. Die Schüsse sind aus einem Waldstück abgegeben worden. Dort war das Unterholz so dicht, dass ich auf die Entfernung nichts erkennen konnte.“ Er atmete tief durch und zuckte die Schultern. „Einen Wagen hörte ich etwas später davonbrausen, das ist alles. Wirklich alles.“
„ Ich nehme an, Sie sind zur Polizei gegangen.“
„ Ja, natürlich. Schließlich wollte ich es nicht darauf ankommen lassen, dass dieser Killer mich in Kürze doch noch niederstreckt. Schließlich hat der Schütze ja sein Ziel nicht erreicht und was immer ihn auch zu seiner Tat getrieben haben mag – die Vermutung liegt ja wohl nahe, dass er keine Ruhe geben wird, bis er es geschafft hat. Und so kam es dann ja auch…“
Berringers Augen verengten sich. „Es gab noch einen zweiten Anschlag?“, vergewisserte er sich.
Gerath nickte. „Ja. Und das ist auch der Grund dafür, dass ich mich jetzt an Sie wende, Herr Berringer, nachdem die Polizei leider so kläglich versagt hat.“ Er seufzte. „Aber am besten alles der Reihe nach.“
„ Bitte!“
„ Ich bin nach dem ersten Anschlag natürlich zur Polizei gegangen. Der bearbeitende Kommissar, der das Dezernat für Tötungsdelikte bei der Krefelder Kriminalpolizei leitet, erschien mir ziemlich inkompetent.“
„ Erinnern Sie sich zufällig an den Namen?“, fragte Berringer.
„ Dittmann oder so ähnlich.“
„ Kriminalhauptkommissar Björn Dietrich?“, hakte Berringer nach. Schließlich hatte Berringer immer noch guten Kontakt zu den ehemaligen Kollegen und kannte viele der Dezernatsleiter in den umliegenden Städten.
Gerath sah den Detektiv etwas erstaunt an. „Ja, richtig,
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