Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
angemessene Bühne gegeben wurde, tat das keinen Abbruch. Von den Rängen schallten die Fan-Gesänge. Schals und Fahnen wurden geschwenkt.
Peter Gerath saß zwischen Vereinsoberen und Sponsoren. Einer seiner Bodyguards hielt sich dabei immer in seiner Nähe. Sein Sohn Andreas war ebenfalls anwesend, doch sein Blick wirkte gelangweilt, und er konnte ein Gähnen hin und wieder nur mit Mühe unterdrücken. Für Eishockey schien er sich nicht im Mindesten zu interessieren, aber wenn er tatsächlich in die Führungsriege der Firma zurückkehren wollte, musste er diese Kröte wohl schlucken.
Er hatte schon Schlimmeres geschluckt, dachte Berringer. Dies würde ihn wenigstens nicht umbringen.
Er und die beiden Mitarbeiter seiner Detektei waren etwas abseits platziert worden. Diesmal hatten sie eben nur Statistenrollen. Doch immer wieder ließ er den Blick über das Publikum schweifen.
Suchst du nach Gerndorf?, dachte er. Hör auf damit, und genieß das Spiel. Du machst dich nur lächerlich!
Das erste Drittel war vorbei. Es stand unentschieden, und der Trainer der Haie redete mit großer Gestik auf seine Spieler ein. Berringer drehte sich zu Peter Gerath um und …
Gerath war verschwunden, und der Bodyguard ebenfalls!
Auch nachdem das Spiel wieder angepfiffen wurde, kehrte Gerath nicht zurück. Die Minuten rannen dahin. Gegen Ende des zweiten Drittels war auf einmal auch der Platz von Sohn Andreas nicht mehr besetzt.
Berringer machte seine beiden Mitarbeiter darauf aufmerksam. „Der tut als Sponsor auch nur so gerade seine Pflicht“, kommentierte Mark Lange das Verhalten des Unternehmers.
Berringers Antwort ging im Jubel der Krefelder Fans unter. Endlich waren die Pinguine in Führung gegangen. Umso erstaunlicher, als dass sie nach einem groben Verteidiger-Foul seit zwei Minuten in Unterzahl spielten.
Berringer achtete nicht weiter auf den Spielverlauf. Er sah auf einmal den Bodyguard von SAFE & SECURE, der direkt auf ihn zusteuerte. „Herr Berringer, kommen Sie bitte mit! Man braucht Ihre Hilfe!“
„ Was ist geschehen?“
„ Nicht hier, Herr Berringer!“
Berringer und seine Mitarbeiter folgten dem Personenschützer, dessen Gesicht blass geworden war wie die Wand. Es dauerte eine Weile, bis sie sich bis zum Herren-WC durchgedrängelt hatten. Eine Traube von Menschen hatte sich davor gebildet. Ordner und Polizisten hielten die Schaulustigen oder Leute, die einfach nur die Toilette benutzen wollten, auf Distanz.
Andreas Gerath winkte Berringer herbei. Er hatte ein hochrotes Gesicht. „Da sind Sie ja, Herr Berringer.“
Durch die geöffnete Tür konnte Berringer in den Waschraum sehen. Peter Gerath lag dort ausgestreckt und in eigenartiger Verrenkung am Boden. Berringer sah sein Gesicht mit den weit aufgerissenen Augen. Ihr Blick war starr und tot.
„ Mein Vater war nur kurz auf Toilette“, berichtete Andreas atemlos. „Dort muss ihn jemand …“ Er stockte, schluckte einen Kloß hinunter, der ihm die Kehle verstopfte. „Jemand muss ihn umgebracht haben.“ Er holte tief Luft, dann fügte er mit heiserer Stimme hinzu: „Die Kripo ist unterwegs, aber ich möchte, dass Sie in der Sache weiterermitteln. Der Polizei traue ich nicht mehr.“
Berringer wollte den Waschraum betreten, um sich den Tatort genauer anzusehen, aber ein Polizist hielt ihn zurück. „Hier kommt niemand rein!“, schnarrte er. „Hier ist ein Mord passiert, und sie verderben alle Spuren, wenn Sie da rumtrampeln!“
„ Schon gut, schon gut“, beschwichtigte Berringer den Mann, dessen groben Tonfall er gut nachvollziehen konnte. Wahrscheinlich war er in den letzten zehn Minuten so oft dumm angequatscht worden, dass ihm jede Lust auf Höflichkeiten vergangen war.
Berringer wandte sich an den Mann von SAFE & SECURE. „Ich habe Sie schon des Öfteren in Geraths Begleitung oder in seinem Garten gesehen, kenne aber nicht Ihren Namen.“
„ Jürgen Rüger.“
„ Herr Gerath wollte auf die Toilette?“
„ Ja.“
„ Was ist dann passiert?“
„ Ich hab ihn bis zur Tür zu den Waschräumen begleitet, hier gewartet und dabei einen Schokoriegel gegessen. Aber Herr Gerath kam nicht zurück. Dann habe ich nachgesehen und den Toten gefunden.“ Rüger sah ziemlich mitgenommen aus. „Herr Gerath wollte nicht, dass ich den Toilettenbereich vorher untersuche“, versuchte er sich zu rechtfertigen. „Das wäre lächerlich, meinte er.“ Und schuldbewusst fügte er leiser hinzu: „Hätte ich es mal getan …“
„ Ist jemand
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