Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
gefällt werden. Eine andere Möglichkeit machtbewusster Frauen, auf die Staatsgeschäfte Einfluss zu nehmen, ist die vorübergehende Regentschaft für einen unmündigen Thronfolger. Eine willensstarke und dominante Mutter kann sich den kommenden Herrscher so formen, dass er zeitlebens unter ihrem Einfluss steht. Seltener ist der Fall, dass eine Frau als Selbstherrscherin die Macht ausübt. Diese Entwicklung ist durch die weit reichende Machtbefugnis der Herrscherinnen in Byzanz vorgebildet. Sie waren nicht nur Ehefrauen der regierenden Kaiser, die wie ihre römischen Vorbilder meist nur aus dem Hintergrund die Staatsgeschäfte beeinflussen konnten, sondern waren aktiv an der Machtausübung beteiligt.
Die ersten Selbstherrscherinnen im europäischen Raum treten im frühen 16. Jahrhundert auf. Die bekanntesten Namen sind Isabella von Spanien (regierte ab 1474), Magarethe vonBeaufort (ab 1509), Katharina Sforza (ab 1509) und Anna von Frankreich (ab 1483). Aber bei genauer Betrachtung der Quellen hatte deren Regentschaft eigentlich das Ziel, den Thron für den Sohn oder den Bruder zu bewahren. Die erste tatsächliche Selbstherrscherin ist die berüchtigte „Maria die Blutige“, die 1553 in England den Thron bestieg. Ihre Zeitgenossen reagierten auf ihre Thronbesteigung mit Entsetzen über diese „Weiberherrschaft“. Zahllose Pamphlete versuchten nachzuweisen, dass die Königsherrschaft einer Frau unnatürlich und ungesetzlich sei und vor allem gegen die Bibel verstoße. Aber diese Entwicklung war nicht aufzuhalten, weil die Herrscherhäuser die Macht nicht aus ihren Händen geben wollten, wenn kein männlicher Thronfolger zur Verfügung stand. Das 18. Jahrhundert kann man geradezu als das Jahrhundert der regierenden Frauen bezeichnen, unter denen Katharina II. das oft zitierte Beispiel einer Tyrannin ist. Nur in Frankreich kamen für die Thronfolge ausschließlich Männer in Frage.
Da die Geschichte in der Vergangenheit von Männern geschrieben wurde, die nur dann eine Frau für erwähnenswert hielten, wenn sie etwas Außergewöhnliches, sei es etwas Gutes oder etwas Schlechtes, getan hatten, war die Zahl der weiblichen Despotinnen und Tyranninnen im Vergleich zu den grausamen Herrschern auffällig gering. Die Engländerin Sharon Jansen nennt in ihrer Studie über Herrscherinnen der frühen Neuzeit über 250 Namen solcher herrschenden Frauen. Von der überwiegenden Mehrheit müssten die Quellen erst noch ausgewertet werden, um eine Biografie schreiben zu können.
Für das vorliegende Buch wurde erstmals eine Auswertung der Quellen über die frühmittelalterliche Königin Fredegundeunternommen. Ihre Biografie in dieser Sammlung ist die erste umfassende Darstellung ihrer Taten und vor allem ihrer Verbrechen.
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