Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
einer Hinrichtung entgangen waren, wurden grausam bestraft. Die Königin ließ ihnen ein schweres Eisen um den Hals und um die Handgelenke legen. Je vier oder fünf von ihnen wurden durch dicke Stangen aneinander geschmiedet. Wenn einer von ihnen starb, musste ihm der Kopf abgeschnitten werden, um seinen Körper von dem Halseisen zu befreien. Die anderen Eisenstücke mussten die Überlebenden noch zusätzlich mit sich schleppen, so dass sie schon durch das große Gewicht bald jämmerlich starben.
Eine der häufigsten Hinrichtungsarten war die Vergiftung, die Madegassen aller Kasten treffen konnte. Diese Strafe konnte schon auf eine bloße Beschuldigung hin verhängt werden. Bedingung war nur, dass der Ankläger einen gewissen Geldbetrag hinterlegte. Ohne dem Beschuldigten die Möglichkeit zur Verteidigung zu geben, musste er sich einer Giftprobe unterziehen. Wenn er überlebte, bekam er ein Drittel des hinterlegten Geldes, das zweite Drittel die Königin und das dritte Drittel erhielt der Ankläger zurück. Im Falle des Todes des Beschuldigten erhielt dieser den ganzen Betrag zurück, weil sich seine Anschuldigung bewahrheitet hatte.
Als der Königin einmal berichtet wurde, in der Provinz Bonizonga gäbe es Leute, die die Hand eines Diebes unbeweglich machen könnten, mussten sich über 200 Personen der Giftprobe unterziehen, um herauszufinden, wer diejenigen seien, die diese Kunst beherrschten. 180 von ihnen starben nach der Einnahme des Giftes, was als Beweis dafür angesehen wurde, dass sie Zauberer seien.
Die Gifteinnahme erfolgte nach einem genauen Ritual. Der Angeklagte durfte schon zwei Tage vor dem festgesetzten Tag nur sehr wenig essen und einen Tag davor überhaupt nichts mehr. Er wurde von seinen Verwandten zum Giftmischer begleitet und musste dann entkleidet den Schwur ablegen, nicht durch Zauberei versucht zu haben, dem Gift die Wirkung zu nehmen. Der Giftmischer schabte dann vom Kern einer Frucht, die auf dem Baum Tanquinia veneniflori wächst, etwas Pulver ab, wickelte es in drei Hautstücke eines Huhns und fragte den Angeklagten, ob er vor der Einnahme seine Tat noch gestehen wolle. Allen Personen, die nicht von der Königin angeklagt wurden, war es erlaubt, nach der Gifteinnahme große Mengen zu trinken, um das in die Hautstücke gewickelte Gift wieder zu erbrechen. Wenn der Angeklagte alle drei Stücke erbrach, wurde er als unschuldig erklärt. Fehlte aber nur eines, dann galt er als überführt und wurde auf der Stelle mit einer Lanze erstochen.
Eine weitere Strafe, mit der die Königin ihre Untertanen drangsalierte, war die Versklavung. Als die Gold- und Silberschmiede des Landes einmal für sie Schüsseln anfertigen mussten, war sie mit der Arbeit nicht zufrieden. Die Angehörigen dieser Zunft taten ihr Bestes, und tatsächlich fanden die Arbeiten nach einem zweiten Versuch das Gefallen der Königin. Als Belohnung befahl sie, alle Schmiede, auchjene, die daran nicht beteiligt waren, in die Sklaverei zu verkaufen.
Auch Adlige konnten auf Befehl der Königin ihre Freiheit verlieren, wie der folgende Fall zeigt. Wenn ein Adliger starb, hatte die untere Kaste des Adels die Pflicht, ihm das Sterbetuch überzuwerfen, bevor er ins Grab versenkt wurde. Als einmal ein vornehmer Adliger starb, der bei der Königin in Missgunst gefallen war, weigerten sich die Angehörigen der unteren Adelskaste, ihm diese Ehre zu erweisen, weil sie fürchteten, den Zorn der Königin zu erregen. Kaum hatte Ranavalona dies erfahren, da erteilte sie den Befehl, 126 Personen dieser Kaste als Sklaven zu verkaufen.
Dieses Schicksal teilte oft auch die ganze Einwohnerschaft von Dörfern. Wurde nämlich ein Ochse aus dem Besitz der Königin gestohlen und verzehrt, so wurde der Dieb mit dem Tode bestraft und alle Personen, die davon gegessen hatten, verloren ihre Freiheit und wurden zu Sklaven. Da es aber nicht möglich war, genau festzustellen, wer von dem Tier gegessen hatte, erlitten alle Bewohner des Dorfes, in dem der Ochse verkauft oder geschlachtet wurde, dieses Schicksal. Nur Säuglinge waren davon ausgenommen, weil man voraussetzte, dass sie kein Fleisch äßen. Auch wenn ein Dorfbewohner großen Reichtum besaß, konnte das zur Versklavung führen. Die Königin Ranavalona erteilte ihm dann einen Auftrag, den er unmöglich erfüllen konnte. Dafür wurde er dann zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, die er nur durch den Verlust seiner Freiheit bezahlen konnte.
Eine andere Methode, sich den Besitz ihrer Untertanen
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