Über das Haben
hatte: Aristoteles.
Genau diese Begegnung zwischen Alexander dem Großen und dem besitzlos lebenden Philosophen Diogenes hat nun den Maler Nicolas André Monsiau zu seinem Gemälde angestiftet. Dafür spricht auf der einen Seite die stolz herausfordernde Pose des elegant gekleideten Königs, auf der anderen das armselige Lager, das der Philosoph sich vor seiner Tonne bereitet hat.
Nach einer dazu passenden Anekdote hat die Begegnung des ALLES-HABENDEN und des NICHTS-HABENDEN mit einer gegenseitigen Selbstvorstellung begonnen: «Ich bin Alexander der Große.» – «Und ich bin Diogenes der Hund.» Wie wird nun wohl der Disput zwischen dem Aristoteles-Schüler und dem Kyniker begonnen haben? Vielleicht, gut aristotelisch, mit einer Frage Alexanders, wie oder wie anders Diogenes wohl die zehn aristotelischen Kategorien verstanden hat, zumal die achte Kategorie: HABEN ? Um ALLES oder NICHTS hätte sich der Disput der beiden ungleichen Opponenten dann wohl bewegen müssen. Ganz schulmäßig hermeneutisch hätte Alexander den Philosophen auch darauf ansprechen können, wie denn die Frage lauten kann, auf die das Hundeleben eines Diogenes die adäquate Antwort ist.
Nichts dergleichen ist tatsächlich von einem solchen Disput überliefert. Doch weiß eine weitere Anekdote, die gleichfalls von Diogenes Laertios zu verantworten ist, den Lesern zu berichten, dass Alexander der Große als mächtiger Weltherrscher dem Mann mit der Tonne das großzügige Angebot gemacht hat, «Wünsche dir, was du möchtest.» Da soll Diogenes nur geantwortet haben: «Geh mir aus der Sonne!»
Die knappe Antwort und Abfuhr, die der große Alexander in dieser Anekdote von Diogenes dem Hund erfahren hat, ist berühmt geworden als Inbegriff einer kynischen Lebenskunst und als Schlüssel zu deren mediterranem Code.
Am Ende dieser anekdotischen Begegnung an der Tonne soll Alexander dann noch, vielleicht mit einer Ahnung von der Kunst des HABENS und NICHT-HABENS , ausgerufen haben: «Wenn ich nicht Alexander wäre, möchte ich wohl Diogenes sein.» Ja wenn. Na dann.
DANKSAGUNG
Für ihre kritische Begleitung beim Entstehen dieses Buches danke ich vielmals Klaus Brüggemann, Hermann Korte, Yorkis Kyvellos, Franca Ortu, Harro Stammerjohann sowie meinen Töchtern Ulrike und Lotte.
ABBILDUNGSNACHWEIS
S. 122: akg-images – Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin; S. 186: The Bridgeman Art Library, London.
SACHREGISTER
als ob 104f., 195
amerikanischer Traum 183
Angehörige 35
Anthropologie 18–25, 28, 33f.
Antisemitismus 150f., 155, 198f.
Armut 46, 86, 116
Astronomie 97f.
Aufschub 104, 106
Besitz 27, 71f., 89, 91, 105, 123f., 143–145, 153, 160, 171f.
Besitzbürger 142, 149
Besonnenheit 19
Besprechen 58
Bilanz 133f., 136, 139
Bildungsbürger 149
Bildungsroman 146
Börse 153–156
Buchführung 131–136, 138, 146, 197
Charaktere 26
da 34, 37, 61
Deckwort 85–87, 167
Denkkategorien 75f.
Dialektik 102, 104f.
Disjunktion 104f., 195
Ehre 27f., 140f., 149f.
Eigentum 71f., 89, 126, 138, 177, 182, 194
Einsamkeit 29, 136
Einverleibung 45
Einwertigkeit 52
Endlichkeit 96, 110
Eristik (Streitkunst) 27f., 56, 192
Erkennbarkeit (Identität) 52f., 55
Erzählen 58, 114
Euphemismen 90
Evolution 18, 21
ewiges Leben 102f.
Existenzialismus 38, 41f.
Fernrohr 123
Frist 100, 149
Geduld 104
Gegenwart 57–60
Geld 27, 29, 134, 147–149, 153, 159, 199
Genre-Malerei 123–126
Goldwaage 124–127
Grundbesitz 153
Grundbesitzer 142
Habeas Corpus Akte 179–182
Habgier 45
Habitus 42, 77f., 86, 110, 193, 196
Habitus–Objekt 53–55, 57, 70, 86, 96, 112, 118
Hilfsverben 58–61
Höflichkeit 80–83, 194
homo oeconomicus 88
Ikonologie 121
Inventur 175–177
Inversion 53, 55
Jakobsleiter 20, 22
Kannibalismus 137
Kapital 148, 153
Kapitalismus 138, 158
Katalog 13–17, 26, 69f., 76, 97, 139, 175f., 179–181
Kategorien 13–19, 31, 39, 41, 75f., 118, 123f., 187, 191
Kenosis 102f.
Klarheit 39
Kleidung 118f., 124f.
Kolonialismus 138, 151
Konjunktiv 80–82
Körperlichkeit 40, 67–69, 109–111, 117f.
Körperteile 109f.
Krankheit 110–114
kriegen 61–63, 73
Landadel 148
Langeweile 29
Lebenszeit 108
Logik 103, 105
Logos 10, 17–19, 21, 51
man 33, 35
Matthäus-Effekt 101
Menschenrechte 16, 179–183, 200
Menschenwürde 19
Menschenzeit 96–98, 195
Modal-Futur 60
Modalpartikeln 80–82
Modalverben 79f., 82
Musterung 113f.
Namensatire 150f.
Negationen 82
Novelle 144, 167–170
Ontologie 14, 17,
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