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Über den Missouri

Über den Missouri

Titel: Über den Missouri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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aber sie konnten seine Worte doch verstehen, und sie freuten sich sehr, von einem Weißen in so ferner Gegend in ihrer Muttersprache begrüßt zu werden.
    »Wir begrüßen unseren älteren Bruder!« antwortete Ihasapa ernst. »Wir suchen einen Mann mit Namen Adams.«
    »Den werdet ihr hier gleich finden! Kommt!« Der Reiter wandte sein Pferd und trabte zu der Viehherde, die auf den Wiesen graste. Die Indianer folgten ihm. Gespannt betrachteten Hapedah und Tschaske die Kühe und Herdenstiere. Auch diese Tiere waren nach dem Winter mager wie wilde Büffel, aber sie waren lebendig und fraßen mit Lust. Der mächtigste der Stiere schnaubte, und lange Hirtenpeitschen knallten.
    Die Dakota erblickten eine Gruppe von Weißen zu Pferde. Ein Reiter war dabei, der demjenigen, der die Dakota begrüßt hatte, zum Verwechseln ähnlich sah. Nach den Beschreibungen und Erzählungen, die die Knaben gehört hatten, konnten die beiden die Zwillinge Thomas und Theo sein. Drei grauhaarige Männer mit zwei älteren Frauen interessierten die Jungen weniger. Das waren wohl die vom Hochwasser vertriebenen Rancher, von denen der Scout erzählt hatte.
    Aber da war noch ein Reiter, ein blonder junger Mann mit blauen Augen; seine Züge waren ernst, und um seine Mundwinkel lag ein verbissener Kummer. Neben ihm ritt eine junge Frau. Auch sie hatte Haare wie Sonnenstrahlen und Augen wie der Himmel am Morgen. Sie verstand zu reiten. Aber die Dakotajungen erkannten sofort, daß diese junge Frau nicht von ihrem vierten Lebensjahr an tagaus, tagein auf dem Pferderücken gesessen hatte. Sie war neu in der Prärie, wenn sie sich auch Mühe gab, wie eine Kuhhirtin zu erscheinen.
    Die Weißen baten die Indianer zu sich heran. Hapedah und Tschaske waren erstaunt über das höfliche und anständige Benehmen dieser Watschitschun. Sie hatten nur Red Fox gekannt und die Soldaten und Rauhreiter, von denen sie auf die Reservation getrieben worden waren. Sie waren als Sprache der Watschitschun Kugeln und Schimpfworte gewohnt. Darum wunderten sie sich jetzt.
    Hapedah teilte den Weißen mit, was er bei der Streifschar der Dragoner erlauscht hatte. Man hörte ihm aufmerksam zu, die Männer gaben keine vorschnelle Antwort, sogen an ihren Pfeifen, nickten bedächtig. Sie benahmen sich tatsächlich fast wie Dakota, und das Vertrauen der Jungen wuchs.
    »Und wie kommt ihr hierher?« erkundigte sich schließlich der blonde Mann, den die drei Dakota mit Recht für Adams hielten.
    Ihasapa berichtete alles der Wahrheit gemäß.
    »Und was habt ihr jetzt vor?«
    »Tokei-ihto bittet Adams, für uns gefleckte Büffel zu kaufen und Land, wo wir mit diesen gefleckten Büffeln leben können.«
    Adams schaute überrascht auf. »Wie viele seid ihr denn noch?«
    »Als wir die Knaben ins Boot brachten, lebten noch vierundsechzig Menschen in unseren Zelten«, gab Ihasapa zur Antwort. »Während des Gewitters hat Red Fox die Söhne der Großen Bärin drüben noch einmal angreifen lassen, und sicher sind noch einige von uns getötet worden. Wie viele endlich über den Strom kommen werden, wissen wir nicht.«
    Adams schwieg einen Augenblick. »Ihr habt sehr viele Verluste zu beklagen«, sagte er dann. »Für die paar Leute, die jetzt noch am Leben sind, findet ihr wohl Land und Vieh. Aber wie wollt ihr bezahlen? Wenn eure Leute noch Pferde mit herüberbringen, könntet ihr sie gegen Rinder tauschen. Aber kräftige junge Tiere müßten es sein.«
    »Wir haben viele und auch gute Pferde, aber wir möchten sie behalten. Können wir vielleicht mit Gold bezahlen? Tokei-ihto gab es uns mit.«
    »Gold? Burschen, Kinder – dann allerdings braucht ihr keine Pferde herzugeben! Gold!«
    Adams verständigte die Besitzer des Viehs.
    Es war zu sehen, wie die Mienen der drei alten Farmer sich spannten. Sie rückten näher und lauschten aufmerksamer als bisher.
    »Versteht ihr überhaupt etwas von Viehzucht?« fragte Adams die Dakota.
    »Nein. Nicht einmal Tschapa Kraushaar versteht sie, da er als Kind nicht Vieh gehütet, sondern Baumwolle gepflückt hat.
    Aber Tokei-ihto sagte uns, daß du unser Bruder sein willst. Du wirst uns lehren, die gefleckten Büffel zu züchten.«
    Adams lächelte. »Das wäre gar nicht schlecht. Ich will euch gern helfen. Vielleicht könnte man hier gleich einen Handel machen?«
    »Mann«, rief einer der Rancher, »kaufe uns das Vieh ab. Echtes Gold haben die Indianer da?«
    »Nur immer ruhig.« In Adams regte sich der rechnende Bauernsinn. »Wir wollen das Vieh zählen und

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