Über den Missouri
lagerte, und rieben sich vollends trocken.
Mongschongschah hatte ihnen ein Töpfchen Bärenfett zurechtgestellt, damit sie sich nach dem Bad wieder gut einreihen konnten. Sie fuhren in die Leggings, die Gamaschenhosen, deren beide einzelne Beine am Gürtel befestigt wurden, schlangen das Hüfttuch um, das hinten und vorne durch den Gürtel lief, und steckten die Füße in die pelzgefütterten Mokassins. Dann zogen sie die Röcke mit der nach innen gekehrten Fellseite an und spürten auch schon, wie ihnen das Blut wieder heiß bis in die Haut drang.
Mützen oder Hüte brauchten sie nicht. Auch im härtesten Winter gingen die Dakota ohne Kopfbedeckung. Ihre dichten, eingefetteten Haare genügten als Schutz gegen die Kälte, den Schnee und den Sturm. Glatzköpfe gab es nicht, auch nicht bei alten Männern.
Die Buben erhielten von der Mutter die Erlaubnis, sich von den Transportpferden, die Schwarzfalkes großes Zelt und seine Habe trugen, diejenigen auszusuchen, die sie am liebsten ritten. Hapedah wählte sich den jungen Fuchs, mit dem er am Pferdebach schon zwei Rennen gewonnen hatte, und Tschaske kletterte auf einen zuverlässigen Schecken. Die Vorbereitungen waren beendet, und der nächtliche Zug begann. Der abnehmende Mond grinste in das einsame Waldtal herein. Stunde um Stunde verrann bei der eintönigen Wanderung.
Erst um die Mittagszeit wurde wieder haltgemacht. Die Sonne stand am Himmel, und die Schatten der Bäume leuchteten bläulich. Hapedah Haarkämmer und Tschaske Breitbeinig waren mit den anderen abgesessen und lagerten auf dem Fell eines Schwarzbären. Der angesehene Krieger Tschotanka und die beiden jungen Raben waren nachts schon auf Jagd unterwegs gewesen. Sie brachten zwei Wölfe und einen Waschbären.
Die Beute wurde abgehäutet und zerteilt. Feuer durfte nicht gemacht werden. So aßen die ausgehungerten Männer, Frauen und Kinder von dem rohen Fleisch, und es schmeckte ihnen köstlich. Hapedah gelang es, noch einige Fische zu fangen, von denen er mit seinem Blutsbruder Tschaske zusammen auf gemeinsam großmütigem Beschluß die Hälfte an Blitzwolke und Eidechse verschenkte.
Die Knaben freuten sich zu sehen, wie es »den jungen Krähen« schmeckte. Blitzwolkes Eichhörnchen war im Wald unterwegs gewesen, um sich Nahrung zu suchen. Jetzt saß es auf der Schulter des Mädchens und verzehrte eine Haselnuß.
Herrlich war es, nach zwölf Stunden Ritt in der Mittagssonne einzuschlafen. Weniger herrlich war es, am Abend schon wieder geweckt zu werden. Tschotanka hatte ein Stück Salzfleisch bei sich, das er jetzt den Jungen gab. Es schmeckte widerlich, »ganz nach Reservation«, meinte Hapedah.
»Ich kann mir schon gar nicht mehr vorstellen, daß wir in der Reservation waren«, sagte er zu Tschaske, »und ich gehe auch nie mehr hin. Nie mehr. Lieber würde ich sterben.«
»Hau«, bekräftigte Tschaske.
Der Marsch der folgenden Nacht führte durch dieselbe Landschaft. Die Knaben dösten auf den Pferden vor sich hin. Als es dämmerte, blinzelten sie und schauten aufmerksamer um sich. Hapedah bemerkte, wie Tschaske auch den Kopf gehoben hatte, um zu lauschen.
Die Jungen erkannten bald, was die Geräusche, die an ihr Ohr drangen, bedeuteten. Männer kamen im Dauerlauf flußaufwärts dem Zug nach. Das war die Nachhut, die den Zug wieder einholen wollte. Tokei-ihto, Tschapa und Tobias holten die Wandernden ein und liefen schweigend am Zug entlang bis zur Spitze, und auch die Führer der wandernden Schar riefen die Herankommenden nicht an. Man wollte kein unnützes Geschrei machen.
Nachdem Tokei-ihto Hawandschita erreicht hatte, gab dieser das Signal zum Halten und Absitzen. Unter dem lautlosen Jubel der Männer verteilte der Häuptling die erbeuteten Waffen und gab dabei bekannt, daß die Bärenbande von der Reservation her bis zur Stunde nicht mehr verfolgt wurde. Man durfte sich wohl eine längere Rast gönnen. Alle hofften, die letzten schweren Wochen mit Schnee und Kälte hier im Wald überdauern und nach der Schmelze im Juni weiterziehen zu können.
Die Lichtung war den Männern und Frauen als günstiger Zeltplatz bekannt. Hier hatten die Tipi vor dreizehn Jahren gestanden, ehe das Zeltdorf, vom Vater Tokei-ihtos geführt, zum Pferdebach wanderte. Hier hatten die, die jetzt Krieger und Anführer waren, als Knaben gespielt und jagen gelernt. Alle Erinnerungen wurden mit einem Schlag lebendig.
Der Häuptling, Tschapa und Tobias legten die weißen Wolfsfelle ab. Hawandschita, der Alte Rabe und
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