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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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diese seltsamen Algenformationen hinter ihnen, doch die Furzgeräusche waren noch eine halbe Tagesreise lang zu hören.
    Am darauffolgenden Tag zeigte sich eine weitere unbekannte Lebensform: eine gigantische, in Kolonien schwimmende Spezies, ein Geschöpf, das in sich selbst eine ganze Population umfaßte, Hunderte, vielleicht Tausende von unterschiedlich spezialisierten Organismen, die von einem einzigen riesigen Schwimmer ausgingen, der fast so groß war wie ein Plattformfisch. Der fleischige, durchsichtige Zentralkörper schimmerte aus dem Wasser zu ihnen herauf wie eine kaum untergetauchte Insel; und beim Näherkommen sahen sie dann die unzähligen Bestandteile des Organismus bei ihren jeweiligen Aufgaben sich bebend, windend und kreisend bewegen - hier ruderten Teile des Organismus, dort bildete ein anderer Schleppnetze für den Fischfang, die kleinen flatternden Organe an den Rändern wirkten als Stabilisatoren für den ganzen mächtigen Organismus bei seiner pompösen Fahrt durch die Wasser.
    Als die Schiffe in seine Nähe kamen, stülpte das Geschöpf etliche Dutzend helle röhrenähnliche Gebilde einige Meter hoch in die Luft, die aussahen, als ragten schimmernde Kamine über das Wasser auf.
    »Was glaubst du, was das ist?« fragte Father Quillan.
    »Sehgeräte?« schlug Lawler vor. »Sowas wie Periskope?«
    »Nein! Sieh nur, jetzt kommt aus den Dingern etwas heraus...«
    »Vorsicht!« brüllte Kinverson aus der Takelung. »Es schießt auf uns!«
    Lawler riß den Priester mit sich auf die Decksplanken, gerade noch rechtzeitig, bevor ein Klumpen einer viskosen rötlichen Substanz vorbeizischte. Der Klumpen fiel mitten aufs Deck, nur zwei drei Meter hinter den beiden. Er sah wie ein großer orangefarbener formloser Kotfladen aus und zitterte. Dampf stieg davon auf. Ein halbes Dutzend weiterer ähnlicher Projektile landeten verstreut anderwärts auf Deck, und weitere kamen nach.
    »Verdammt! Verdammt! Verdammt!« brüllte Dela-gard und stapfte wütend umher. »Die Scheiße brennt mir das Deck an! Eimer und Schaufeln! Schnell! Los! Los! Felk! Schaff deinen Arsch da raus, verdammt!«
    Wo die Geschosse aufgeschlagen waren, zischten und dampften die Deckplanken, in die sich das Zeug hineinfraß. Felk kämpfte verbissen am Ruder, um das Schiff aus der Schußlinie zu manövrieren. Unter seinem krächzenden Kommando schleppte die Deckswache Taue von Seite zu Seite, wuchtete die Rahen herum und setzte die Segel neu. Lawler, der Priester und Lis Nikiaus eilten auf dem Deck umher und schaufelten die weichen ätzenden Geschosse über Bord. Auf dem gelben Holz der Decksplanken blieben dunkle Brandspuren zurück, wo immer die säurehaltigen Klumpen aufgetroffen waren. Die inzwischen fernergerückte Monadenkolonie schleuderte weiter Geschosse gegen das Schiff - in einer Art blinder hirnloser Feindseligkeit -, die allerdings inzwischen harmlos ins Wasser fielen, wo sie kleine Dampfwölkchen hervorriefen, ehe sie kochend in der Tiefe versanken.
    Die Brandnarben auf den Decksplanken waren zu tief, als daß man sie hätte wegschleifen können. Lawler vermutete, sie würden sich von Deck zu Deck und schließlich durch den Schiffsrumpf gebrannt haben, wenn man sie nicht sofort über Deck geschafft hätte.
    Am folgenden Morgen erblickte Gharkid steuerbord eine graue Wolke sirrender Leiber in der Luft.
    »Hexenfische im Paarungstaumel.«
    Delagard gab fluchend Order, den Kurs zu ändern.
    »Nein«, erklärte Kinverson, »das wird nichts mehr nützen. Wir haben nicht genug Zeit für ein Manöver. Holt die Segel ein.«
    »Was?«
    »Holt sie runter, oder sie werden wie Netze die Hexenfische auffangen, wenn der Schwarm gegen uns kommt. Und dann stecken wir bis zum Arsch zwischen denen hier an Deck.«
    Delagard fluchte noch heftiger und ließ die Segel einholen. Und kurz darauf trieb die Queen of Hydros mit nackten Masten unter einem harten weißen Himmel dahin. Und dann kamen die Hexenfische.
    Die abstoßenden stachelrückigen, geflügelten Würmer breiteten sich in rasender Lust millionenfach genau unter dem Wind vor der Flottille aus. Es war eine See von Hexenfischen, man sah kaum das Wasser unter den peitschenden Leibern. Wie aufschäumende Wogen schossen sie in die Luft - die Weibchen voran, unzählige Weibchen, so daß sie fast die Sonne verdunkelten. Wütend schlugen sie mit ihren leuchtenden kantigen kleinen Flügeln; verbissen reckten sie die stumpfnasigen Köpfe nach oben; und immer näher kamen sie, in ganzen breiten Kohorten

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