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Ueber Gott und die Welt

Ueber Gott und die Welt

Titel: Ueber Gott und die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Spaemann
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die lange Abschrift daraus, viele Kürzungen und Gespräche über Streichungen folgten.Dieses Buch kam zustande und ist nun, wie ich meine, die beste Einführung in das Philosophieren Robert Spaemanns. Ich habe eine wichtige Erfahrung im Zusammenhang dieses Buches gemacht: Es besteht kein kleiner Unterschied zwischen dem umfangreichen und kompetenten Sich-Auskennen in der Philosophie, wie sie seit Platon betrieben wird, und dem Philosophieren selbst.

    Dem Autor bin ich zu tiefem Dank verpflichtet, dass er meine Fragen mit großer Geduld hingenommen, mit nie nachlassender Konzentration beantwortet hat und bereit war, seine »Episoden«, Texte, die so viel über ihn offenbaren, einzufügen. Erst sie geben dem Buch sein eigentliches Gewicht.
    Frau Susanne Held, die das druckfertige Manuskript unermüdlich engagiert erstellt und unsere Arbeit durch kluge Vorschläge zur Kürzung und Korrektur begleitet hat, sei vielmals gedankt. Auch dem Lektor Johannes Czaja, der Korrektorin Frau Renate Warttmann und dem Verlag Klett-Cotta gebührt – natürlich nicht zuletzt – mein bester Dank.

    München, im März 2012
    Stephan Sattler

WAS IMMER IST
    Kindheitserinnerungen
    Nächst Gott verdanke ich, wie mein Vater mir erzählte, meine Existenz der Malerin Käthe Kollwitz. Sie muss den genialischen jungen westfälischen Kunstgeschichtsstudenten, Dichter und Bauhaus-Schüler Heinrich Spaemann als Mitarbeiter der legendären »Sozialistischen Monatshefte« kennengelernt und gemocht haben. Mein Vater war dort zuständig für Film und Varieté, also damals zum Beispiel für Charlie Chaplin, Buster Keaton, Sergej Eisenstein, Josephine Baker und den Mozart der Jongleure, Rastelli. Ich besaß als Kind einen der Bälle, die Rastelli nach der Vorstellung ins Publikum geworfen hatte.
    Die aus dem Schwäbischen stammende Tänzerin und Mary-Wigman-Schülerin Ruth Krämer mochte Käthe Kollwitz auch und fand, die beiden sollten einander kennenlernen. Sie stiftete den älteren Freund und Mentor meines Vaters, den Psychologen Alexander Mette (später Präsident des Psychologenverbandes der DDR), dazu an, die beiden zusammen einzuladen. Sie hatte Erfolg.
    In Mettes Haus allerdings ereignete sich später (es war der letzte Besuch) auch die Wende im Leben meiner Eltern, der Blutsturz meiner Mutter, der ihrer tänzerischen Laufbahn ein Ende setzte. Dass sie im Himmel wieder würde tanzen können, war ihr gewiss. Dies und ein gleichzeitiger Anfall dämonischen Wahnsinns bei Mette war der Beginn einer gänzlichenNeuorientierung meiner Eltern, die, beginnend mit der Lektüre Rousseaus über Jean Cocteaus Briefwechsel mit Maritain schließlich zum Weggang von Berlin nach Münster und am Ende in den Schoß der katholischen Kirche führte. So viel zur Vorgeschichte meiner Erinnerungen.
    Ergänzend ist nur noch zu sagen, dass mein Vater sich Jahre nach dem Tod meiner Mutter entschloss, Priester zu werden. Er wurde 1942 vom Bischof von Münster, Graf Galen, geweiht.
    Den Bericht aus diesen Erinnerungen sollte ich beginnen mit dem Vers des Psalms
Laetatus sum in his quae dicta sunt mihi: In domum Domini ibimus
. Meine früheste Kindheitserinnerung ist die Erinnerung an die Freude, von der in diesem israelitischen Wallfahrtslied die Rede ist – die Erinnerung an ein unbeschreibliches Wohlbehagen des Dreijährigen, der auf dem Schoß seiner Mutter liegend aufwacht beim Psalmodieren der Mönche, das ihn auch schon in den Schlaf gesungen hatte. Die Eltern meinten, es sei nun genug, und wollten aufbrechen. Aber ich bettelte sie an, noch zu bleiben. Ich konnte mich von dem Gesang mit seinen endlosen Wiederholungen nicht trennen (und kann es bis heute nicht). Es war in der Benediktinerabtei St. Josef im münsterländischen Gerleve, wo meine Eltern in die Kirche aufgenommen wurden und wo sie mich als Dreijährigen hatten taufen lassen.
    Mein Taufpate war der alte, bärtige Klosterbruder Radbod, der mich früh in die Geheimnisse seiner Bienenzucht einweihte, während meine Eltern im Klosterladen ihren Honigbedarf deckten. Später begleitete ich gelegentlich als Ministrant einen Mönch auf dem »Versehgang« zu einem der umliegenden Bauernhöfe, wo es dann nach stattgehabter Zeremonie ein reichliches Frühstück gab, reichlicher, als das im Kloster üblich war.
    Die Verbindung zur Abtei überdauerte die Übersiedelungmeiner Eltern nach Köln im Jahr 1932. Ostern feierten wir fast immer dort. 1943 wurden die Mönche vertrieben. Ich schrieb damals mein erstes Sonett in

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