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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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großen Wahlbezirke ausgezählt sind, und dann…«
    Er verlor den Faden, weil es am Tisch vollkommen still geworden war und alle ihn anstarrten. Er hatte bei der Jagd ein Damhirschkalb geschossen und war nahe daran gewesen, ein Schwein zu erlegen, was selbstverständlich verboten war. Dann hatte er doch darauf verzichtet und den gesamten Tag im großen und ganzen gut bewältigt. Jetzt hatte er eine schwere Sünde begangen und über etwas gescherzt, worüber man nicht scherzen darf. Doch er mußte sich jetzt aus dieser Situation herauswinden. Unbedingt. Er holte tief Luft und fuhr dann schnell fort:
    »Eigentlich ist die Sache klar, Tante. Wir haben gewonnen. Die Frage ist nur, ob es am Ende zweiundfünfzig zu achtundvierzig zu unseren Gunsten stehen wird oder ob das Verhältnis noch besser wird, aber gewonnen haben wir.«
    Was er sagte, überzeugte nicht. Alle am Tisch taten, als akzeptierten sie seine Erklärung, doch niemand machte ein richtig frohes Gesicht. Murmelnd kehrte man zu den Speiseritualen zurück.
    Später, gegen halb elf, als die Zukunft der Nation definitiv entschieden sein mußte, begaben sich alle Anwesenden ohne jedes Anzeichen der Ungeduld ins Obergeschoß, in die Regionen der Kinder, in der Dinge wie Fernsehen und Computerspiele gehalten wurden. Man schaltete das erste Programm ein, um zu sehen, ob es eine Wahlprognose gab.
    Zum Sitzen wurde es eng. Das Fernsehzimmer war schließlich nur für die Familie gedacht. So mußten einige Stühle hereingetragen werden, damit die ältesten weiblichen Verwandten gut sitzen und sehen konnten. Und als schließlich jeder einen Sitzplatz hatte und auch der Gastgeber saß, der sich bislang unten in der Küche aufgehalten hatte, um dort etwas zu erledigen, wurde das Fernsehgerät eingeschaltet.
    Als erstes bekam man den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten zu sehen, der sichtlich erleichtert und glücklich aussah. Nach einigen Sekunden wurde klar, daß es sich um ein Siegesinterview handelte. Der Regierungschef sagte, es sei für Schweden so etwas wie eine Schicksalsstunde gewesen, doch jetzt empfinde er tiefe Erleichterung. Gleichzeitig werde er jedoch unermüdlich daran weiterarbeiten, die Verliererseite davon zu überzeugen, daß der Wahlausgang für Schweden das Beste sei.
    Darauf wurde der sozialdemokratische Ministerpräsident mit spontanem und fast südländisch begeistertem Beifall des Publikums im Raum bedacht, das ihm normalerweise oder vielmehr weder früher noch später je Beifall zollen würde.
    Darauf folgte eine, wie es schien, routinemäßig präsentierte Prognose für das Land insgesamt. Wie es hieß, bestätige sie nur das, was man schon wisse. Der Sieg der Ja-Seite sei völlig sicher. Nichts könne das Endergebnis mehr beeinflussen. Die Frage sei nur, wie hoch der Sieg ausfallen werde. Die Tante, die bei dem kühnen Scherz ihres Neffen vorhin fast in Ohnmacht gefallen wäre, strahlte jetzt wie ein Kind am Heiligen Abend. Alle Anwesenden faßten sich bei den Händen, als wollten sie sich gegenseitig gratulieren. Der Gastgeber, der dies schon geahnt hatte, stahl sich schnell hinaus und kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem vier Flaschen Champagner standen. Ihm folgten zwei der für den Abend angeheuerten Kellnerinnen und Abwäscherinnen mit Gläsern, die sie schnell verteilten, während der Gastgeber einschenkte. Er verschüttete den Champagner achtlos, so wie es bei besseren Herrschaften üblich ist, wenn etwas mit Champagner gefeiert werden soll.
    Dann hoben alle ihre Gläser und prosteten, wenn auch nicht ganz klar war, worauf, ob nun auf das Vaterland, die selten gelungene Jagd, die jetzt zu erwartenden Subventionen für stillgelegte Flächen oder auf etwas ganz Allgemeines: Das Glück war jedoch vollkommen. Ein perfekter Abschluß eines höchst gelungenen Jagdtages auf Vrångaholm, eines Tages, der Thotten zufolge »in die Geschichte eingehen würde«.
    Was er auch tat.
    Im nächsten Augenblick traten zwei Männer in dunkler Kleidung und Wollkapuzen durch die Tür. In den Händen hielten sie Schrotgewehre des Typs Pump Action; sämtliche acht Männer im Zimmer bemerkten es sofort, da es ein Typ Schrotgewehr war, den kein Gentleman auch nur im Traum verwenden würde.
    Einer der beiden Eindringlinge feuerte einen Schuß an die Decke ab, so daß dreihundert Jahre alter Stuck wie weißer und schwarzer Schnee auf die Anwesenden herabrieselte. Dann schrie er auf englisch, alle sollten vollkommen still sitzen bleiben.
    Alle kamen seinem

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