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Uebergebt sie den Flammen

Uebergebt sie den Flammen

Titel: Uebergebt sie den Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Schriften. Bann! Bann! Er hat nicht widerrufen! Verdammung. Ins Feuer mit Schriften, Büchern, Ideen. Der 12. November 1520. In Köln wird es keine Ketzer geben!«
    Christoff Heftrich verstand nichts, auch die Leute in seiner Nähe begriffen nicht. Weiter vorn nickten die Studenten und Professoren, vor der Tribüne stimmten alle zu, selbst die Stadträte schienen zu wissen, worum es ging.
    Mit den Augen kehrte Heftrich zu den Studenten zurück. Ein Gesicht fiel ihm auf, der junge Mann hielt die Lippen fest aufeinandergepresst. Erstaunt suchte der Henker, entdeckte dort wütende Augen, und da Hände, die sich in Stoff krallten. Empörung, Christoff kannte solche Gesichter. Was geht es mich an? Noch geht es mich nichts an.
    Über die spitzen Kapuzen hinweg sah er Fremde in dunklen Umhängen. Sicher Advokaten, Magister und Doktoren. Wenn meine Huren fleißig sind, gibt es heute ein gutes Geschäft. Wenn die Weiber gescheit sind, schnappen sie sich ihre Fische, verschwinden schnell zum Hafen runter oder in die Schmier, und gleich sind sie wieder zurück.
    Der Beauftragte des Erzbischofs beugte sich über das Geländer der Tribüne, zeigte mit dem Finger auf die Professoren und Studenten. »Bringt die Bücher dieses Ketzers hierher! Von ihm darf kein Buch, keine Schrift mehr in Köln zu finden sein. Wer sich diesem Befehl widersetzt, dem drohe ich mit Bann und Verfolgung!«
    Nach seiner Rede blieb Schweigen. Nur die Stiefelschritte des Inquisitors entlang der Tribüne und die Holzstufen hinunter zerhackten die Stille. Kurzes Fingerschnippen, das Zeichen für den Greven, der befahl mit einem Wink beide Knechte des Schinders zum Bücherkorb und wies auf den Scheiterhaufen. Gleichmütig packten die zerlumpten Kerle den Korb, schleiften ihn über Kot und Abfall durch die freie Gasse, vor dem Henker ließen sie ihn los und traten zurück, machten Platz für den Inquisitor der rheinischen Bistümer. Zwei Schritte nach ihm erreichte der Greve den Holzstoß und wandte sich zur Tribüne um. Sein Umhang, der samtbesetzte Hut, mit der ganzen Würde seines Amtes glänzte er neben dem Inquisitor.
    Von innen her fühlte Christoff die Unruhe aufsteigen, seine Arme zitterten, die Beine. Was wollen die von mir? Das sind doch nur Bücher, nur Papier, und ich bin der Scharfrichter von Köln. »Was soll ich tun, Herr?« Selbst die Stimme zitterte.
    »Verbrennen, du Idiot!« Der Inquisitor hatte den Kopf nicht bewegt.
    »Bis ich das …«
    »Fang an, sonst brennst du selbst.« Auch der Greve war unbeweglich stehen geblieben.
    Heftrich spürte alle Augen, sie starrten ihn an, warteten. Auf dem Domplatz wurde es still. Wehe dem Henker, der zittert und tötet nicht beim ersten Schlag!
    Ich versteh mein Handwerk, es gibt keinen besseren. Heftrich stieß den Atem aus und mit ihm alle Unruhe. Selbst die gespreizten Hände des Inquisitors machten ihm keine Angst. In gekonntem Schwung warf der Scharfrichter seinen Mantel von den Schultern. Rot. Unter dem Stoff zeigten sich Muskeln, eng umspannte die Hose seine Hüften, alles zeigte sich. Und Heftrich war ein starker Mann.
    Er sog die Lungen voll. »Ist dieser Mann nach Fug und Recht verdammt?« Bis zur Tribüne schallte seine Stimme, doch keine Antwort kam. Christoff wiederholte. Nichts. Niemand regte sich von den vornehmen Herren. Erst die Frage, dann die Antwort, so war es vorgeschrieben, weiter wusste er nicht.
    Halb wandte der Inquisitor den Kopf. »Soll ich seine Schriften verbrennen?« Schnelle leise Worte, laut genug, Heftrich hatte verstanden.
    »Ist dieser Mann nach Fug und Recht verdammt? Soll ich seine Schriften verbrennen?«
    Erlösung. Die hellen Baretts, die Federhüte senkten sich. Heftrich griff nach dem Korb, wollte ihn ganz in den Holzstoß leeren, doch Bücher waren schwer, schwerer als ein Mensch. Hart schwollen die Adern an seinem Hals. Kein Fehler durfte dem Henker unterlaufen! Mit beiden Händen packte er noch einmal zu, ging in die Hocke, wuchtete das Gewicht auf seine Knie, atmete und keuchte den Korb nach oben. Staunen, leise Rufe aus der Menge.
    An gestreckten Armen hielt er die Last über dem Kopf, schwankte nicht. Das sollten meine Weiber sehen. Hätte sie doch in die erste Reihe stellen sollen.
    Langsam kippte er den Korb, und die Bücher stürzten zwischen die hochgestellten Balken auf kleinere Holzscheite, in das Stroh.
    Diesen Korb behalt ich für mich. Von meinen Hingerichteten bekomme ich die Kleider, die stehen mir zu. Heute nehm ich den Korb. Sorgsam stellte er

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