UFOs über der Erde
Rausch sich verflüchtigt. Das Prickeln in seiner Nasenspitze war vergangen; seine Augen arbeiteten wieder, wie Augen arbeiten sollen. Langsam und mit behutsamen Bewegungen ging Falkner zur Tür, öffnete sie und marschierte steif ins Büro.
Captain Bronstein schien wie gewöhnlich alles unter Kontrolle zu haben. Da stand er und unterwies die Männer knapp und sachlich und präzise. Als er Falkners ansichtig wurde, machte er eine Rechtswendung und sagte: »Wir können jederzeit starten, Colonel.«
»Alles berechnet? Die Routen zugeteilt?«
»Alles«, sagte Bronstein. Er gab ihm ein rasches, möglicherweise spöttisches Lächeln. »In der Telefonzentrale geht es zu wie in einem Bienenhaus. An die tausend Meldungen über das Objekt sind schon eingegangen, und es kommen immer noch welche. Diesmal ist es echt.«
»Großartig«, murmelte Falkner. »Wir werden berühmt. Extraterrestrisches Raumschiff macht Bruchlandung; Besatzung springt ab; die tapferen Offiziere und Mannschaften das AFAO überwältigt sie mit bloßen Händen ...«
Falkner fing sich. Sein Geschwafel war ein Zeichen, daß er vielleicht doch noch nicht so nüchtern war, wie er geglaubt hatte. Bronsteins warnender Blick war beredt genug. Ihre Augen begegneten sich für einen Moment, und Falkner erkannte in rasch aufflammender Wut, wie mitleidig Bronsteins Ausdruck war. Eine Welle puren Hasses durchlief den Körper des Colonels.
In Augenblicken wie diesem pflegte Falkner sich starrsinnig einzureden, daß er Bronstein nicht bloß haßte, weil Bronstein Jude war. Das hatte nichts damit zu tun. Er haßte Bronstein, weil der gewandte kleine Captain Ambitionen hatte, weil er fähig war, weil er sich niemals gehen ließ, und weil er glaubte, daß die Fliegenden Untertassen von einer anderen Welt kämen. Bronstein war der einzige Offizier, von dem Falkner wußte, daß er sich freiwillig zum AFAO gemeldet hatte. Allgemein wurde das Amt als Abladeplatz für Karrieremänner betrachtet, die in anderen Abteilungen der Luftwaffe gescheitert waren, aber Bronstein hatte sich regelrecht hineingedrängt. Warum? Weil er überzeugt war, daß die Untertassen die kommende Sache seien, die größte Aufgabe, die der Luftwaffe je gestellt worden war. Und er wollte rechtzeitig dabei sein, sich im Ruhm sonnen und die Schlagzeilen liefern, wenn Phantasie sich in Realität verwandelte. Für Bronstein war die Untertassenmasche das Sprungbrett zu größeren Dingen.
Senator Bronstein. Präsident Bronstein.
Falkners Laune wurde noch schlechter. Er schnappte: »Los, zu den Fahrzeugen. Raus in die Wüste, schnell! Morgen früh will ich diesen Meteoriten sehen!«
Die Männer salutierten und eilten hinaus. Bronstein blieb allein zurück. Mit weicher Stimme sagte er: »Tom, ich glaube, diesmal ist es kein blinder Alarm. Diesmal ist es die Fallschirmsituation, auf die wir gewartet haben.«
»Gehen Sie zur Hölle.«
»Würden Sie nicht überrascht sein, wenn Sie einen interstellaren Botschafter im Salbeigesträuch sitzen sähen?«
»Es war ein Meteor«, sagte Falkner abweisend.
»Haben Sie es gesehen?«
»Nein. Ich habe – Meldungen studiert.«
»Ich habe es gesehen«, sagte Bronstein. »Es war kein Meteor. Es hätte mir beinahe die Augen ausgebrannt. Das war eine Art Fusionsgenerator, der über der Stratosphäre explodierte. Ein paar Minuten lang schien es wie eine kleine Sonne, Tom. Ein Meteor wäre viel schneller heruntergekommen. Die Leute von Los Alamos sagten das gleiche. Wissen Sie von irgendwelchen Luftwaffenprojekten, die mit Fusionsgeneratoren fliegen?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Also ...«
»Also war es ein chinesischer Fernaufklärer«, sagte Falkner.
Bronstein lachte. »Wissen Sie was, Tom? Ich will die Chinesen nicht herabsetzen, aber ich halte es für viel wahrscheinlicher, daß dieses Schiff von Prokyon oder irgendeinem anderen Sonnensystem gekommen ist. Sagen Sie ruhig, ich sei verrückt. Das ist meine Überzeugung.«
Falkner antwortete nicht. Er wippte eine Weile auf Ballen und Zehen vor und zurück und versuchte sich zu überreden, daß er dies alles tatsächlich erlebe und nicht bloß träume. Dann winkte er Bronstein mißmutig, und sie gingen hinaus in die Nacht.
Vier der Raupenfahrzeuge waren bereits losgefahren. Falkner kletterte in eines der beiden übriggebliebenen, Bronstein in das andere, und sie rasselten aus dem Hof. Falkners Kabine enthielt eine Sprechfunkanlage, die ihn mit den anderen Suchfahrzeugen, dem Büro in Albuquerque, dem
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