UFOs über der Erde
Seite des Nationalparks kreuzte. Er kontrollierte die im Süden zwischen Socorro und Isleta operierenden Männer und tauschte kurze Kommentare mit Bronstein aus, der im abgelegenen leeren Land südlich Acoma Pueblo war und Kurs auf die Zuni-Reservation hielt. Zu jeder vollen Stunde schaltete Falkner die verschiedenen Radio- und Fernsehstationen ein und hörte die Nachrichten ab. Offenbar war das ominöse Wort »Fliegende Untertasse« heute nacht in aller Munde, denn die Sprecher gaben sich große Mühe nachzuweisen, daß es nichts als ein Meteor gewesen sei. Alle Stationen gaben die gleichen leeren Versicherungen ab, und alle zitierten einen gewissen Brotsky vom Palomar-Observatorium. Wer war Brotsky? Ein Astronom vielleicht? Nein, nur vom »technischen Stab«, was immer darunter zu verstehen war. Wahrscheinlich ein Portier. Aber die Massenmedien gebrauchten die Magie seiner Verbindung mit Palomar als eine Art Talisman, um die beunruhigten Hörer wieder zu besänftigen.
Und nun ließen sie auch ein paar Astronomen zu Wort kommen. Einen gewissen Alvarez von der Sternwarte in Ciudad Mexico, und Ohiro Matsuoko, einen führenden japanischen Astronomen. Hatte Alvarez die Erscheinung gesehen? Nichts in seinen Worten deutete darauf hin. Matsuoko konnte sie natürlich nicht gesehen haben. Aber beide verbreiteten sich ausführlich über Meteore, erläuterten den Unterschied zwischen Meteor und Meteorit und erstickten alle Ängste mit einem Schwall beruhigender wissenschaftlicher Terminologie. Um Mitternacht gab das Informationsministerium einige sorgfältig ausgewählte Auskünfte, die angeblich von Radarstationen und Wettersatelliten stammten. Ja, die Augen dort oben hatten den Meteor gesehen. Nein, es war nichts zu befürchten. Rein natürliches Phänomen.
Falkner war angeekelt.
Sein eingefleischter Skeptizismus gegenüber den atmosphärischen Objekten wurde nur von seinem eingefleischten Skeptizismus gegenüber offiziellen Regierungsverlautbarungen übertroffen. Wenn die Regierung sich soviel Mühe gab, die Bevölkerung zu beruhigen, dann mußte da etwas wirklich Großes und Beunruhigendes sein. Soviel war sicher.
Mitternacht war längst vorbei. Falkner betrachtete den dicken Nacken seines Fahrers, der durch eine Glasscheibe von ihm getrennt war, und gähnte herzhaft. Er beschloß, die ganze Nacht durchzufahren. In Albuquerque erwartete ihn nichts als ein ungemachtes leeres Bett und ein Tag voll zerdrückter Zigarettenstummel. Seine Frau machte mit ihrem neuen Mann Urlaub in Buenos Aires. Falkner hatte sich inzwischen ans Alleinsein gewöhnt, aber es gefiel ihm nicht sehr. Andere Männer trösteten sich in solchen Fällen mit ihrer Arbeit, aber Falkners Arbeit war keine Arbeit für einen ausgewachsenen Mann, wie er oft sagte.
Um drei Uhr früh war er am Rand der Berge. Es gab eine Straße für die Holzabfuhr, die durch den Nationalpark führte und die er nehmen konnte, wenn er wollte, aber er gab dem Fahrer Anweisung zum Abbiegen. Er würde in einer weiten Schleife nach Albuquerque zurückfahren, hinter der Mesa Prieta vorbei und über Jemez Pueblo zum Westufer des Rio Grande.
Der Informationsstrom aus den verschiedenen Kanälen begann nachzulassen. Falkner hatte Mühe, die Augen offenzuhalten, und wünschte sich eine Flasche Scotch. In Washington war es schon Morgen, die Stunde, wo die Leute ihre Wagen aus den Garagen holten, um Verkehrsstauungen zu veranstalten.
Etwas an seinem Armaturenbrett machte ›ping‹.
»Anhalten!« schrie Falkner seinem Fahrer zu.
Das Fahrzeug hielt. ›Ping‹, ›ping‹ machte es in kurzen Abständen an seinem Armaturenbrett. Falkner untersuchte sehr sorgfältig seine Detektoranlagen und bemühte sich, herauszufinden, was das Geräusch bedeutete. Er isolierte den Grund der Störung. Das Infrarotgerät nahm die Wärmeausstrahlung eines menschlichen Körpers mit einer Masse von achtzig bis hundert Pfund innerhalb eines Radius von eintausend Metern wahr. Jemand hielt sich irgendwo dort draußen auf.
Die nächste Siedlung war zwanzig Meilen entfernt. Im Umkreis von zehn oder zwölf Meilen gab es nicht einmal eine Straße. Dies war ein abgelegener Landstrich, eine Steppe mit nichts als Salbeigesträuch, Grasinseln, Yuccapflanzen, dazu ein paar Wacholderbüsche und Kiefern, die sich hier angesiedelt hatten, obwohl sie ins Hochland gehörten. Keine Bäche, keine Teiche, keine Häuser. Nichts. Und niemand wohnte hier. Dieses Land war zu nichts gut. Falkner sagte sich, daß sein
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