UFOs über der Erde
traurig wäre.
Ah! Da war endlich der Padre! Charley grinste.
Der Priester kam aus der weißgetünchten kleinen Kirche und hob beide Arme. Er rief in spanischer Sprache über die Plaza: »Fürchtet euch nicht! Es ist alles in Ordnung! In die Kirche, alle miteinander, und bleibt ruhig!«
Einige der Frauen folgten der Aufforderung. Die meisten Männer waren inzwischen in der Kiva, wo Frauen keinen Zutritt hatten. Charley beobachtete den Priester. Padre Herrera war ein kleiner, kahlköpfiger Mann, der vor ein paar Jahren von El Paso heraufgekommen war, nachdem der alte Pfarrer gestorben war. Er hatte es nicht leicht. In San Miguel waren alle römisch-katholisch, aber alle glaubten auch an die alte Pueblo-Religion. Und so kam es, daß die Leute in Augenblicken wie diesen in alle Richtungen rannten und nur wenige den Weg in die Kirche fanden. Padre Herrera sah nicht erfreut aus.
Charley ging zu ihm. »Was war es, Padre? Eine Sternschnuppe, weiter nichts?«
Der Priester warf ihm einen unfreundlichen Blick zu. »Vielleicht ein Zeichen des Himmels, Charley?«
»Ich sah es mit meinen eigenen Augen! Eine Sternschnuppe!«
Padre Herrera rang sich ein knappes Lächeln ab und wandte sich ab, um seine verängstigten Schäflein ins Gotteshaus zu treiben. Charley begriff, daß er entlassen war. Der Pfarrer hatte Rosita Estancia einmal gesagt, daß ihr jüngerer Bruder Charley eine verdammte Seele sei, und Charley hatte es erfahren. Er hatte sich irgendwie geschmeichelt gefühlt.
Hoffnungsvoll blickte er zum Himmel auf. Aber da waren keine Sternschnuppen mehr. Die Plaza war jetzt leer; die vielen Indianer, die kurz zuvor noch dort herumgelaufen waren, hatten Zuflucht gefunden. Charley drehte sich um, als er die Tür des Andenkenladens gehen hörte. Marty Moquino kam heraus. Er hielt eine kleine Spraydose mit Schnaps, und im Mundwinkel hatte er eine Zigarette hängen.
»Wo sind alle hin?« fragte Marty Moquino.
»Weggelaufen. Sie haben Angst.« Charley zwang sich zum Lachen. »Du hättest sie rennen sehen sollen!«
Er fürchtete sich ein wenig vor Marty Moquino, und zugleich verachtete er ihn. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, zu ihm als einem Mann aufzublicken, der Abenteuer erlebt und ferne Gegenden gesehen hatte. Marty war neunzehn Jahre alt. Vor zwei Jahren hatte er das Pueblo verlassen, um in Albuquerque zu leben, und man sagte im Dorf, er sei auch bis hinaus nach Los Angeles gekommen. Er war ein Spötter, ein Unruhestifter, aber er kannte die Welt des weißen Mannes besser als irgendein anderer im Dorf. Nun war Marty wieder da, weil er seinen Job verloren hatte. Die Leute erzählten sich, daß er mit Rosita Estancia gehe. Charley haßte ihn dafür; trotzdem fühlte er, daß er von Marty Moquino viel lernen konnte. Er hoffte, eines Tages selbst aus San Miguel zu entkommen.
Sie standen zusammen in der Mitte der Plaza, Charley klein und mager, Marty lang und mager. Marty bot ihm eine Zigarette an. Charley nahm sie und brachte sie routiniert in Gang. Sie grinsten einander wie Brüder an.
»Hast du sie gesehen?« fragte Charley. »Die Sternschnuppe?«
Marty nickte. Er hob die Spraydose vor den Mund und spritzte sich einen Schuß Whisky hinein. »Ich war hinten draußen«, sagte er nach einem Moment. »Ich habe sie gesehen. Aber es war keine Sternschnuppe.«
»Es waren die Kachinas, die zu Besuch kommen, heh?«
Marty sagte lachend: »Junge, weißt du wirklich nicht, was das für ein Ding war? Solche Sternschnuppen gibt es nicht. Das war eine fliegende Untertasse, die über Taos explodiert ist!«
*
Kathryn Mason sah das Licht am Himmel nur durch einen Zufall. Gewöhnlich blieb sie in diesen dunklen Winternächten nach Anbruch der Dunkelheit in ihren vier Wänden. Im Haus war es warm und hell, die stattliche Reihe der elektrischen Geräte summte und schnurrte leise, und sie fühlte sich behaglich. Draußen mochte alles mögliche lauern, hier drinnen fühlte sie Sicherheit. Aber das Kätzchen ihrer Tochter fehlte nun schon seit drei Tagen, was in der Mason-Familie die größte Krise seit langem ausgelöst hatte. Es schien Kathryn, daß sie draußen ein schwaches Miauen hörte. Das Kätzchen wiederzufinden war ihr wichtiger, als in der Abgeschiedenheit eines automatischen Hauses eingeschlossen zu sein.
So eilte sie denn hinaus und hoffte gegen alle Vernunft, das flauschige kleine schwarzweiße Ding auf der Fußmatte sitzen zu sehen. Aber da war kein Kätzchen; und plötzlich zerteilte ein Lichtstrahl den
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