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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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an einem Fels auf, und Ludda konnte sie ohne Schwierigkeiten umstoßen. Er konnte die Platte wegziehen, daran vorbei in die Kammer kriechen, und dann konnte ein anderer Mann sie wieder aufrichten, sodass Ludda hinter der schildartigen Steinplatte verborgen war. Als er hinter der Platte etwas sagte, klang seine Stimme dumpf, war aber zu hören.
    Dann verließen wir alle das Grab, versiegelten es erneut, häuften Erde über den Eingangsfelsen und kehrten zurück nach Fagranforda. »Jetzt gehen wir nach Lundene«, erklärte ich Ludda. »Du, ich und Finan.«
    »Lundene!« Das gefiel ihm. »Und warum, Herr?«
    »Um zwei Huren zu suchen, selbstredend.«
    »Selbstredend«, sagte er.
    »Dabei kann ich helfen«, sagte Pater Cuthbert eifrig.
    »Ich dachte, Euch mache ich dafür verantwortlich, dass genügend Gänsefedern gesammelt werden«, erklärte ich Cuthbert.
    »Gänsefedern?« Er starrte mich entsetzt an. »O Herr, bitte!«
    Huren und Gänsefedern. Plegmund betete um Frieden, und ich sann auf Krieg.
    Ich ging mit dreißig Männern nach Lundene. Nicht, weil ich sie brauchte, sondern weil ein Herr mit Stil reisen soll. In der Römerfestung, die einst über das nordwestliche Stadtgebiet gewacht hatte, fanden wir Unterkunft für die Männer und die Pferde. Dann ging ich mit Finan und Weohstan an den verfallenden römischen Wallanlagen entlang. »Als Ihr hier die Garnison geführt habt«, sagte Weohstan, »haben sie Euch da mit Geldern knapp gehalten?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Ich muss um jede Münze betteln«, murrte er. »Sie bauen Kirchen, aber ich kann sie nicht dazu bringen, den Wall instand zu setzen.«
    Und Instandsetzungen hatte der Wall nötiger denn je. Ein großes Stück der römischen Verteidigungsanlage zwischen dem Bischop's Gate und dem Old Gate war in den stinkenden Graben darunter gestürzt. Das war nichts Neues. Damals, als ich selbst Befehlshaber der Garnison war, hatte ich die Lücke mit einer wuchtigen Eichenpalisade geschlossen, doch inzwischen waren die Stämme schwarz verfärbt, und einige verrotteten schon. König Eohric hatte diesen heruntergekommenen Abschnitt gesehen, und zweifellos hatte er sich seine Gedanken darüber gemacht. Nach seinem Besuch in Lundene hatte ich die Instandsetzung dringend angeraten, aber es war nichts getan worden. »Seht her«, sagte Weohstan und stieg unbeholfen den Geröllhang hinunter, der das Ende des eingestürzten Walls darstellte. Er drückte an einen Eichenstamm, und ich sah, dass dieser so locker saß wie ein toter Zahn. »Sie werden nicht zahlen, um diesen Stamm zu ersetzen«, sagte Weohstan finster. Er trat ans untere Ende des Stamms, und unter seinem Stiefel stoben weiche dunkle Stücke von pilzbefallenem Holz weg.
    »Wir haben doch Frieden«, sagte ich höhnisch, »habt Ihr das noch nicht gehört?«
    »Das könnt Ihr Eohric erzählen«, sagte Weohstan und stieg wieder zu mir herauf. Alles Land im Nordosten gehörte Eohric, und Weohstan berichtete uns, dass die dänischen Spähtrupps bis dicht vor die Stadt kamen. »Sie beobachten uns«, sagte er, »und alles, was ich tun darf, ist, ihnen zuzuwinken.«
    »Und sie müssten nicht einmal so nah an die Stadt kommen«, sagte ich, »ihre Händler haben ihnen bestimmt schon alles erzählt, was sie wissen wollen.« In Lundene waren immer viele Händler. Dänen, Sachsen, Franken und Friesen, und diese Kaufleute trugen die Neuigkeiten zurück in ihre Heimat. Eohric, da war ich sicher, wusste ganz genau, wie schwach Lundenes Verteidigung war, er hatte es ja schließlich mit eigenen Augen gesehen. »Aber Eohric ist ein vorsichtiger Hund«, sagte ich.
    »Sigurd nicht.«
    »Er ist immer noch krank.«
    »Ich bete zu Gott, dass er stirbt«, sagte Weohstan leidenschaftlich.
    In den Schänken der Stadt erfuhr ich mehr. Dort waren Schiffsmeister von der gesamten britannischen Küste anzutreffen, die für ein Ale Gerüchte preisgaben, von denen so manches zutraf. Und kein einziges Gerücht sprach von Krieg. Æthelwold war immer noch in seiner Zuflucht Eoferwic und nahm immer noch für sich in Anspruch, der König von Wessex zu sein, aber er hatte keine Macht, solange ihm die Dänen keine Armee gaben. Warum verhielten sie sich so still? Das bereitete mir Kopfzerbrechen. Ich hatte ihren Angriff nach Alfreds Tod für sicher gehalten, doch sie taten nichts. Bischof Erkenwald wusste die Antwort. »Es ist Gottes Wille«, erklärte er mir. Wir waren uns zufällig auf der Straße begegnet. »Gott befiehlt uns, unsere Feinde zu lieben«,

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