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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Gottes. Grimmige, furchteinflößende Wesen!« Er wedelte mit den Armen, um Flügel anzudeuten, dann schwieg er, weil ihm mein Blick bewusst wurde. Ich starrte ihn so lange an, dass er ängstlich wurde. »Herr?«, fragte er mit bebender Stimme.
    »Ihr seid klug, Cuthbert«, sagte ich.
    Er sah mich erfreut und verlegen an. »Das bin ich in der Tat, Herr.«
    »Sankt Cuthbert der Kluge«, sagte ich bewundernd. »Ein Narr«, fuhr ich fort, »aber ein unendlich kluger Narr!«
    »Danke, Herr, Ihr seid überaus freundlich.«
    In dieser Nacht blieben Cuthbert und ich beim Eingang des Grabes und sahen zu, wie die Sterne am Himmel heller wurden. Blitz legte den Kopf auf meinen Schoß, als ich ihn streichelte. Er war ein großer Jagdhund, pfeilschnell, furchtlos und wild wie ein Krieger. Ein Viertelmond stieg über den Hügeln auf. Die Nacht war voller Geräusche, das Rascheln von Tieren im nahen Wald, der unheimliche Ruf einer jagenden Eule, der Schrei einer Füchsin in der Ferne. Als der Mond hoch am Himmel stand, drehte sich Pater Cuthbert zu dem Grab um, kniete sich auf die Erde und begann still zu beten, seine Lippen bewegten sich unhörbar, seine Hände klammerten sich an den schadhaften Kreuzesanhänger, den er um den Hals trug. Fall Engel kamen, so habe ich sie nicht gesehen, aber vielleicht waren sie da; die prächtigen Schildkrieger des christlichen Gottes, mit den strahlenden Flügeln.
    Ich ließ Cuthbert beten und ging mit Blitz auf den höchsten Punkt des Hügelgrabes, wo ich mich neben ihn kniete, die Arme um seinen Hals schlang und ihm erzählte, wie gut er war, wie treu und wie tapfer. Ich streichelte sein raues Fell, vergrub mein Gesicht in seinen Nackenfalten, und erklärte ihm, er sei der beste Jagdhund, den ich je gekannt hatte, und ich hielt ihn immer noch umschlungen, als ich ihm mit einer heftigen Bewegung meines Messers, das ich am Nachmittag sorgfältig gewetzt hatte, die Kehle durchschnitt. Ich fühlte seinen kräftigen Körper kämpfen und schwanken, das unvermittelte Jaulen erstarb bald, Blut durchtränkte mein Kettenhemd und lief um meine Knie, und ich weinte über sein Sterben, und ich hielt seinen bebenden Körper, und ich erklärte Thor, dass ich das Opfer gebracht hatte. Ich wollte es nicht, aber wir berühren die Herzen der Götter, indem wir etwas opfern, das uns teuer ist, und ich hielt Blitz, bis er starb. Es war ein gnädiger, schneller Tod. Ich bat Thor, das Opfer anzunehmen und als Gegenleistung die Toten in ihrem Grab still sein zu lassen.
    Ich trug Blitz zu einer Baumgruppe in der Nähe und bereitete ihm mit dem Messer und einer Steinscherbe ein Grab. Ich legte den Jagdhund hinein und das Messer an seine Seite, dann wünschte ich ihm glückliche Jagden in der nächsten Welt. Ich füllte Erde in das Grab und türmte dicke Steine darauf, um Blitz vor den Aasfressern zu schützen. Es dämmerte schon fast, als ich diese Aufgabe hinter mich gebracht hatte, und ich war schmutzig, blutbeschmiert und elend.
    »Gütiger Gott, was ist geschehen?« Pater Cuthbert starrte mich entsetzt an.
    »Ich habe zu Thor gebetet«, sagte ich knapp.
    »Der Hund?«, flüsterte er.
    »Jagt in der nächsten Welt«, sagte ich.
    Er erschauerte. Manch ein Priester hätte mich dafür gerügt, den falschen Göttern zu opfern, aber Cuthbert bekreuzigte sich nur. »Die Geister sind ruhig geblieben«, berichtete er.
    »Also hat eines der Gebete gewirkt«, sagte ich, »entweder Eures oder meines.«
    »Oder beide, Herr«, sagte er.
    Und als die Sonne aufging, kamen die Sklaven, und ich ließ sie das Grab öffnen und die Toten aus einer der zwei tiefer gelegenen Kammern holen. Sie häuften die Knochen in die gegenüberliegende Kammer, und dann versiegelten wir diese überfüllte Leichenkammer mit einem Felsblock. Wir legten Totenköpfe in die zwei Höhlen, die dem Eingang am nächsten waren, sodass jeder Besucher, der sich in den Durchgang hineinbückte, vom Grinsen des Todes empfangen würde. Das schwierigste Stück Arbeit war es, den Eingang der nördlichsten Kammer zu verbergen, derjenigen, aus der wir die Knochen geräumt hatten, denn Ludda musste in diese menschengemachte Höhle hineingehen und sie auch wieder verlassen können. Pater Cuthbert fand die Lösung des Problems. Sein Vater hatte ihn das Steinmetzhandwerk gelehrt, und Cuthbert schlug so lange kleine Stücke von einem Kalksteinblock ab, bis er einem dünnen Schild ähnelte. Das kostete ihn zwei Tage, aber es gelang ihm, und wir richteten die dünne Steinplatte

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