Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
drängten. Wir ritten auf den Kamm eines niedrigen, bewaldeten Hügels und blickten auf die lodernden Gehöfte hinab. Unmittelbar unter uns stand ein Palas mit Scheunen und Lagerhäusern. Es wimmelte von Männern. Ich sah zu, wie die frisch eingebrachte Ernte auf einen Karren getürmt wurde. »Wie viele?«, fragte ich Finan.
    »Das dort sind dreihundert«, sagte er, »mindestens dreihundert.«
    Und noch mehr waren in dem weiten Tal vor uns. Dänentrupps überquerten die Weiden, suchten nach Flüchtlingen oder weiteren Häusern, die sie plündern konnten. Ich sah eine kleine Gruppe Frauen und Kinder, die mit dem Leben davongekommen waren und nun von Schwertdänen bewacht wurden. Zweifellos würden sie bald ihren Weg zu einem Sklavenmarkt jenseits des Meeres antreten. Einen zweiten Karren, vollgeladen mit Kochtöpfen, Spießen, einem Webstuhl, Harken, Hauen und allem, was sich als nützlich erweisen konnte, zog ein Ochsengespann nach Norden, und ein Däne schwang darüber die Peitsche. Die gefangenen Frauen und Kinder folgten ihm zusammen mit einer großen Viehherde, und ein Mann warf eine brennende Fackel auf das Strohdach des Palas. Vom Tal her ertönte der Klang eines Horns, und nach und nach folgten die Dänen dem durchdringenden Ton, und die Reiter zogen Richtung Straße. »Jesus«, fluchte Finan, »das sind Hunderte von den Bastarden.«
    »Siehst du den Schädel?«, sagte ich. Ein menschlicher Kopf war auf eine Stange gesteckt worden.
    »Haesten«, sagte Finan.
    Ich suchte nach Haesten selbst, aber es waren zu viele Reiter. Ich sah keine weiteren Banner, zumindest keine, die ich erkannte. Einen Augenblick lang war ich versucht, meine Männer ein Stück ostwärts zu fuhren und den Hügel hinunterzugaloppieren, um wenigstens einigen der gegnerischen Nachzügler den Weg abzuschneiden, aber ich widerstand der Versuchung. Die Nachzügler waren nicht weit hinter dem Haupttrupp, und wir wären sofort verfolgt und von ihrer Überzahl niedergemacht worden. Die Dänen bewegten sich gemächlich, ihre Pferde waren ausgeruht und gut gefüttert, und meine Aufgabe war es jetzt, vor ihnen zu bleiben, um zu beobachten, was sie taten und wohin sie zogen.
    Wir ritten wieder hinunter zur Straße. Den ganzen Tag blieben wir auf dem Rückzug, und den ganzen Tag kamen die Dänen hinter uns her. Ich sah den Palas der Witwe brennen, sah im Osten und Westen Rauch aufsteigen, und die großen dunklen Wolken am Himmel verrieten mir, dass drei Kriegsverbände das Land plünderten. Die Dänen machten sich nicht einmal die Mühe, Kundschafter einzusetzen, sie wussten, dass ihre Übermacht groß genug war, um jeden Gegner zu besiegen, während meine eigenen Kundschafter immer weiter zurückgedrängt wurden. In Wahrheit aber war ich blind. Ich hatte keine echte Vorstellung davon, mit wie vielen Dänen wir es zu tun hatten. Ich wusste nur, dass es Hunderte waren und dass Rauch aufstieg, und ich war wütend, so wütend, dass die meisten meiner Männer meinem Blick auswichen. Finan kümmerte das nicht. »Wir brauchen einen Gefangenen«, sagte er, aber die Dänen waren vorsichtig. Sie blieben in großen Trupps zusammen, waren immer zu viele für meine wenigen Männer. »Sie haben es nicht eilig«, stellte Finan mit leichtem Erstaunen fest, »das ist merkwürdig. Sie haben es kein bisschen eilig.«
    Wir waren auf einen weiteren Hügel geritten, um sie zu beobachten. Wir hatten die Straße wieder verlassen, weil die Dänen auf ihr entlangzogen und zu viele Leute darauf nach Süden flohen, und diese Leute wollten in unserer Nähe bleiben, aber ihre Anwesenheit machte uns leichter angreifbar. Ich sagte den Flüchtlingen, sie sollten weiter nach Süden gehen, und wir behielten die Dänen von den Hügeln östlich der Straße im Blick, und im Laufe des Tages wurde ich immer ratloser. Wie Finan gesagt hatte, waren die Dänen nicht in Eile. Sie stöberten wie Ratten in einem leeren Kornspeicher herum, erforschten jede Hütte, jeden Palas und jeden Bauernhof und nahmen alles Nützliche mit, doch dieses Land war schon zuvor geplündert worden, gehörte zu dem gefährlichen Gebiet zwischen Sachsen und dem dänischen Mercien, und die Beute musste gering sein. Alles Lohnenswertere lag im Süden, warum also zogen sie nicht schneller durch? Der Rauch warnte die Landbevölkerung vor, die Leute hatten Zeit, ihre Wertsachen zu vergraben oder wegzuschaffen. Es ergab keinen Sinn. Die Dänen sammelten Brosamen ein, während die Festtafel ungeschützt vor ihnen lag. Was

Weitere Kostenlose Bücher