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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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getötet.«
    »Und wenn ich von hier aus nach Ceaster will? Welchen Weg muss ich da nehmen?«
    »Das weiß ich nicht, Herr.«
    Orte wie Rochecestre lassen mich verzweifeln. Ich liebe das Häuserbauen, aber ich sehe mir an, welche Fähigkeiten die Römer hatten, und weiß, dass wir nichts halb so Schönes zuwege bringen. Wir bauen unsere saalartigen Palas-Gebäude aus Eichenstämmen, wir können Wände mauern, und wir holen Steinmetze aus dem Frankenreich, die Kirchen oder Festsäle mit groben Säulen aus schlecht behauenem Stein errichten, die Römer aber haben gebaut wie die Götter. In ganz Britannien stehen noch immer ihre Häuser, Brücken, Versammlungssäle und Tempel, obwohl sie vor Jahrhunderten gebaut wurden! Die Dächer sind eingebrochen, und der Verputz blättert ab, aber sie stehen noch, und ich frage mich, wie ein Volk, das solche Wunderdinge vollbrachte, besiegt werden konnte. Die Christen erzählen uns, wir würden uns unaufhaltsam auf bessere Zeiten zubewegen, nämlich auf das Königreich ihres Gottes auf Erden, aber meine Götter sagen mir nur eine große Verwirrung beim Weltenuntergang voraus, und ein Mann muss sich bloß umsehen, um festzustellen, dass alles bröckelt und verfällt, und das ist der Beweis, dass das Ende der Welt bevorsteht. Wir ersteigen nicht die Jakobsleiter zu irgendeiner himmlischen Vollendung, sondern wir stolpern den Hügel hinab auf Ragnarok zu.
    Der nächste Tag brachte dichtere Wolken, die das Land in Schatten tauchten, als wir die niedrigen Hügel hinaufritten und das Sæfern-Tal hinter uns ließen. Wenn es Rauch gab, sahen wir ihn nicht, mit Ausnahme der Rauchfäden von den Kochfeuern in den Dörfern. Im Westen waren die Spitzen der walisischen Berge in Wolken gehüllt. Wenn es einen Angriff gegeben hätte, dachte ich, hätten wir bestimmt mittlerweile davon erfahren. Wir wären den Kundschaftern begegnet, die von dem Blutbad wegritten oder den Flüchtlingen, die sich vor den Eindringlingen in Sicherheit bringen wollten. Stattdessen ritten wir durch friedliche Dörfer, vorbei an Feldern, auf denen die ersten Erntearbeiter die Sicheln schwangen, und immer noch folgten wir der Römerstraße mit ihren Meilensteinen. Das Land fiel nun nach Norden und auf den Dee zu leicht ab. Es begann zu regnen, als der Tag voranschritt, und an diesem Abend fanden wir Unterkunft in einem Palas in der Nähe der Straße. Der Palas war ärmlich, seine Eichenwände von einem Feuer angekohlt, dem offenkundig um ein Haar das ganze Gebäude zum Opfer gefallen wäre. »Sie haben es versucht«, erzählte die Hausherrin, eine Witwe, deren Mann von Haestens Kriegern getötet worden war, »aber Gott hat Regen geschickt, und so ist es ihnen nicht gelungen. Aber deshalb bin ich dennoch nicht vom Unglückverschont.« Die Dänen, sagte sie, waren niemals weit weg. »Und wenn es nicht die Dänen sind, dann sind es die Waliser«, ergänzte sie bitter.
    »Warum bleibt Ihr dann hier?«, frage Finan.
    »Wo sollte ich denn hin? Ich wohne hier seit mehr als vierzig Jahren, wo sollte ich noch einmal von vorne anfangen? Oder wollt Ihr mir etwa mein Land abkaufen?«
    Es tropfte die ganze Nacht durch das Strohdach, aber die Dämmerung brachte einen kühlen Wind, der den Regen vertrieb. Wir hatten Hunger, weil die Witwe nicht genügend Verpflegung fur all meine Männer hatte, solange sie nicht die krähenden Hähne schlachtete, und die Schweine, die in einen nahegelegenen Buchenwald getrieben wurden, während wir unsere Pferde sattelten. Oswi, mein Diener, zog die Sattelgurte meines Hengstes fest, während ich zu dem Graben an der Nordseite des Palas hinüberging. Beim Pissen musterte ich den Himmel vor mir. Die Wolken hingen düster und niedrig, aber war dort nicht ein dunklerer Streifen? »Finan«, rief ich, »ist das Rauch?«
    »Das weiß nur Gott allein. Hoffen wir es.«
    Ich lachte. »Hoffen wir es?«
    »Wenn der Frieden noch lange dauert, werde ich verrückt.«
    »Wenn im Herbst immer noch Frieden ist, gehen wir nach Irland«, versprach ich ihm, »und machen ein paar von deinen Feinden einen Kopf kürzer.«
    »Nicht nach Bebbanburg?«, fragte er.
    »Dafür brauche ich mindestens tausend Männer mehr, und um tausend Männer zu bekommen, brauche ich die Ausbeute eines Krieges.«
    »Wir leiden alle unter Träumen«, sagte er wehmütig. Er starrte nordwärts. »Ich glaube, das ist Rauch.« Er runzelte die Stirn. »Oder vielleicht ist es auch nur eine Gewitterwolke.«
    Und dann kamen die Reiter.
    Es waren drei, sie

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