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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hatten sie vor?
    Sie wussten, dass sie beobachtet wurden. Es ist unmöglich, einhundert und vierunddreißig Mann in einer nicht durchgehend bewaldeten Landschaft zu verstecken. Ganz bestimmt hatten uns die Dänen in der Entfernung gesehen, auch wenn sie nicht wissen konnten, wer wir waren, weil ich mein Banner absichtlich nicht führte. Wenn sie geahnt hätten, dass Uhtred von Bebbanburg so nah und mit seinen Männern weit in der Unterzahl war, hätten sie vielleicht mehr unternommen, aber so versuchten sie erst am späten Nachmittag, uns in einen Kampf zu verwickeln, und selbst da kämpften sie nur halbherzig. Sieben dänische Reiter stießen nach Süden auf die nun verlassene Straße vor. Sie ließen ihre Pferde im Passschritt gehen, aber ich sah sie unruhige Blicke auf den Wald werfen, der uns verbarg. Sihtric grinste. »Sie haben sich verirrt.«
    »Sie haben sich nicht verirrt«, sagte Finan trocken.
    »Ein Köder.« Es war zu offensichtlich. Sie wollten, dass wir angriffen, und sobald wir das taten, würden sie umdrehen und nordwärts galoppieren, um uns in einen Hinterhalt zu locken.
    »Nicht beachten«, befahl ich, und wir wandten uns wieder nach Süden und überquerten die Wasserscheide, sodass ich vor uns im trügerischen Frieden des Spätnachmittags kurz den Sæfern glitzern sah. Ich wollte nun schneller vorankommen, um noch einen Platz zu finden, an dem wir einigermaßen sicher und möglichst weit vor den Dänen die Nacht verbringen konnten. Dann sah ich erneut ein Glitzern, ein Schimmern, ein Aufblitzen in den langen, nachmittäglichen Schatten, weit weg zu unserer Linken, und ich starrte lange dorthin und überlegte, ob ich es mir nur eingebildet hatte, aber dann sah ich das Aufblitzen erneut. »Bastarde«, sagte ich, weil ich jetzt wusste, warum die Dänen uns so lustlos verfolgt hatten. Sie hatten Männer vorgeschickt, die einen Bogen um unsere östliche Flanke geschlagen hatten, einen Kampftrupp, der uns den Weg abschneiden sollte, aber die Strahlen der niedrigstehenden Sonne waren von einem Helm oder einer Speerspitze zurückgeworfen worden, und jetzt sah ich sie, weit weg, Männer in Kriegsrüstung zwischen den Bäumen. »Reitet!«, rief ich meinen Männern zu.
    Sporen und Angst. Ein irrsinniger Galopp den langen Abhang hinunter, donnernde Hufe, der Schild klapperte auf meinem Rücken, Schlangenhauchs Scheide schlug gegen den Sattel, und links sah ich die Dänen aus dem Wald brechen, viel zu viele Dänen. Sie spornten ihre Pferde bis zu einem waghalsigen Galopp an, hofften noch, uns den Weg abschneiden zu können. Ich hätte nach Westen ausscheren können, aber ich vermutete, dass ein zweiter Trupp Dänen dort vorgestoßen war, dann wären wir ihnen geradewegs in die Schwerter geritten, und so bestand unsere einzige Hoffnung in einem wilden, schnellen Ritt Richtung Süden, um dem Rachen zu entkommen, dessen Kiefer sich schon um uns schlossen.
    Ich ritt auf den Fluss zu. Wir konnten nicht schneller reiten als unser langsamstes Pferd, nicht, wenn wir keinen Mann opfern wollten, und die Dänen trieben ihre Tiere immer härter an, aber wenn es uns gelang, den Sæfern zu erreichen, blieb uns noch eine Chance. Wir mussten die Pferde geradewegs ins Wasser treiben, sodass sie zu schwimmen begannen, und uns dann vom jenseitigen Ufer aus verteidigen, falls wir die wahnwitzige Flussüberquerung lebend überstanden. Also sagte ich Finan, er solle auf die Stelle zuhalten, an der wir das letzte Mal die Sonne im Wasser hatten aufblitzen sehen, und ich ritt hinter meine Männer, wo mir die feuchten Erdklumpen entgegenflogen, die von den schweren Hufen ihrer Pferde emporgeschleudert wurden.
    Dann stieß Finan einen Warnruf aus, und ich sah Reiter vor uns. Ich fluchte, ritt aber weiter. Ich zog Schlangenhauch. »Angreifen«, rief ich. Hier würde uns keine List mehr weiterhelfen. Wir saßen in der Falle, und unsere einzige Hoffnung war, uns durch die Angreifer vor uns zu kampfen, die, so glaubte ich, in der Unterzahl waren. »Tötet sie und reitet weiter!«, rief ich meinen Männern zu und spornte mein Pferd an, um den Angriff anzuführen. Wir befanden uns nun dicht bei einer vom Regen aufgeweichten Straße, die von tiefen Hufabdrücken und Karrenspuren zerfurcht war. An der Straße wechselten sich niedrige Hütten, kleine Gemüsebeete, Misthaufen und Schweinekoben ab. »Auf der Straße reiten!«, brüllte ich, als ich mich an die Spitze unserer Kolonne gesetzt hatte. »Tötet sie und reitet weiter!«
    »Sie sind

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