Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)
ebenso. Die einzige Ausnahme war Klytämnestra, die behauptete, ihren Schlüssel vor vielen Jahren fern von Kilmore Cove verloren zu haben.«
»Dabei stimmte das gar nicht.«
»Leonard war nicht damit einverstanden gewesen aufzuhören. Er wollte das Geheimnis der Erbauer der Türen lüften. Als Ulysses und Penelope ihm seinen Schlüssel wegnahmen, begann er, nach einem anderen, ganz besonderen Schlüssel zu suchen: dem Ersten Schlüssel. Zwischen ihm und Ulysses kam es zu einem furchtbaren Streit. Die Moores verboten Leonard, die Villa Argo zu betreten. Doch der Leuchtturmwärter war sehr dickköpfig und machte allein weiter. Durch ihn wurde dein Vater schließlich in die Sache verwickelt.«
»Mein Vater?«, fragte Rick verwundert.
»Leonard war immer davon ausgegangen, dass der Erste Schlüssel im Meer sein müsse, ebenso wie die anderen Schlüssel, die irgendwann an den Strand angespült worden waren. Dein Vater war ein erfahrener Taucher.«
Rick begann zu ahnen, wie es weitergehen würde.
»Leonard und dein Vater suchten monatelang nach dem Schlüssel, vielleicht sogar jahrelang. Anfangs bezahlte Leonard deinen Vater für jede Fahrt mit dem Boot. Dann aber erwachte auch bei deinem Vater das Jagdfieber. Bis zu jenem unglücklichen Tag …«
»… an dem mein Vater starb.«
»Leonard fand das Boot, in dem die Netze und Teile der Taucherausrüstung lagen. Wir suchten nach deinem Vater, aber wir konnten nichts mehr für ihn tun.« Der Pfarrer nahm Ricks Hand in seine und drückte sie.
Rick hob den Blick und sah den Pfarrer entschlossen an. »Heute Abend hat Leonard mir gesagt, dass der Erste Schlüssel gefunden wurde. Und dass er das Wrack entdeckt hat, aber nicht als Erster. Das bedeutet, dass er dort unten auch meinen Vater gefunden hat, nicht wahr?«
Pater Phoenix starrte auf irgendeinen Punkt an der Wand hinter Ricks Schulter. Er nickte. »Vielleicht, Rick.«
Sie hörten Nestor auf der Treppe. Wenig später war er bei ihnen in der Küche. »Ja. Sie war in der Kneipe. Aber sie wissen nicht, wo sie danach hingegangen ist. Ist noch Suppe da?«
Klar.« Rick stand sofort auf.
Pater Phoenix zog ein Foto aus der Tasche. »Und jetzt kommen wir zu dem Grund, aus dem wir hier sind.« Er zeigte ihnen das Foto. »An dem Tag, an dem dein Vater bestattet wurde, hatte deine Mutter auf dem Friedhof den Ersten Schlüssel bei sich.«
Rick fiel der Teller, den er für Nestor mit Suppe hatte füllen wollen, aus der Hand. »Was?«
Nestor sah den Pfarrer fassungslos an.
»Deine Mutter hatte den Ersten Schlüssel, Rick«, wiederholte Pater Phoenix. »Und deshalb mache ich mir gerade ein bisschen Sorgen um sie.«
»Erinnerst du dich noch an Ricks Vater?«, fragte Leonard Minaxo Fred Halbwach, als die beiden mit einer Laterne bewaffnet in die Höhle unter Turtle Park hinabstiegen.
»Natürlich erinnere ich mich an ihn«, antwortete Fred. »Ein großartiger Mensch. Und der Sohn ist wie der Vater, würde ich sagen.«
»Ja«, murmelte Leonard.
»Aber was für ein schlimmer Tod«, meinte Fred und seufzte. »Das Meer. Es gibt und es nimmt, ganz wie es ihm gefällt. Da hast du noch Glück gehabt mit deinem Auge.«
»Das hier?«, gab Leonard grinsend zurück. »Das war nicht das Meer.«
Fred runzelte die Stirn. »Aber das wissen doch alle, dass dich ein Hai gebissen hat. Sogar Doktor Bowen.«
»Fred, mein Freund, du weißt, wie sehr ich dich schätze«, antwortete der Leuchtturmwärter und legte Fred eine Hand auf die Schulter. »Aber überleg mal: Hast du hier jemals einen Hai gesehen?«
Fred dachte eine Weile nach. »Hm … eigentlich nicht. Aber ich habe Wale gesehen, sogar sehr große.«
Leonard nickte und stieg weiter hinunter, zum Zug der Ewigen Jugend. Auch er musste an die Wale denken.
Er sah zu Fred hinüber. Wie gern würde er ihm jetzt erzählen, wie er sein Auge tatsächlich verloren hatte und wie Ulysses, Penelope und Kalypso gekommen waren, um ihn zu retten. Penelope und Ulysses hatten ihn zu Doktor Bowen gebracht, während Kalypso … Kalypso war in ihre Buchhandlung gegangen. Sie hatte so sehr geweint.
Der Wal, dachte Leonard. Und Kalypso.
Auch an diesem Abend war sie es gewesen, die ihm das Leben gerettet hatte.
Wie kann sie nur gewusst haben, dass ich in Gefahr war?, fragte er sich und blieb plötzlich stehen.
Fred ging noch ein paar Schritte weiter, bevor er merkte, dass Leonard mit der Laterne hinter ihm zurückblieb. »Leonard?«
»Wie kann sie es gewusst haben?«, wiederholte er laut.
»Was
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