Ulysses Moore 8: Der Herr der Blitze (Staffel 2 Band 2) (German Edition)
weiteren Minuten wollte er schon die Türen schließen, als draußen jemand »Halt!« schrie.
Jason und Rick sahen Anita aus einer Pferdekutsche hüpfen und auf den Bus zuflitzen.
»Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich in dem Ding gelandet bin«, japste sie triumphierend.
»Nein, das können wir wohl nicht.« Jason streckte ihr grinsend die Hand entgegen.
»Und wo ist dein Trolley?«, wollte Rick wissen.
»Den musste ich opfern.«
»Was im Trolley war, lässt sich ersetzen«, sagte Jason. »Das Wichtigste ist, dass du da bist.«
*Anmerkung des Verlags: Um die Leser dieses Buchs nicht in Gefahr zu bringen, verzichten wir darauf, den Namen dieser Ortschaft zu veröffentlichen.
Kapitel 6
Im Arsenal
Auch in Venedig war es noch früh am Vormittag. Die Dächer der Schiffswerft Arsenal hoben sich bedrohlich gegen den wolkenverhangenen Himmel ab. Der Mann mit der Melone steuerte das Motorboot langsam auf die Anlegestelle zu.
Tommaso saß schweigend hinten im Boot. Er betrachtete die Ölflecken auf dem Wasser und die dunklen Rasenflächen rings um die alte Werft der Stadt. Links von ihnen stand ein alter Kran wie ein Ausrufezeichen aus schwarzem Metall. Weiter hinten konnte er den dunklen Rumpf des U-Boots Enrico Dandolo erkennen. Kein einziger Mensch außer ihnen schien heute auf dem Gelände unterwegs zu sein.
»Steig aus«, befahl der Melonenmann, als er das Boot am Poller der Anlegestelle festmachte.
Tommaso ließ sich das nicht zweimal sagen. Seit er dem Mann in der Ca’ degli Sgorbi begegnet war, hatte er ihm widerstandslos gehorcht.
Sie ließen die Docks hinter sich und bewegten sich auf die Lagerhallen zu, die sie durch eine offen stehende Tür betraten.
Drinnen schaltete der Mann das Licht ein. Sie standen in einem riesigen Raum mit einem offenen Dachboden und kupfernen Heizungsrohren, die sich wie dicke Würmer an die Wände schmiegten.
In dessen Mitte waren ein großer, durchsichtiger Plastikwürfel, eine Schneiderpuppe, die ein Kostüm aus dem 18. Jahrhundert trug, zwei schwarz lackierte Stühle, ein Sessel in Form einer Hand und noch ein paar andere Möbel, die aussahen, als wären sie als Requisiten für einen Science-Fiction-Film gedacht.
Mit einer Handbewegung forderte der Mann Tommaso auf, sich zu setzen. Dann hängte er seinen Schirm mit eingebautem Flammenwerfer über einen Finger des Sessels und legte Melone und Mantel ab.
»Willkommen in unserer Abteilung der Biennale von Venedig«, sagte der Brandstifter mit einem hämischen Lachen. »Eine Filiale unseres wunderbaren Klubs.« Er ließ sich in den handförmigen Sessel fallen. »Wie du sehen kannst, finden wir nicht, dass sämtliche neue Ideen nur … Brennwert haben.«
Tommaso sah den Mann schweigend an. Bevor er ihn gezwungen hatte, mit ihm mitzukommen, hatte er gesagt: »Jetzt steckst du in ernsten Schwierigkeiten, Junge.« Und Tommaso glaubte ihm das aufs Wort.
»Also, fangen wir noch mal von vorn an«, sagte der Mann, während er sich den Unterkiefer massierte. »Ich heiße Eco. Und du bist …?« Er ließ Tommaso Zeit zu antworten. Als klar war, dass er nichts sagen würde, beantwortete er seine Frage selbst: »Tommaso Ranieri Strambi. Der Freund von Anita Bloom. Wir beide sind uns bereits einmal begegnet. Im
Café Duchamp,
vor ein paar Tagen.«
Tommaso nickte fast unmerklich. Er konnte sich noch gut an den Mann erinnern, der ein paar Tische von ihnen entfernt gesessen hatte.
»Ich werde mich bemühen, mich klar auszudrücken«, fuhr der Brandstifter fort. »Du brauchst mir nur zu sagen, was in der SMS stand, die dir deine Freundin Anita vorhin geschickt hat.« Eco hob Tommasos Mobiltelefon hoch.
»Nichts Wichtiges.«
»Nichts Wichtiges. Soso. Hier entscheide aber ich, was wichtig ist und was nicht.«
Tommaso sah sich im Raum um. »Wer sind Sie, dass Sie glauben, das entscheiden zu können?«
»Wie ich bereits sagte: Ich heiße Eco. Ich arbeite in Venedig. Und von Beruf bin ich Brandstifter.«
»Ich habe noch nie gehört, dass jemand von Beruf Brandstifter ist.«
»Ich bin es, glaub mir.«
Unwillkürlich musste Tommaso an das Atelier im Haus von Morice Moreau denken, das vor einigen Jahren abgebrannt war. Er schluckte.
Eco begann, mit den Fingern auf seinem Knie herumzutrommeln. »Nimm doch Vernunft an, Junge«, sagte er. »Ich will dir nicht wehtun. Ich will einzig und allein wissen, was dir Anita geschrieben hat.«
»Die SMS war gar nicht von ihr.«
»Ach, und von wem war sie dann?«
»Von einem
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