Ulysses Moore – Die Stadt im Eis
Wieso das denn?«, wunderte sich Julia.
»Hier geht es um die Biggles-Schwestern«, stellte Rick fest, nachdem er einen weiteren Stoß Zettel durchgese hen hatte.
Rasch gingen sie alle Notizen durch. Sie betrafen den Großteil der Bewohner von Kilmore Cove. Es sah so aus, als hätte der Arzt ein regelrechtes Archiv von Informatio nen über sie alle angelegt, in dem er ihre Schullaufbahn, ihren Gesundheitszustand, ihre Hobbys und sonstigen Beschäftigungen festgehalten hatte.
Von all den Leuten, die aus welchen Gründen auch immer die Aufmerksamkeit von Dr. Bowen auf sich gezogen hatten, schien Fred Halbwach für ihn der Interessanteste gewesen zu sein.
Auf den Zetteln, die Fred betrafen, waren wesentlich mehr Wörter unterstrichen als auf den anderen. Anscheinend war er nie in die Schule des Städtchens gegangen und hatte keinen einzigen Tag in seinem Leben gearbeitet, bevor er die Betreuung der Alten Eule des Einwohnermeldeamts übernommen hatte. Umso erstaunlicher war es, dass er mit der komplizierten Meldemaschine so hervorragend zurechtkam. Vielleicht lag es daran, dass sie ausschließlich aus Recyclingmaterial zusammengebaut worden war, das aus der Werkstatt von Freds Cousin stammte.
»Schau, schau …«, murmelte Rick, während er die Zettel las. »Anscheinend weiß der Doktor tatsächlich etwas.«
»Warum denn? Was steht denn da?«
»›Fred Halbwach kann nicht den Ersten Schlüssel haben. Überprüfen. Ulysses Moore anrufen. Agarthi fragen.‹«
»Wer soll denn dieser Agarthi sein?«
»Ich glaube, er hat sich geirrt«, antwortete Rick. »Das Agarthi, das ich kenne, ist keine Person, sondern eine Stadt, die irgendwo hoch oben im Himalaja liegt.«
Jetzt fiel Julia wieder ein, woher sie diesen Namen kannte: Sie hatte ihn in Ulysses Moores Notizbüchern gelesen. Es hatte eine Verbindung gegeben zwischen diesem Namen und einer Tür zur Zeit, der Tür, die mit dem Schlüssel des Drachen aufgeschlossen werden konnte.
»Daneben steht noch ein Wort«, fuhr der rothaarige Junge fort. »Das hat der Doktor dreimal unterstrichen. Es lautet: ›Antworten‹. Vielleicht glaubte er, sie in Agarthi zu finden.«
»Und wie will er dahin, nach …« Julia spürte, wie ihr ein eisiger Schauer den Rücken hinunterkroch. »Nein«, dachte sie laut. »Das kann nicht sein!«
»Könnt ihr mich hören?«, krächzte in genau diesem Augenblick eine metallische Stimme. Julia schrie vor Schreck auf.
»Ja! Wir hören dich! Wer spricht da?«, rief Rick und sah sich um, weil er nicht wusste, woher die Stimme kam.
»Lass uns hier raus!«, verlangte Julia.
»Ruhe!«, befahl die Stimme. »Bleibt brav und ruhig und euch wird nichts geschehen.«
Julias Hand suchte die von Rick und drückte sie fest.
»Ich habe keine Ahnung, warum ihr in mein Haus eingedrungen seid. Aber ich weiß, dass ihr an dem, was mit euch geschehen wird, selbst schuld seid. Man darf einfach nicht die Nase in anderer Leute Angelegenheiten stecken! «
»Doktor Bowen!«, rief Rick. »Ich bin es, Rick. Das ist ein Missverständnis!«
Die Stimme gab einige unverständliche Laute von sich.
»Wir wollten unsere Nasen nirgendwo reinstecken«, fuhr der Junge fort. »Wir haben Sie gesucht! Julia hat eine schlimme Erkältung und … und unten im Ort ist etwas Schreckliches passiert!«
Wieder erklangen unverständliche Geräusche, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Pfeifen.
»Bitte, kommen Sie und machen Sie uns die Tür auf!«, flehte Julia.
Abermals hörten sie seltsame Geräusche, die erst allmählich zu verständlichen Worten wurden. »Es tut mir leid, aber ich kann euch im Augenblick nicht rauslassen. In dem Raum gibt es einen kleinen Kühlschrank. Darin sind einige Medikamente. Wenn es Julia schlecht geht, kannst du ihr etwas davon geben, Banner. Du kannst auch die Raumtemperatur einstellen, wenn ihr zu kalt ist. Lass sie viel trinken. Das ist wichtig.«
»Warum wollen Sie uns nicht aufmachen?«
»Bleibt brav da drin, Kinder, und ich verspreche, dass euch nichts passieren wird.«
Drohend reckte Rick eine Faust gegen die gepanzerte Tür. »Warum? Was sollte uns denn passieren?«
»Sie haben euch, ohne zu fragen, in diese Geschichte verwickelt. Das weiß ich. Aber bleibt dort und ich werde euch heraushelfen.«
»SIE WISSEN DOCH GAR NICHT, WAS SIE SAGEN!«, schrie Julia außer sich.
Rick versuchte, sie zu beruhigen. Doch Julia war jetzt wirklich wütend. »Wir werden hier nicht lange drinblei ben. Unsere Freunde kommen uns befreien! Und dann können Sie
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