Und am Ende siegt die Liebe
sie. »Warum hast du mich nicht geheiratet? Nach den vielen Jahren, die wir beide zusammen verbracht haben? Wir ritten gemeinsam aus, schwammen nackt im Fluß und liebten uns. Ich habe immer gedacht, und Daddy hat immer gedacht.. .«
Da brauste Travis auf und schnitt ihr das Wort ab. »Das war der Grund! Dein gottverdammter Vater. Es hat immer nur zwei Menschen gegeben, die du geliebt hast: Dich selbst und Ezra Jenkins.«
Er hielt inne, um dem Porträt über dem Kamin zuzuprosten. »Du hast es nie wahrhaben wollen; aber dein Vater war der gemeinste und billigste Betrüger, den die Menschheit jemals hervorgebracht hat. Er brachte es sogar fertig, ein Sklavenkind zu bestehlen. Ihm die Pfennige wegzunehmen, die es sich erspart hatte. Mich kümmerte es wenig, was er anstellte; aber ich mußte Zusehen, wie du ihm jeden Tag ähnlicher wurdest. Erinnerst du dich noch daran, wie du den Webern die zerbrochenen Webschiffchen in Rechnung stelltest?«
Margo sah hoch, einen verzweifelten Ausdruck auf ihrem Gesicht. »Er war nicht so. Er war gut und großzügig . ..«
Travis’ Schnauben unterbrach sie abermals. »Er war gut zu dir und zu niemandem sonst.«
»Und ich wäre gut zu dir gewesen«, sagte Margo mit flehender Stimme.
»Nein!« knurrte Travis. »Du würdest mich gehaßt haben, weil ich nicht jeden in meiner Umgebung betrogen und bestohlen hätte. Du hättest mir das als Schwäche ausgelegt.«
Margo hielt ihre Augen auf ihr Glas geheftet. »Aber warum gerade sie? Warum so eine magere, kleine, auf die Straße geworfene Gossenratte? Sie konnte nicht mal eine Tasse Tee aufbrühen.«
»Du weißt genau, daß sie keine Gossenratte ist. Nicht, wenn du fünfzigtausend Dollar Lösegeld von ihr verlangst.» Travis’ Augen bekamen einen glasigen Ausdruck, während er an jene Zeit in England zurückdachte. »Du hättest sie erleben müssen, als ich sie kennenlernte — schmutzig, verängstigt, in einem zerlumpten und zerrissenen Nachthemd. Aber redend wie eine Lady aus den besten Adelsfamilien Englands. Jedes Wort, jede Silbe waren so präzise. Selbst wenn sie weint, redet sie so.«
»Du hast sie ihres verdammten hochgestochenen Akzents wegen geheiratet?« fauchte Margo wütend.
Travis lächelte verträumt. »Ich habe sie ihrer Blicke wegen geheiratet, mit denen sie mich betrachtet. Dann gibt sie mir das Gefühl, als wäre ich zehn, ja zwanzig Fuß groß. Ich vermag alles, wenn sie in meiner Nähe ist. Und was für eine Freude, Zusehen zu dürfen, wie sie sich entwickelte. Sie hat sich aus einem verängstigten kleinen Mädchen in eine Frau verwandelt.« Sein Lächeln wurde breiter. »Und sie gehört ganz mir.«
Margos leeres Whiskyglas flog durch den Raum und zerschellte hinter Travis’ Kopf an der Wand. »Glaubst du, ich bleibe hier still in meinem Sessel sitzen und höre mir deine Schwärmereien über eine andere Frau an?«
Travis’ Gesicht wurde hart. »Du brauchst mir überhaupt nicht zuzuhören. Ich gehe nach oben, hole meine Tochter und bringe sie nach Hause.« Am Fuß der Treppe drehte er sich noch einmal zu ihr um. »Ich kenne dich gut. Ich weiß, daß du dir deinen Vater zum Beispiel genommen hast für diesen gaunerhaften Versuch, dir zu verschaffen, was du haben wolltest. Weil Jennifer unverletzt geblieben ist, werde ich dich diesmal nicht verklagen. Doch wenn du noch einmal versuchen solltest. . .«
Er stockte, seine Worte schienen zu versickern, er rieb sich die Augen. Plötzlich war er schrecklich schläfrig und stieg die Treppe wie ein Betrunkener hinauf.
Kurz nachdem Travis das Hotel verlassen hatte und eine verstörte Regan in ihre Wohnung zurückkehrte, wurde sie dort von Farrell erwartet. »Regan, bitte, du mußt mir sagen, was los ist. Hat jemand deiner Tochter etwas angetan?«
»Nein«, flüsterte sie. »Ich weiß es nicht. Ich kann nichts sagen.«
»Setz dich«, sagte er, den Arm um sie legend, »und berichte mir alles.«
In wenigen Minuten hatte sie ihm alles erzählt.
»Und Travis hat dich allein gelassen in deinem Schmerz?« fragte Farrell verwundert. »Du hast keine Ahnung, was im Augenblick mit deiner eigenen Tochter geschieht; aber du vertraust ihm, daß er sie aus den Händen seiner ehemaligen Mätresse befreit?«
»Ja«, sagte sie hilflos. »Travis sagte .. .«
»Seit wann läßt du dir von einer anderen Person vorschreiben, wie du dein Leben zu führen hast? Würdest du nicht lieber bei deiner Tochter sein als hier, wo du nichts tun kannst und nichts von ihr weißt?«
»Ja!«
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