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0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf

0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf

Titel: 0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Wir könnten…«
    Er sah sie lange an. Der Wunsch stand wieder in seinen Augen. Der Wunsch, der nun schon seit einem Jahr die Triebfeder seines Handelns war.
    Die Frau entwand sich geschickt seinem Griff. Ihr Lachen schlug in ein leises Girren über. »Nein, mein Lieber, so einfach ist das nicht. Ich bin kein kleines Mädchen vom Lande. Ich bin eine Frau, die wissen will, wohin sie gehört.«
    »Du gehörst zu mir!« Die Stimme des Mannes war vor Erregung heiser. Er erhob sich schnell von der Couch, auf der er gesessen hatte. Seine Arme streckten sich nach der Frau, die sich gerade lässig eine Zigarette ansteckte.
    »Nein, mein Lieber«, sagte sie ruhig. »So nicht. Ich will nicht mit einem Habenichts zum Friedensrichter gehen.«
    »Du weißt, daß ich praktisch pleite bin. Es nützt nichts, wenn du es mir immer wieder unter die Nase reibst. Ich kann auch nichts daran ändern…«
    »Du kannst!« Die Stimme der Frau hatte mit einem Male alles Sanfte, Weiche verloren. Sie klang so hart wie Jennison-Stahl.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Deine Idee ist heller Wahnsinn. Wir könnten beide auf dem Elektrischen Stuhl landen. Meinst du, die Polizei ist so dumm, daß…«
    »Hör auf zu jammern«, sagte die Frau kalt. »Natürlich, du gehst ein Risiko ein. Wenn du den Elektrischen Stuhl riskierst, kannst du auf diesem Wege mich und meine Liebe bekommen. Überleg dir, was ich dir wert bin. Entweder du kümmerst weiter so dahin, oder aber wir beide werden reich.«
    »Ich liebe dich«, sagte der Mann leise. Nicht so sehr zu der Frau, sondern zu sich selbst.
    »Ich dich auch«, gab Sheila Humpfield zurück. »Aber erst nach unserem großen Coup.«
    ***
    Das Baronet-Theater ist ein alter repräsentativer Bau mit viel Plüsch, Stuck und altmodischer Eleganz. Es liegt an der Ecke 59. Straße und 3. Avenue. Die seit langem geplante Galaveranstaltung für viel Prominenz sollte recht viel klingende Münze für einen Wohltätigkeitsverein einbringen. Die Leute kamen in Strömen, die Rechnung ging auf.
    Als ich um zehn Uhr abends an dem hellerleuchteten Gebäude vorbeifuhr, war der Rummel noch im vollem Gange. Ich sah unzählige Cadillac vor dem Haus und sogar zwei Rolls Royce mit Chauffeur warten.
    Das Geschäft schien zu florieren. Mich interessierte es nicht weiter. Ich war müde und wollte nur noch einen Schluck trinken, bevor ich mich auf meine Bude begab.
    Drei Blocks weiter fand ich einen Drugstore, bestellte mir eine Büchse Schlitzbier und leerte sie auf einen Zug. Da es mir zu laut war, machte ich drei Minuten später wieder kehrt, startete den Jaguar und drehte den Polizeifunk an.
    Ich hatte mich gerade in den Verkehr eingeordnet, als eine Alarmmeldung der City Police durchgegeben wurde. Alle verfügbaren Funkstreifenwagen wurden zur 59. Straße beordert, um die Gegend abzuriegeln und nach drei Männern zu suchen, die die Kasse des Baronet-Theaters geraubt hatten.
    Ich schwankte keine Sekunde, ging mit pfeifenden Reifen in eine Rechtskurve und jagte mit Rotlicht zur 59. Straße zurück. Gleichzeitig meldete ich mich bei der City Police und gab meinen Standort durch. Ich wurde sofort gebeten, die 58. Straße zu sperren und verdächtige Passanten anzuhalten.
    An der Ecke zur Second Avenue stellte ich den Jaguar quer auf den Bürgersteig und schaltete die Scheinwerfer auf Fernlicht. Zwei Liebespärchen stoben erschrocken auseinander, blieben aber auf Anruf stehen.
    Auf der taghell erleuchteten Straße näherte ich mich, zeigte meinen Ausweis und überprüfte die Papiere. Die Leute schienen harmlos zu sein. Ich gab ihnen den Rat, so schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich zu verschwinden.
    Dann hörte ich Sirenengeheul und das typische Trillern von Polizeipfeifen. Ein paar Fenster wurden geöffnet, neugierige Gesichter blickten auf die Straße. Ich stand dicht an die Hauswand einer Mietskaserne gedrückt und beobachtete die Ecke zur Second Avenue.
    Als sich das zuckende Rotlicht eines Funkstreifenwagens näherte, schoß eine Gestalt um die Ecke, riß eine Hand vor die Augen, um sie vor den blendenden Scheinwerfern zu schützen, und ließ sich fallen.
    Ich spurtete los und sah gegen den dunklen Hintergrund einen orangefarbenen Blitz, der mir nur zu gut bekannt war. Aus vollem Lauf heraus vollführte ich eine glatte Bauchlandung auf dem Pflaster und hörte im selben Augenblick den Pistolenknall. Hinter mir klirrte Glas, und das Licht wurde schwächer. Offenbar hatte der Schütze einen der Scheinwerfer meines Jaguar

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