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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in Hamburg habe ich studiert.«
    »Eine Schulfreundin von mir kommt aus Flensburg. Ihr Vater wurde nach Hamburg versetzt.«
    »Ich dachte es mir.«
    »Was dachten Sie sich? Daß der von Flensburg nach Hamburg versetzt wurde?«
    »Nein«, erwiderte er grinsend. »Daß Sie noch zur Schule gehen. Darf ich fragen, in welche Klasse?«
    »Oberprima.«
    »Dann haben Sie's ja bald hinter sich.«
    »Ich gehe gern zur Schule.«
    »Das konnte ich damals von mir nicht gerade behaupten.«
    Wie kommt die allein hierher? fragte er sich noch einmal. Ahnt sie überhaupt, daß die Alpen nicht der Jungfernstieg in Hamburg sind?
    Er hätte sich aber diese Gedanken nicht nur über das Mädchen machen sollen, sondern auch über sich selbst. Die Gefahren, an die er dachte, drohten ihm nämlich nicht weniger.
    Über das weite Schneefeld, von dem die beiden umgeben waren, näherte sich ein großer dunkler Fleck. Es war der Schatten einer Wolke, die über die Sonne hinwegglitt. Ein zweiter folgte, dann ein dritter.
    Carola fand auch dieses Spiel der Schatten noch schön. Sie blickte empor zum Himmel und sagte schwärmerisch. »Sehen Sie, die Sonne muß plötzlich kämpfen.«
    Obwohl Padenberg ebenfalls Flachländer war, verfügte er doch schon über größere Erfahrungen mit der hiesigen Natur.
    »Verdammt!« stieß er hervor.
    Ich hatte nur Augen für das Mädchen, dachte er, nun wird's aber Zeit.
    Warnend zeigte er mit ausgestreckter Hand hinüber zur österreichischen Seite. Dort hatte sich eine dichte graue Wand vor die Felsen geschoben. Man konnte förmlich sehen, wie rasch sie sich ausdehnte und sich ins Tal hinunterwälzte.
    »Was ist das?« fragte Carola, sich über das stürmische Wachstum der Wand wundernd. »Nebel?«
    »Nein, Schnee.«
    »Aber davon liegt doch hier schon genug herum«, meinte das Mädchen und hoffte, einen kleinen Witz anbringen zu können. »In Afrika …«
    »Mein liebes Kind«, schnitt er ihr das Wort ab, »es ist jetzt keine Zeit mehr für Späße. Wir müssen schleunigst weg hier. Folgen Sie mir.«
    Das war leichter gesagt als getan. Er war ein leidlich guter Schifahrer, sie aber nicht. Immer wieder mußte er anhalten, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Bald war sie völlig außer Atem, keuchte und fragte ihn: »Wohin wollen Sie eigentlich?«
    »Zu einer Schutzhütte.«
    »Und mein Hotel am Eibsee?«
    »Ihr Hotel am Eibsee können Sie vergessen. Der junge Toni Sailer würde es vielleicht noch erreichen, bevor der Schneesturm losbricht, nicht aber Sie. Also weiter!«
    Windstöße machten sich bemerkbar. Die Sonne blieb nun ständig hinter Wolken verborgen. Die ganze Herrlichkeit der winterlichen Hochgebirgslandschaft hatte sich aufgelöst. Grau in grau erschien jetzt alles und wirkte von Minute zu Minute bedrückender, bedrohlicher.
    Nach einem kurzen, jedoch scharfen Anstieg sah Carola, daß der Mann, dem sie folgen mußte, einen noch schärferen Anstieg begann.
    »Ich kann nicht mehr«, jammerte sie und blieb stehen.
    »Noch drei Minuten«, log er sie an.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    Das Tageslicht schwand dahin. Nach zehn Minuten sank Carola in den Schnee.
    »Ich kann nicht mehr.«
    »Noch dreihundert Meter.«
    »Ich kann nicht mehr.«
    »Noch zweihundert Meter, dann sehen Sie die Hütte.«
    »Ich kann …«
    Er riß sie hoch.
    »Auf, verdammt noch mal! Es geht um Leben oder Tod, falls du das noch nicht gemerkt haben solltest, faules Stück!«
    Die Empörung verlieh ihr noch einmal Kräfte für einen halben Kilometer. Dann war der Schneesturm da, aber auch die Hütte. Die letzten zwanzig Meter legten die beiden, umgeben vom Höllentanz der Flocken, zurück.
    »Geschafft!« sagte Padenberg, die Tür der primitiven Unterkunft aufstoßend. Er schob Carola in die Hütte, folgte ihr und warf die Tür hinter sich zu. Erst drinnen entledigten sich die zwei ihrer Schier.
    Carola sank auf eine Bank. Sie sagte kein Wort. Die Empörung in ihr hätte immer noch ausgereicht, ihm Gift in den Kaffee zu streuen.
    Wohin? In den Kaffee? Können vor Lachen. Von Kaffee konnte man an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt nur träumen.
    Padenberg gönnte sich keinen Augenblick Ruhe. Als erstes nahm er die Schier und lehnte sie neben der Tür an die Wand der Hütte. Dann suchte er nach einer Möglichkeit, Licht zu machen. Infolge des Schneetreibens war es draußen schon ziemlich finster, im Innern der Hütte aber konnte man fast überhaupt nichts mehr unterscheiden. Von Carola und der Bank, auf der sie kauerte, nahm

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