Und das Leben geht doch weiter
Gefühle, die Jens Kosten ihm entgegenbrachte, waren verständlich. Er war ehrlich genug, sich innerlich einzugestehen: Ich habe nichts anderes verdient.
Mit gesenktem Haupt ging er davon, die verwirrte Yvonne folgte ihm. Schon nach wenigen Minuten dachte sie nur noch an die Maßnahmen, die sie ergreifen mußte, um ihn vor jedweder Erkältungskrankheit zu schützen.
Nicht mehr gerettet werden konnte der Wattschlitten. Die tödliche Flut, die nach Opfern gierte, mußte sich mit ihm begnügen. Als er innerhalb von Sekunden in den rollenden Wogen verschwunden war, sagte Jens zu Per, den der Verlust sichtlich traf: »Keine Sorge, wir beschaffen dir einen neuen. Die Rechnung kriegt der!«
Mit dem Daumen wies er dabei, ohne hinzusehen, in Richtung des sich entfernenden Detlev Padenberg.
Carola, deren Kopf Jens inzwischen in seinen Schoß gebettet hatte, schlug die Augen auf und blickte in sein Gesicht.
»Jens«, sagte sie leise.
Da er glaubte, seine Kompetenzen überschritten zu haben, wollte er rasch zur Seite rutschen, um ihrem Kopf eine andere Unterlage zu beschaffen. Sie sollte beileibe nicht den Eindruck gewinnen, daß ihre Bewußtlosigkeit von ihm unstatthaft ausgenützt worden war.
»Jens«, sagte Carola, »halt still …«
»Carola, ich wollte nur …«
»Halt still.«
»Carola …«
»Ich möchte so liegen bleiben, Jens.«
Da brausten kein Sturm mehr und kein Ozean, sondern das Meer sang. Da erschien dem glückseligen Jens der Himmel plötzlich herrlich blau, obwohl dieser düsterer und grauer denn je war. Da jubilierten Nachtigallen, obwohl in dieser Gegend nie etwas anderes zu hören war als der Schrei der Möwen.
Jens lächelte …
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