und das Pergament des Todes
Rucksack liegen. Meine Linsen waren in meiner Jackentasche, und das waren sowieso die einzigen Wertgegenstände, die ich besaß. Ich kletterte durch das Loch und krabbelte über den Schutt in die Eingeweide des Flughafens. (Hm. Aus der Toilette in die Eingeweide– irgendwie genau gegenläufig zum normalen Gang der Dinge.)
Ich befand mich jetzt in einem Korridor, der offenbar nur für Angestellte zugänglich war, schlecht beleuchtet und noch schlechter geputzt. Einige Minuten lang rannte ich ihn hinunter. Dabei ließ ich wohl das Terminal hinter mir und gelangte durch irgendeinen Zugangstunnel in ein anderes Gebäude.
Am Ende des Tunnels tauchten ein paar Stufen auf, die zu einer Tür führten. Ich hörte lautes Rufen hinter mir und riskierte einen Blick über die Schulter. Eine Gruppe von Männern rannte den Gang entlang in meine Richtung.
Ich wirbelte herum und rüttelte an dem Türknauf. Die Tür war verschlossen, aber Türen waren schon immer eine Spezialität von mir. Der Knauf fiel ab, ich warf ihn nachlässig über die Schulter. Dann trat ich die Tür auf, stürzte hindurch und fand mich in einem riesigen Hangar wieder.
Massige Flugzeuge ragten über mir auf, die Cockpitscheiben verdunkelt. Ich zögerte angesichts der gigantischen Maschinen und fühlte mich plötzlich winzig, so als wäre ich von riesigen Tieren umzingelt.
Hastig schüttelte ich die Benommenheit ab. Die Bibliothekare waren immer noch hinter mir her. Zum Glück schien der Hangar menschenleer zu sein. Ich schlug die Tür zu, legte eine Hand auf das Schloss und setzte mein Talent ein, um es so zu beschädigen, dass sich der Riegel verkeilte. Dann hüpfte ich über das Geländer und landete auf einer kleinen Treppe, die zum Boden des Hangars hinunterführte.
Als ich unten ankam, hinterließen meine Füße deutliche Spuren auf dem staubigen Boden. Angesichts der momentanen Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen schien eine Flucht hinaus auf die Rollbahn der einfachste Weg zu sein, um verhaftet zu werden. Andererseits wäre es ebenfalls riskant, sich zu verstecken.
Das ist eigentlich eine gute Metapher, um mein Leben zu beschreiben. Egal, was ich tat, ich schien dadurch in immer noch größere Gefahr zu geraten als vorher. Man könnte auch meinen, ich geriet ständig »v om Regen in die Traufe«, wie man in den Freien Königreichen so schön sagt.
(Die Freien Untertanen sind– das sollte hier mal erwähnt werden– nicht besonders kreativ, wenn es um Sprichwörter geht. Ich persönlich bevorzuge: »V om Regen in den Tümpel voller gefährlicher Haie, die Kettensägen schwingen, an denen Killer-Kätzchen festgetackert sind.« Aber irgendwie tut sich das Sprichwort schwer damit, etabliert zu werden.)
An der Tür wurden Schläge von Fäusten laut. Ich musterte die Tür und traf eine Entscheidung. Ich würde es mit einem Versteck versuchen.
Also lief ich zu einer kleinen Tür am Ende des Hangars. Schmale Lichtstreifen an ihren Rändern ließen mich vermuten, dass sie wohl hinaus auf die Rollbahn führte. Sorgfältig achtete ich darauf, große, deutliche Spuren im Staub zu hinterlassen. Sobald die falsche Fährte gelegt war, sprang ich auf einige Kisten, lief darüber und ließ mich dahinter zu Boden gleiten.
Die Tür bebte, als die Männer weiter dagegenschlugen. Sie würde nicht mehr lange halten. Ich schob mich neben das Rad einer 747 und setzte hastig die Botenlinsen ab. Dann griff ich in meine Tasche. Am Innenfutter hatte ich einige geschützte Taschen eingenäht, jede von ihnen mit einem speziellen Material aus den Freien Königreichen gepolstert, um meine Linsen sicher aufzubewahren.
Ich holte eine Brille mit grünen Gläsern hervor und setzte sie auf.
Die Tür flog auf.
Ich ignorierte sie und konzentrierte mich stattdessen auf den Hangarboden. Dann aktivierte ich die Linsen. Sofort ging von meinem Gesicht ein Windstoß aus, der sich über den Boden bewegte und einige meiner Fußspuren verwischte. Es waren Sturmbringerlinsen; die hatte Grandpa Smedry mir eine Woche nach unserer ersten Bibliotheksinfiltration geschenkt.
Bis die Bibliothekare fluchend und murmelnd durch die Tür kamen, waren nur noch die Fußspuren übrig, von denen ich wollte, dass sie sie sahen. Ich kauerte mich neben das Flugzeugrad, hielt den Atem an und versuchte, mein wild klopfendes Herz in den Griff zu bekommen, während ich hörte, wie ein ganzes Geschwader von Soldaten und Polizisten die Treppe hinunterkam.
Und da fiel mir meine Feuerspenderlinse
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