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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Schlafzimmer und das Badezimmer, beide ebenfalls elegant ausgestattet, erwiesen sich als leer. »Und wo ist das Atelier?«, sagte Justus halblaut.
    Er stieg die beiden Treppen hinunter zurück in den Keller. Hinter der ersten Tür, die er öffnete, lag die Waschküche. Die zweite Tür war verschlossen. Aber außen steckte ein Schlüssel. Sachte drehte Justus ihn um. Dann stand er in einem nachtschwarzen, fensterlosen Raum. Er tastete nach dem Lichtschalter.
    Das Erste, was Justus von der Spinne sah, waren ihre gefalteten Hände. Sie wurden von einem weißen Strick zusammengehalten, der sich wie eine Schlange um ihre Gelenke wand. Von dort spannte er sich straff zu den Beinen des Stuhls, an den die Spinne gefesselt war. Sie saß mit dem Rücken zur Tür, regungslos. Justus erschrak.
    Er sprang um den Stuhl herum. »Gott sei Dank!«, entfuhr es ihm, als das Mädchen ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Im Mund steckte ein Knebel, ein Tuch, dessen Enden im Nacken zusammengebunden waren. Justus beugte sich über die Spinne und löste den Knoten. Sie sackte förmlich in sich zusammen. Aber der Seufzer, den sie dabei von sich gab, verriet Erleichterung.
    Blitzschnell sah Justus sich um: Sie waren in Alberto Bergamellis Dunkelkammer. Alles war vorhanden, was in einer Fotografenwerkstatt gebraucht wurde, vom Waschbecken bis zu einem schmalen, mannshohen Trockenschrank. Und überall lagen Stapel von entwickelten Fotos.
    Wieder ächzte die Spinne. Was sie sagte, verstand Justus nicht. Er konzentrierte sich darauf, sie von ihren Fesseln zu befreien. Das war leichter gedacht als getan. Die Knoten entpuppten sich als wahres Teufelszeug, geschlungen von einem Meister in diesem Fach. Eine Zeit lang versuchte er sich daran, merkte, dass er immer hektischer und die Spinne immer ungeduldiger wurde, und gab auf.
    »Warte.« Er zeigte ihr, wie er den Strick mit einem Messer aufschneiden würde. Dann wies er nach oben ins Erdgeschoss. »Ich komme zurück.«
    Sie nickte, und Justus sprang durch den kleinen Flur die Treppe hoch zur Küche. In der zweiten Schublade, die er aufriss, fand er ein scharfes Messer mit gezackter Schneide. Im Umdrehen fiel sein Blick durch ein Fenster nach draußen.
    Entsetzt prallte er zurück. Mit einer leichten Verbeugung stieß Alberto Bergamelli in diesem Augenblick das schmiedeeiserne Tor auf und ließ einem Mann den Vortritt, den Justus noch nie gesehen hatte. Er war klein und dick und trug die grauen Haare kurz wie Stacheln. Am kleinen Finger seiner rechten Hand blitzte ein großer Siegelring auf.
    Justus fühlte, wie er leichenblass wurde und ihm dann das Blut in den Kopf schoss. Er selbst konnte wahrscheinlich entkommen – durch einen Sprung aus dem Küchenfenster, sobald die beiden Männer im Haus waren und ihn nicht mehr sehen konnten. Aber die Spinne! Er würde sie nicht im Stich lassen.
    In Sekundenschnelle erkannte er, dass es nur einen einzigen Ausweg gab. Er warf die Schublade zu, steckte für alle Fälle das Messer in den Hosenbund und stürmte die Treppe hinunter. Als er die Tür zur Dunkelkammer von innen zumachte, hörte er, wie sich der Schlüssel im Schloss der Haustür drehte. Mit ein paar Schritten war er bei dem gefesselten Mädchen. Wieder hatte es die Augen weit geöffnet.
    »Due homini!«, stieß er hervor. »Zwei Männer!« Dabei zeigte er nach oben. Verwirrt sah die Spinne ihn an. Aber es blieb keine Zeit mehr, ihr etwas zu erklären. »Es geht nicht anders.« Er packte das Tuch, stopfte es, ehe sie sichs versah, in ihren Mund und knotete im Nacken die Enden zusammen. Vergeblich wehrte sie sich, zappelnd und stöhnend. Er sprang zur Tür, löschte das Licht und tastete sich, so schnell er konnte, durch die nachtschwarze Finsternis an der Wand entlang zum Trockenschrank. Kaum hatte er sich hineingepresst und bis auf einen winzigen Spalt die beiden Flügel von innen zugezogen, flog die Tür zur Dunkelkammer auf, und das Licht ging an.
    Justus wagte kaum, zu atmen. Nur ein paar Schritte von ihm entfernt stand Alberto Bergamelli und beugte sich über die Spinne. Er schien ihre Fesseln zu prüfen. In drohendem Unterton sagte er etwas zu ihr, und das Mädchen nickte. Dann befreite er sie von dem Knebel. Erst auf einen lauten Zuruf erschien der kleine Dicke im Türrahmen.
    Sie hat Alberto versprechen müssen, dass sie sich nicht umdreht und den Mann zu Gesicht bekommt, kombinierte Justus. Vielleicht ist er der Boss der ›Olvidados‹. Wut packte den Ersten Detektiv. Wie ein

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