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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Aufnahmen darunter, vor allem Schwarz-Weiß-Porträts, die gekonnt mit Licht und Schatten auf den Gesichtern spielten. Die Mehrzahl der Bilder spiegelte die Tagesarbeit eines Pressefotografen wider, Schönes und Hässliches, banale Begebenheiten und große Ereignisse, und vor allem: Menschen. Römer bei allen denkbaren Gelegenheiten, als Redner und Zuhörer, als Feiernde und Trauernde, am Arbeitsplatz und am überfüllten Strand von Ostia.
    Und dann wurde Justus’ Hartnäckigkeit doch noch belohnt. Er bekam eine ganze Reihe von Aufnahmen in die Hand, auf denen eine Gruppe Steine werfender Demonstranten mit hasserfüllten Gesichtern zu sehen waren. Auf den beiden untersten Fotos in diesem Stapel lachte einer der Demonstranten unverkennbar dem Fotografen in die Linse. Justus stutzte. Dann begriff er, rollte das Foto zusammen und verstaute es in seiner Gesäßtasche.
    Auf der Straße, gleich schräg gegenüber, entdeckte Justus eine Telefonzelle. Er nahm Franca am Arm und bugsierte sie auf die andere Straßenseite.
    »Polizia?«, fragte sie.
    »No.« Justus schüttelte den Kopf. Natürlich, er hätte die Polizei anrufen und Alberto Bergamelli und den dicken Unbekannten wegen Entführung und Freiheitsberaubung anzeigen können, und zwar am besten gleich in zwei Fällen. Schließlich waren sie, so, wie sie sich benommen hatten, auch dringend verdächtig, ihn, Justus Jonas, in der Via del Ponte eingesperrt zu haben. Aber dann wäre binnen fünf Minuten mit Tatütata ein Streifenwagen herangerauscht, und er hätte mit der Spinne nicht mehr ungestört reden können. Außerdem wären sie auf die nächste Polizeiwache geschleppt und wer weiß wie lange dort festgehalten worden. Aber für den Abend hatte Justus etwas anderes vor: Er wollte die Modenschau auf der Spanischen Treppe miterleben, jetzt erst recht.
    Er zog Franca mit in die Zelle und warf eine Münze ein. »Hoffentlich ist sie da«, murmelte er, während er die Nummer wählte. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Mittlerweile war es Mittag geworden in Rom, und die Augustsonne brannte unbarmherzig herunter. In der Telefonzelle war es beinahe unerträglich heiß. Und außerdem glaubte er ,an seiner Schulter jeden schmerzenden Nerv einzeln zu spüren.
    »Pronto«, meldete sich die Stimme einer jungen Frau.
    Justus war unsicher, ob er nicht die berühmte Modeschöpferin Valentina am Apparat hatte. »Alexandra?«, fragte er vorsichtig.
    »Si.«
    »Justus hier. Justus Jonas.«
    »Tag, Justus«, kam es fröhlich aus dem Hörer.
    Dieses Mädchen aus Stuttgart, dachte er, scheint immer guter Laune zu sein. »Du musst mir helfen. Rate mal, wer hier neben mir steht.«
    »Das Mädchen, das ihr die Spinne nennt«, entgegnete sie ohne Zögern.
    »Kannst du hellsehen?«
    »Das nicht. Aber du klingst so aufgeregt. Und wenn so große Detektive aufgeregt sind, ist sicher etwas Wichtiges passiert.«
    Justus mochte es nicht, wenn ihm jemand Aufregung anmerkte. Er hielt es ohnehin für besser, bei der Detektivarbeit kühl und nüchtern zu Werke zu gehen. Obendrein mochte er es nicht, aufgezogen zu werden. Und er hatte Alexandra stark im Verdacht, dass sie jetzt ziemlich unverschämt grinste: wegen der großen Detektive. Justus zog es vor, gar nicht darauf einzugehen. »Hör zu«, sagte er, »die Spinne und ich, wir können uns nicht verständigen.«
    »Wieso ist sie denn überhaupt bei dir? Ist sie gar nicht entführt worden?«
    Justus räusperte sich. »Oh, doch. Und wie.« Für diese ungeschickte Bemerkung biss er sich auf die Zunge.
    »Und natürlich hast du sie befreit.«
    »Genau.« Justus verzog das Gesicht. Dieses Gespräch war verdammt anstrengend. »Herkommen kannst du nicht, oder?«
    »Wo seid ihr?«
    »In der Via Appia. Vor dem Haus deines Freundes Alberto Bergamelli.«
    Alexandra stieß einen unterdrückten Schrei aus. »Vor Albertos Haus? Hat der etwas mit der Entführung zu tun?«
    »Allerdings. Kannst du kommen?«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine kurze Pause. »Ich glaube nicht. Das ist zu weit. Signora Valentina braucht mich. Für ihre Kinder.«
    »Habe ich mir schon gedacht. Aber zehn Minuten Zeit am Telefon hast du hoffentlich.«
    »Klar. Die Spinne soll mir alles erzählen. Und ich sage es dir dann weiter. Stimmt’s?«
    »Stimmt genau. Bist ein verdammt kluges Mädchen.« Kaum hatte er es ausgesprochen, fand Justus das Kompliment selbst reichlich gönnerhaft. »Am besten schreibst du mit. Ich brauche ihre Antworten auf einige

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