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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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dicke reicht, werden leicht auch zwei satt.«
    Rürich zog ihn ein Stück näher zu sich heran, kippte die Lehne seines Stuhls nach hinten und legte Gumprechts Kopf sanft in ihren Schoß. Ihre Hände wanderten von den Schultern zu den Schläfen des Neununddreißigjährigen, wo der Haaransatz bereits leicht ergraut war. Gumprecht zierte eine imposante Boxernase im Zentrum seines Gesichts, aber da er sowieso die Statur eines Schwergewichtlers besaß, störte sie das markante Erkennungszeichen nur wenig. Es gab massenhaft hässlichere Chefs, obwohl er, was ihren Geschmack an Liebhabern betraf, mit Ende dreißig eigentlich ein wenig zu jung war.
    Gumprecht grunzte vor Wohlbehagen. Er rutschte ein weiteres Stück nach unten, bis die Schenkel seiner Assistentin links und rechts in seinem Blickfeld auftauchten. »Hast du dich eigentlich schon an Kalinowski herangepirscht?«, fragte er leise.
    »Klar«, antwortete Rürich. »Im Gegensatz zu dir verliert der aber nicht sofort den Verstand, wenn der einen tiefen Blick in meinen Ausschnitt nimmt.«
    »Schwul«, vermutete Gumprecht sofort. »Ich hab immer gewusst, dass der nicht richtig tickt.«
    »Dann mach du ihm doch schöne Augen«, kicherte die Dunkelhaarige amüsiert.
    »Keine Chance. Da engagiere ich lieber ’n Stricher.«
    »Mach mal halb lang. Er hat auch so ein paar interessante Dinge von sich gegeben.«
    Gumprecht spitzte die Ohren. »Und?«, meinte er gedehnt.
    »Burgert wird dir das Geschäft wohl nicht mehr vermasseln«, schmeichelte Rürich, während sie mit den Fingerspitzen über die Lippen ihrer Geldanlage fuhr. »Ihm ist klar geworden, dass ihm das Wasser bis zum Hals steht.«
    »Ha«, triumphierte Gumprecht. »Aber wieso hat Kalinowski eigentlich so einen guten Draht zu Burgert?«
    »Keine Ahnung.«
    Der Geschäftsführer wurde nachdenklich. »Ich frage mich immer noch, warum Burgert den überhaupt eingestellt hat …«
    »Find ich auch noch raus«, versprach Carina beflissen.
    Gumprecht wollte sich umdrehen, aber da spürte er unter dem dünnen Stoff ihrer Strümpfe den gewaltigen Druck ihrer Oberschenkel an seinem Hals.

2
    Jürgen Burgert saß höchstens zwanzig Meter von dem Büro seines Kompagnons entfernt. Doch im Gegensatz zu diesem kämpfte er im Moment weniger mit den Verlockungen des weibliches Geschlechts als vielmehr mit einem vierseitigen Überblick über die Firmenkonten.
    »Das gibt es doch nicht«, keuchte der Senior. »Das sieht ja alles noch viel schlimmer aus, als ich befürchtet hatte.« Verzweifelt hämmerte der Sechsundsechzigjährige auf die massive Teakplatte seines Schreibtisches und sank dann in seinen Sessel zurück.
    Olaf Kalinowski nickte bedauernd.
    »Stimmt aber, Vater. Unsere kurzfristigen Verbindlichkeiten belaufen sich auf sechsunddreißig Millionen, insgesamt stehen wir fast mit achtzig Millionen in der Kreide.
    Wir sind das doch schon unzählige Male durchgegangen.«
    Burgerts Augen gewannen plötzlich viel von der Kälte zurück, die ihm in jungen Jahren bei seinen Geschäfts- und Parteifreunden mehr als nur den nötigen Respekt eingebracht hatte. »Nenn mich nie wieder Vater, wenn wir in der Firma sind«, drohte er bestimmt.
    »Ach«, wehrte Kalinowski schwach ab, »glaubst du wirklich, das interessiert noch irgendjemanden?«
    »Mich interessiert es«, bellte der Weißhaarige eingeschnappt. »Gumprecht würde dich mit Haut und Haaren zum Frühstück verspeisen, wenn er davon wüsste.«
    »Dem wäre das jetzt auch egal«, antwortete der Prokurist und Sohnemann gepresst. »Ihm ist nur noch wichtig, dass der Kaufvertrag endlich unterschrieben wird.«
    Burgert wischte den Einwand mit einer Handbewegung zur Seite und konzentrierte sich erneut auf die Unterlagen vor ihm. Er ließ seine Augen über die schier endlosen Zahlenkolonnen fegen.
    »Hier«, meinte er schließlich. »Unsere Außenstände. Wie viel können wir davon sofort eintreiben?«
    Kalinowski schüttelte den Kopf. »Theoretisch zehn Millionen. Bringt uns nicht viel weiter. Und wir würden von diesen Firmen keinen Auftrag mehr sehen.«
    »Verflixt und zugenäht«, donnerte Burgert. »Wie konntest du die Firma nur in einen derartigen Schlamassel manövrieren? Olaf, wir haben mehr Schulden am Hals als Bochum Baustellen in der Innenstadt.«
    Der Prokurist lupfte irritiert seine Nase. »Vater, wenn wir diesen Auftrag von Siemens bekommen hätten, wäre das alles nicht passiert. Ich musste für die Ausschreibung und für die Muster dieses Risiko mit dem Kredit bei der

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