UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
rasch.
„Heiß?“
„Sehr witzig. Sag schon, wie mag sie ihren Kaffee?“
„Linda trinkt Tee. Mit Honig und Zitrone.“
„Gott sei Dank, du hast den Test bestanden.“ Rosa lehnte sich erleichtert an ihn. Dabei hatte sie nicht vorgehabt, ein ganz klein wenig zu Alex hinüberzuspähen. Es war einfach passiert. Er sah direkt zu ihr. Von mir aus, dachte sie. Guck nur.
„Ich wusste nicht, dass es einen Test gibt“, flüsterte Jason ihr ins Ohr.
„Du wirst immer auf dem Prüfstand stehen“, schärfte sie ihm ein. „Vergiss das bloß nicht.“
Die Musik wurde langsam leiser und verstummte. Als die Gäste zu applaudieren begannen, trat Linda zu Jason und Rosa.
„Ich komme mir meinen Verlobten holen“, sagte sie und ließ ihre Hand in Jasons gleiten.
„Er gehört ganz dir.“ Rosa umarmte sie. „Ich gratuliere euch beiden und wünsche euch alles Glück dieser Welt.“
Linda deutete unauffällig in Alex’Richtung.„Was, zum Teufel, macht der denn hier?“
„Er trinkt Champagner im Wert von 300 Dollar.“ Dann hob Rosa abwehrend eine Hand. „Keine weiteren Kommentare. Mehr habe ich zu diesem Thema nicht zu sagen. Der Abend gehört euch. Dir und Jason.“
„Tja, morgen sind wir zum Kaffee verabredet“, erinnerte Linda sie. „Spätestens dann wirst du es mir verraten.“
„Gut, also bis morgen im ‚Pegasus‘. Jetzt nimm deinen Mann, und geh nach Hause.“
„Wird gemacht. Rosa, ich weiß, wie viel Mühe du dir gegeben hast, diesen Abend zu etwas ganz Besonderem zu machen“, sagte Linda. „Dafür kann ich dir gar nicht genug danken.“
Rosa strahlte. Lindas glückliches Gesicht war Dank genug. „Du kannst ja dein erstes Kind nach mir benennen.“
„Nur wenn es ein Mädchen wird.“
Die beiden Freundinnen umarmten sich noch einmal. Nachdem das glückliche Paar gegangen war, versuchte Rosa so zu tun, als würde sie nicht sehen, wie Alex die große, schlanke Frau an seinem Tisch gerade zum Tanzen aufforderte.
Die Situation war eigentlich absurd, überlegte Rosa. Sie war eine erwachsene Frau, keine naive Highschool-Absolventin mehr. Und sie hatte jedes Recht der Welt, auf der Stelle zu ihm zu gehen und zu fragen, was er eigentlich hier wollte. Beziehungsweise zu erfahren, was er seit jenem Tag gemacht hatte, als er sich mit den Worten „Ich wünsche dir alles erdenklich Gute“ von ihr getrennt hatte.
War es ihm in den letzten Jahren gut gegangen? Rosa hätte es gern gewusst.
Er sah auf alle Fälle so aus und wirkte in Gesellschaft seiner Freunde völlig entspannt. Aber vielleicht lag das auch ein wenig am Champagner? Seine Art, sich zu geben, hatte jedenfalls etwas Lässig-Elegantes an sich, das nicht im Mindesten gekünstelt wirkte. Sogar als sie ihn – damals noch ein kleiner Junge – zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er eine ganz besondere Ausstrahlung gehabt. Dieses völlig gelassene, selbstsichere Auftreten lag bei ihm in der Familie. Es war Rosa auch an seinen Eltern und seiner Schwester aufgefallen.
Mit Snobismus allerdings hatte es nichts zu tun, das wusste Rosa mittlerweile. Denn im Laufe ihres Lebens hatte sie genügend Snobs kennengelernt. Die Montgomerys hatten vielmehr eine angeborene Sicherheit zu wissen, wo ihr Platz in der Gesellschaft war – und dieser Platz war ganz, ganz weit oben.
Außer wenn es um Liebe und Beziehung ging. Denn da war Alex so ziemlich das Letzte gewesen.
Aber vielleicht hatte er sich ja geändert. Seine Bekannte schien diesbezüglich auf jeden Fall durchaus optimistisch zu sein, denn sie presste ihren „Sex and the City“-Körper beim Tanzen ziemlich eindeutig an ihn.
„Möchtest du, dass ich ihm die Kniescheiben zertrümmere?“, fragte eine tiefe Stimme hinter Rosa.
Rosa lächelte. „Nicht heute, Teddy.“
Teddy war der Security-Mann im „Celesta’s“. In diversen anderen Etablissements hätte man ihn vielleicht als Rausschmeißer bezeichnet. Für seinen Job war es wichtig, dass er sich mit den Alarmanlagen und Überwachungskameras auskannte, doch insgeheim sehnte Teddy den Tag herbei, an dem er auf ihren Befehl endlich seine mächtigen Fäuste schwingen durfte. „Ich habe von den Kameras jede Menge Videomaterial von ihm“, sagte er. „Das kannst du dir gern ansehen, wenn du möchtest.“
„Nein, das möchte ich nicht“, entgegnete Rosa rasch, damit sie gar nicht in Versuchung kam, sich auszumalen, wie es wohl wäre, sich diese Kassette wieder und wieder anzugucken. „Sieht so aus, als wüssten ausnahmslos alle Bescheid,
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