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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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wurden die Bewegungen der sechs Sonnen gemäß dem Gesetz der universellen Schwerkraft festgehalten. Aber plötzlich stimmten die Kreisläufe nicht mehr mit dem Gesetz überein, auch nicht, wenn man die Abweichungen von der Laufbahn, die die anderen Sonnen verursachen können, in Betracht zieht. Entweder hat das Gesetz keine Gültigkeit mehr, oder ein anderer, noch unbekannter Faktor hat die Hand im Spiel.«
    Theremon trat neben Sheerin an das Fenster und starrte hinaus auf die bewaldeten Hügel, hinter denen die Turmspitzen von Saro City sich blutrot vom Horizont abhoben. Der Reporter fühlte, wie die Anspannung und Unsicherheit in ihm wuchs, als er einen kurzen Blick auf Beta warf. Rötlich glühte die Sonne im Zenit, zwergenhaft und böse.
    »Sprechen Sie weiter, Sir«, sagte Theremon leise.
    »Jahrelang tappten die Astronomen im dunkeln. Eine Theorie erwies sich haltloser als die andere – bis Aton auf die Idee kam, sich an die Kultisten zu wenden. Das Oberhaupt der Kultisten, Sor 5, hatte Zugang zu gewissen Forschungsergebnissen, die das Problem beträchtlich vereinfachen halfen. Aton hatte eine neue Spur gefunden.
    Angenommen, es gibt einen anderen nicht leuchtenden Planeten, ähnlich wie Lagash. Sie wissen, daß er nur mittels reflektierten Lichtes leuchten würde. Und wenn dieser Planet aus bläulichem Gestein bestünde, wie es bei Lagash größtenteils der Fall ist, dann würde er im rötlichen Himmel, beschienen von den ewigen Strahlen der Sonnen, völlig unsichtbar sein, gänzlich ausgelöscht.«
    Theremon pfiff vor sich hin.
    »Sehr kompliziert.«
    »Keineswegs. Hören Sie weiter. Nehmen wir einmal an, dieser Körper kreist in einer solchen Entfernung um Lagash und besitzt ein solches Gewicht, daß seine Anziehungskraft die Abweichung der Umlaufbahn Lagashs von der Theorie verursacht – wissen Sie, was dann geschehen würde?«
    Der Reporter schüttelte den Kopf.
    »Nun, manchmal gerät dieser Planet in die Umlaufbahn einer Sonne.« Sheerin leerte die Flasche mit einem Schluck.
    »Und ich nehme an, das passiert jetzt«, sagte Theremon.
    »Ja. Und nur eine Sonne liegt auf seiner Strecke.« Er wies mit dem Daumen auf den fahlen rötlichen Ball am Himmel. »Beta. Und es hat sich gezeigt, daß die Finsternis nur dann eintritt, wenn Beta allein am Himmel steht und die größtmögliche Entfernung von Lagash erreicht hat und der Mond sich unveränderlich auf dem Punkt seiner geringsten Entfernung befindet. Die Finsternis, die entsteht, wenn der Mond auf einem Punkt angelangt ist, dessen Entfernung von Lagash siebenmal den Durchmesser von Beta genommen beträgt, wird ganz Lagash einhüllen. Und kein Fleck auf dem Planeten wird den Auswirkungen dieser Finsternis entgehen, die alle zweitausendundneunundvierzig Jahre eintritt.«
    Theremons Gesicht war eine ausdruckslose Maske.
    »Und das ist meine Story?«
    Der Psychologe nickte.
    »Das ist alles. Die Finsternis wird etwa in einer Dreiviertelstunde eintreten. Dann wird das ganze Universum sich verdunkeln. Und dann treten vielleicht diese mysteriösen Sterne auf, dann Wahnsinn und das Ende des Zyklus.«
    Er runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Wir im Observatorium hatten zwei Monate lang Zeit. Aber das war zu wenig, um Lagash zu überzeugen, daß Gefahr droht. Vielleicht hätten dazu nicht einmal zwei Jahrhunderte ausgereicht. Aber unsere Berichte liegen im Schutzbunker, und heute werden wir die Finsternis photographieren. Der nächste Zyklus kann beginnen, und von Anfang an wird die Wahrheit bekannt sein. Wenn die nächste Finsternis kommt, wird die Menschheit darauf vorbereitet sein. Auch das gehört zu Ihrer Story.«
    Eine schwache Brise bewegte die Vorhänge, als Theremon das Fenster öffnete und sich hinausbeugte. Kalt strich der Wind durch sein Haar, als er auf das purpurfarbene Sonnenlicht auf seiner Hand starrte. Dann drehte er sich in plötzlicher Auflehnung um.
    »Welche Kraft liegt in dieser Dunkelheit, die mich zum Wahnsinn treiben kann?«
    Sheerin lächelte und drehte die leere Flasche zerstreut zwischen seinen Händen.
    »Haben Sie schon jemals eine solche Finsternis erlebt, junger Mann?«
    Der Reporter lehnte sich an die Wand und überlegte.
    »Nein. Aber ich kann es mir vorstellen. Es ist – ach …« Seine Hände glitten vage durch die Luft. Dann grinste er. »Es ist eben kein Licht da. Wie in einer dunklen Höhle.«
    »Waren Sie schon jemals in einer Höhle?«
    »In einer Hohle? Nein.«
    »Das dachte ich mir. Ich habe es letzte Woche versucht. Nur

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