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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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Lobschütz, um diese Frau anzusprechen. Reiner  Lobschütz verfügte über genügend Menschenkenntnis, um sofort zu merken, welchem Diamanten er auf dieser Ver-nissage begegnete, und er war brutal und machtbesessen genug, um seine Chance zu nutzen. Tanja glaubte nicht eine Sekunde daran, daß Reiner Lobschütz diese Frau liebte. Er hatte ein exquisites Dekorationsobjekt einge-kauft, um das ihn jeder beneidete, und er wollte keine Liebe, sondern eine Gegenleistung für seine Investition.
    Tanja kam etwas ins Grübeln. Plötzlich erschien ihr die Eleganz von Wiebke Steinmann nicht mehr so beneidens-wert wie vor wenigen Minuten. Und noch etwas beschäf-tigte sie, während sie zusah, wie Wiebke Steinmann Limet-tenscheiben und Eiswürfel in hohe Gläser gab und mit Mineralwasser auffüllte. Wer auch immer dieser Frank war, er war ein Idiot gewesen, die Liebe dieser Frau zu ver-spielen.
    Wiebke Steinmann kehrte mit den frischen Gläsern an den Tisch zurück und bediente Tanja und Arne. Nachdenklich blickte sie auf ihre Gesprächspartner. «In unserer Ehe hat mich Frank sexuell außergewöhnlich verwöhnt. Er schätzte Experimente und Variantenreichtum. Reiner dagegen liebt keine Abenteuer im Bett. Es könnte sein, daß das an unserem Altersunterschied liegt, aber ich nehme an, das war bei ihm auch vor dreißig Jahren nicht anders. Auf die Dauer stellte sich bei mir ein Bedürfnis nach interes-santeren Spielarten ein. Für Männer mag es einfach sein, sich einen solchen Wunsch zu erfüllen. Für Frauen, vor allem in meiner exponierten Stellung, ist das wesentlich schwieriger, zumal ich keinerlei emotionale Konsequenzen wünschte und absolute Diskretion erforderlich war. Avan-cen gab es natürlich viele», sie lächelte geringschätzig,
    «aber sie glauben gar nicht, wie schwatzhaft gerade Män ner sein können. Ich wollte auf gar keinen Fall ein Risiko eingehen.» Arne fragte sich beschämt, wann er das letzte Mal bei seinen Kumpels so richtig vom Leder gezogen hatte. Ob Wiebke Steinmann das ahnte, ihr war alles zuzutrauen. Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg, und drückte verzweifelt das kühle Glas an seine Wange. Aber Wiebke Steinmann schwieg, ihr Blick schien nach innen zu gehen. Dann seufzte sie. «Vor fast zwei Jahren bin ich dann Steffen Vogel begegnet. Es war im Staatstheater, ich war ohne Reiner da, er interessiert sich nicht sonderlich für Opern und hatte auch keine Zeit. Meine Freundin, sie ist Ärztin, begleitete mich. Sie kannte Steffen Vogel, er war ihr Patient gewesen, und sie stellte ihn mir vor. Ich kann Ihnen nicht erklären, wie das war, als er mich ansah. Ich kapitulierte sofort vor seinem Blick. Es war, als ob er alles von mir wüßte, jeden Winkel meiner Seele, jede verbor-gene Leidenschaft kennen würde. Ich zitterte so, daß ich froh war, kein Glas in der Hand zu halten. Er betrachtete mich ganz ruhig. Als meine Freundin uns kurz allein ließ, um einen Bekannten zu begrüßen, sagte er leise: «Morgen, 11.00 Uhr», und nannte seine Adresse. Ich nickte mechanisch, es kam mir vor, als sei ich aufgezogen. Am nächsten Morgen bin ich pünktlich um 11.00 Uhr zu ihm gegangen.
    Es war ganz einfach, wir sind …» Sie zögerte kurz, schluckte dann. «Wir waren ja Nachbarn. Er hat mir die Tür geöffnet, er gab mir keinen Kuß, keine Umarmung.
    Statt dessen ging er mir voraus ins Wohnzimmer. Wir setzten uns, Steffen schaute mich prüfend an. Dann sagte er:
    ‹Ich glaube, wir wollen beide dasselbe. Ich bin allein, Sie sind es auch, obwohl Sie verheiratet sind. Ich bin mir sicher, wir werden einander gut tun. Sie müssen nur folgenden Bedingungen zustimmen: Keine Sentimentalitä ten, keine Anrufe, keine Briefe und vor allem: keine Liebe!
    Wir stimmen jetzt die Termine für das nächste halbe Jahr ab, beim letzten Treffen verabreden wir uns neu. Wenn Sie nicht kommen, weiß ich, daß Sie keinen Kontakt mehr wünschen. Das wäre völlig in Ordnung, ich werde mich in keinem Fall mit Ihnen in Verbindung setzen.› Dann schwieg er. Ich stimmte sofort zu. Er sah mich nachdenklich an. Dann nickte auch er und ging mir voraus ins Schlafzimmer.» Wiebke Steinmann schwieg. «Und mit Ihren Vereinbarungen, das hat geklappt?» fragte Tanja ungläubig. Wiebke Steinmann sah sie aufmerksam an. «Ja, das hat geklappt. Ich habe niemandem von diesen Treffen erzählt, ich habe ihn nicht angerufen und ihm keine Briefe geschickt. Wenn wir uns zufällig begegnet sind, auf der Straße, in der Oper, in der Stadt, dann hat

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