Vorwort
Das vorliegende Buch ist eine Sammlung von 91 Beiträgen, die teils futuristisch, teils einfach provokante oder amüsant sind. Einige der Ideen werden in anderen Büchern der XPERTEN-Reihe aufgegriffen. Dieser Band ist aber das einzige Buch der XPERTEN-Reihe, das aus Einzelgeschichten besteht, alle anderen Bände sind Romane, die über die agierenden Personen zusammenhängen.
Das Buch ist eine veränderte Neuauflage der im Jahre 2003 erschienenen Version, in der mein Freund Magister Peter Lechner aus einem Vorrat von ca. 200 Beiträgen, die ich irgendwann verfasst habe, ca. hundert auswählte, editierte und kommentierte. Da die einzelnen Beiträge über einen längeren Zeitraum entstanden waren und einige in die erste Auflage mehr als Kuriositäten aufgenommen wurden, haben wir beschlossen, das Buch nicht mehr in der ursprünglichen Form aufzulegen.
So habe ich also die Beiträge im Einvernehmen mit meinem früheren Koautor teils aktualisiert, teils zusammengelegt, sieben neue hinzugefügt, knapp 20 gestrichen, teils auf Grund der fehlenden Aktualität, teils wegen ihrer starken Ausrichtung auf Österreich: die vorliegende Auflage ist nun für eine grösseren Leserkreis weit über Österreich hinaus geeignet.
Auf Grund der neuen Struktur wurden die Kommentare meines Freundes Peter Lechner gestrichen, allerdings gefielen mir einige der prägnanten oder witzigen Aussagen so gut, dass ich einen kleinen Teil davon, oft gekürzt, behalten habe. (Peter, ich hoffe Du verzeihst mir das!) : diese sind als ‚Anmerkung von Peter Lechner’ an einigen Stellen zu finden.
Ich hoffe dass das Buch, wie seine erste Auflage, zu einer lebhaften Diskussion führen wird: über Kritik, Lob und Anmerkungen freue ich mich sehr, bitte per Email an mich,
[email protected]. Ich werde alle E-Mails beantworten.
Viel Vergnügen und ein bisschen Nachdenklichkeit beim Lesen!
Ihr
Hermann Maurer, Graz, Frühjahr 2004
P.S.: An alle, die die Beiträge im Kapitel 1 zu trocken finden habe ich eine Bitte: das Buch nicht sofort weglegen, sondern zuerst in den Kapiteln 6, 9 oder 12 schmökern!
1 RATIONALISIEREN
1.1 RATIONALISIEREN IST GUT
Ratio kommt aus dem Lateinischen und heißt Verstand, Vernunft. Etwas rationalisieren bedeutet also, etwas vernünftig machen, im übertragenen Sinn: einfacher, mit weniger Aufwand machen.
Es ist faszinierend zu beobachten, wie der Begriff Rationalisierung im Laufe der letzten 25 Jahre immer negativer belegt wurde. Da spricht man von der Rationalisierung eines Betriebes und erwähnt im gleichen Satz die Entlassung von Mitarbeitern; oder man hört vom Wegrationalisieren von Arbeitsplätzen oder von den Gefahren der Rationalisierung.
Halt! Rationalisieren ist etwas Gutes! Solange es die Menschheit gibt, ist die möglichst weitgehende Rationalisierung, die möglichst weitgehende Vereinfachung aller Arbeitsvorgänge eines der großen Ziele.
Darum haben wir uns Fließwasser in die Wohnungen gelegt (und schöpfen nicht mehr aus dem Brunnen), darum verwenden wir Geräte wie die Waschmaschine, den Bagger und die Kreissäge und beginnen lästige Arbeiten immer mehr durch Industrieroboter verrichten zu lassen. Darum müssen die meisten von uns nicht mehr 70 Stunden pro Woche schuften (wie das vor zwei Generationen noch üblich war), sondern nur noch 38,5 Stunden (und diese von Kaffeepausen, fünf Wochen Urlaub, vielen Feiertagen, Betriebsausflügen und Sonderurlauben unterbrochen).
Durch die weiterhin zunehmend mögliche Rationalisierung und Automatisierung wird zum Erreichen eines bestimmten Zieles immer weniger menschliche Arbeit notwendig, ist ein immer kleinerer Prozentsatz menschlicher Arbeitskraft zum Überleben erforderlich, wird immer mehr Arbeitskraft frei für andere Aktivitäten.
Wir sind uns alle einig, dass das Verschwinden bzw. die Verringerun g gewisser Tätigkeiten nicht zu einer »Zweidrittel-Gesellschaft« führen darf, in der zwei Drittel arbeiten und gut verdienen, das andere Drittel arbeitslos ist und nur geringe Einkünfte bezieht. Wir sollten uns auch darüber einig sein, dass die Lösung weder im Behindern der Rationalisierung noch in der Schaffung von in Wahrheit überflüssiger Arbeit (so genannter Pseudoarbeit) bestehen kann. Andere Lösungen sind erforderlich.
Zwei offensichtliche Möglichkeiten bieten sich an: Einerseits kann man die Arbeitszeit statt sie zu verlängern (wie das oft bei der Diskussion um das Pensionssystem verlangt wird, siehe Beitrag 1.7: »Der