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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Frau häufig in dieser Wohnung?«
    »Wir waren dabei, uns zu trennen. Sie ist vor zwei Tagen zu ihm gezogen.«
    Ziegler runzelte die Stirn. »Wer ist ›ihm‹?«
    »Robert Naumann.«
    »Kannten Sie ihn gut?«
    »Flüchtig. Aus Kneipen.«
    »Sie waren nicht befreundet?«
    »Nein. Irene hat natürlich von ihm erzählt, aber sonst kenne ich ihn nicht weiter.«
    Ziegler spielte mit einem Bleistift. Andreas starrte wie hypnotisiert auf das Schreibinstrument.
    »Herr Goldberg, Ihre Vermieterin hat ausgesagt. Sie seien arbeitslos.«
    »Ja. Meine Firma hat pleite gemacht. Konstruktionsbüro Schmitz.« Er leierte die Adresse herunter.
    Ziegler notierte. Auf dem Gang außerhalb des Zimmers hörte Andreas eine Stimme, die ihm bekannt vorkam. Jemand wurde verabschiedet und verließ das Gebäude. Es war die Stimme von Sylvia, der Verkäuferin. Ein Beamter in Zivil trat ein, ging zu Ziegler, gab ihm einen Zettel und deutete auf etwas.
    Ziegler las schnell und konzentriert. Er pfiff durch die Zähne. Dann sah er Andreas an, und in seinen Augen war ein neuer, fast liebevoller Ausdruck.
    »Herr Goldberg«, sagte er langsam, »die Informationen, die ich hier habe, sind so schwerwiegend, daß ich Sie darauf aufmerksam machen muß, daß Sie nicht verpflichtet sind, Aussagen zu machen. Wünschen Sie einen Anwalt hinzuzuziehen?«
    Verständnislos starrte Andreas ihn an. »Wozu soll ich einen Anwalt hinzuziehen? Ich verkehre nicht mit Juristen. Außerdem habe ich nichts zu verbergen.«
    Ziegler sah ihn scharf an. »Na schön, wie Sie meinen. Also: Ihre Frau hat Sie vorgestern verlassen?«
    »Nein. Inzwischen sind es drei Tage. Und sie hat mich nicht verlassen; wir haben uns darauf geeinigt, daß sie auszieht.«
    Ziegler machte eine Handbewegung. »Sie sind arbeitslos und haben gestern mündlich Ihre Wohnung gekündigt. Darf ich wissen, warum?«
    »Die kann ich mir jetzt kaum leisten.«
    »Haben Sie finanzielle Sorgen?«
    »Wer hat die nicht? Nun, Sorgen würde ich nicht direkt sagen. Das hängt alles davon ab, wie schnell ich wieder einen Job kriege. Oder wie schnell ich wieder einen Job haben will.«
    Ziegler grunzte. »In der augenblicklichen Wirtschaftslage kommt es dabei wohl weniger auf Ihren Willen an, oder?«
    Andreas zuckte mit den Schultern. »Das wird sich herausstellen.«
    Ziegler trommelte auf den Schreibtisch. Der andere Beamte starrte betont desinteressiert aus dem Fenster.
    »Was haben Sie diese Nacht gemacht?«
    Andreas lachte. »Wollen Sie ein Alibi von mir? Na schön, sollen Sie haben. Ich habe gestern meinen Großvater besucht und bin am frühen Nachmittag bei ihm eingetroffen. Wir haben gegessen, getrunken und Schach gespielt. Da ich etwas zu viel getrunken hatte und es außerdem schon ziemlich spät war, habe ich bei ihm übernachtet. Heute morgen kurz nach sechs habe ich ihn verlassen. Ich bin nach Bonn gefahren und wollte zu einer Verabredung mit meiner Frau, meiner demnächst Ex-Frau. Mein Gott, Gott hab sie selig. Da wurde ich von Ihren Kollegen erbeutet. Den Rest wissen Sie ja wohl, oder?«
    Ziegler nickte. »Wo wohnt Ihr Großvater?«
    Andreas nannte die Adresse und fügte hinzu: »Telefon hat er nicht. Sie müssen sich schon persönlich zu ihm begeben.«
    »Keine Sorge, das prüfen wir nach. – Haben Sie gestern am späten Nachmittag telefonisch ein Treffen mit Ihrer Frau vereinbart?«
    »Ja, das habe ich Ihnen aber schon gesagt; und daß ich heute morgen auf dem Weg zu ihr war.«
    Ziegler nickte erneut. »Haben Sie. – Sagen Sie, worum ging es bei dem Treffen?«
    »Oh, um die Klärung finanzieller Angelegenheiten.« Er schlug sich vor die Stirn. »Mensch, der Termin. Ich war um zehn Uhr verabredet. Kann ich bitte mal telefonieren?«
    Ziegler nickte zum dritten Mal. »Gleich. Nur noch ein paar kurze Klarstellungen. – Ist es zutreffend, daß Vermögen, gemeinsames Vermögen von Ihnen und Ihrer Frau, im allgemeinen auf den Namen Ihrer Frau angelegt ist?«
    »Woher wissen Sie das denn?«
    Ziegler antwortete mit einer Gegenfrage. »Und Ihre Frau hat wohl eine hohe Lebensversicherung zu Ihren Gunsten abgeschlossen?«
    Wie betäubt starrte Andreas den Hauptkommissar an. Er begriff, endlich, was Ziegler von ihm wollte.
    »Also, ich fasse zusammen. Ihre Frau verläßt Sie; Sie verlieren Ihre Stelle; Ihnen stehen finanzielle Schwierigkeiten ins Haus. Nennenswertes Vermögen, so weit es existiert, läuft auf den Namen Ihrer Frau. Ferner gibt es eine Lebensversicherung auf den Namen Ihrer Frau, die Ihnen zugute kommt,

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